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Stiftung Warentest:

Multivitaminsäfte bringen’s nicht

Functional Food ist ein Reizthema. Stiftung Warentest hat sich 22 Multivitaminsäfte ins Labor geholt und getestet – mit ernüchterndem Fazit.

Die Stiftung Warentest hat 22 Multivitaminsäfte getestetFunctional Food – Ist es nun gesund, Lebensmittel mit irgendwelchen Stoffen anzureichern? Oder einfach nur teuer? Wer beim Einkaufen zu Multivitaminsäfte greift, hat oft einen triftigen Grund: Vitamine sind gesund! Multivitaminsäfte müssten logischerweise multigesund sein. Wer ihn kauft und den Lieben zu Hause anbietet, müsste also jede Nacht beruhigt sein Haupt betten können. Nun hat sich aber die Stiftung Warentest diese Multivitaminsäfte vorgenommen. Und ein Wort reicht den Testern, um diese zu charakterisieren: multienttäuschend.

Im Dienst der Verbraucher

Die Stiftung Warentest ist so etwas wie der Spielverderber der Nation. Eine Menge Menschen unterziehen alle möglichen Dinge des täglichen Bedarfs einer äußerst kritischen Begutachtung. Was sie dabei herausfinden, hat großen Einfluss auf die Gemütslage des Landes. Den Herstellern vermiesen sie den Tag, indem sie alle vorhandenen Finger in die penibel freigelegten Wunden eines Produktes legen. Die Verbraucher leiden, weil sie ihrer Illusionen beraubt werden. Lieb gewonnene Begleiter des Alltags werden da ihrer schillernden Verpackung entrissen und stehen plötzlich ohne Nutzen da: cholesterinsenkende Lebensmittel, probiotische Joghurts, Kinderlebensmittel…

Aktuell beäugten die Tester, probierten sie sogar und waren multienttäuscht. Es fängt schon mit der Sinnfrage an. Nach Ansicht von Ernährungswissenschaftlern gibt es für das Produkt eigentlich keinen Markt. Jeder, der sich halbwegs abwechslungsreich ernährt, schafft es nicht in die Unterversorgung mit Vitaminen und braucht daher keine künstliche Zufuhr.

Stiftung Warentest hat diese 22 Multivitaminsäfte getestet:

Stiftung Warentest

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Multi­vitaminsäfte:
  • albi Multi­vitamin mit 12 Vitaminen
  • Aldi (Nord)/Sonniger Multi­vitaminsaft
  • Aldi (Süd)/rio d’oro Multi­vitamin
  • Amecke intense Multi­vitamin
  • Bari Multi­vitamin
  • Bauer Multi-Vitamin-Saft
  • Dittmeyer’s Valensina Vitamin-Frühstück Multi-Vitamin
  • Edeka/gut & günstig Multi­vitamin Saft
  • Hohes C Multi-Vitamin
  • Kaiser’s Tengelmann/Star Marke Multi­vitamin-12-Frucht­saft
  • Kaufland/K Classic Multi­vitamin Saft
  • Kumpf Sanft wie Seide Multi
  • Lidl/vitafit Multi­vitaminsaft
  • Netto Marken-Discount/Fruchtstern Multi­vitaminsaft
  • Norma/Trimm Multi­vitaminsaft
  • Penny/Summerhill Multi­vitaminsaft
  • Rabenhorst 11 plus 11
  • Rauch happy day 100 % Multi­vitamin­
  • real Quality Multi­vitamin 12-Frucht Saft
  • Rewe Multi­vitamin

Rote Multi­vitaminsäfte:

  • Edeka Roter Multi
  • Hohes C Roter Multi-Vitamin

Da kann es ja nur noch der Geschmack sein, über den sich bekanntlich schlecht streiten lässt. Aber nur ein Saft war so lecker, dass die Tester die beste Note vergaben, zwei weitere bekamen ein „gut“, dann kam das breite Mittelfeld. Das Schlusslicht allerdings machte gar keinen guten Eindruck mehr: „Er schmeckte stark karottenartig, deutlich malzig, deutlich nach alten Früchten und auch noch muffig.“

Dann vielleicht die Ehrlichkeit des Produktes, immerhin werben auch andere Lebensmittelhersteller damit. Aber auch hier Fehlanzeige. Die Menge der Vitamine wird auf der Flasche zwar angegeben, aber im Saft bis zum Dreifachen überschritten. Das gilt auch für die abgebildeten schmackhaften und exotischen Früchte auf der Verpackung. Die Letzten der Zutatenliste sind zwar noch drin im Saft, aber eher in homöopathischen Mengen. Der Hauptbestandteil ist meist Apfel- oder Orangensaft.

Machen Säfte mit angereicherten Vitaminen überhaupt Sinn?

Wen all diese Argumente bislang nicht berühren, sollte sich die Warnung der Tester vor dem massenhaften Verzehr von Multivitaminsäfte zu Gemüte führen. Wer sich normal ernährt, sollte nicht mehr als ein Glas täglich zu sich nehmen, denn auch Vitamine können überdosiert werden, was der Körper gar nicht mag. Die Liste der Symptome ist lang und unerfreulich. Dazu kommt noch der Kaloriengehalt. In einem Glas Multivitaminsaft stecken 100 Kilokalorien, ein ungefähr 70 Kilogramm schwerer Mensch muss dafür schon mal zehn Minuten Treppensteigen und nach zwei Gläsern 30 Minuten Radfahren. Ein gesunder Durstlöscher ist was anderes.

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Über Manuela Käselau

Manuela Käselau ist Physiotherapeutin und Shiatsu-Praktikerin (GSD). Parallel studierte sie Phonetik, Niederdeutsche Linguistik und Systematische Musikwissenschaft an der Universität in Hamburg. Als freie Autorin schreibt sie für diverse Online- und Printmedien, hauptsächlich im medizinischen Bereich. Seit 2012 ist sie ein Mitglied der Redaktion.