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Schläge sind keine Lösung:

Erziehung – Wenn Worte nicht weiter helfen

Früher gehörten Schläge ganz selbstverständlich zur Erziehung. Die Züchtigung, ob zu Hause oder in der Schule, war selbstverständliche Disziplinierungsmaßnahme.

Schläge und Prügel haben in der Erziehung von Kindern nichts zu suchen.

Erziehung: Früher war es üblich, dass man Kinder mit Schlägen und Strafen erzogen hat. Bild: © fotolia.de

Und heute? Viele Eltern denken immer noch, ein kleiner Klaps schadet nicht. Aber ist das wirklich so?

Kinder können einen in den Wahnsinn treiben, ganz klar. Ob mit Absicht, um die Grenzen auszuloten, oder einfach aus Versehen, weil sie nicht verstehen, dass sie etwas Unerwünschtes tun. Wenn sich die Geschwister streiten und einfach nicht zu trennen sind, wenn mehrfache Ermahnungen in immer lauterem und schärferem Ton auf taube Ohren stoßen, platzt Eltern schon mal der Kragen. Aber sind Schläge die Lösung? Sicherlich nicht. Sie sind vielleicht der einfachste, aber bestimmt nicht der beste Weg. Wer schlägt, hat aufgegeben. Schlagen ist das Eingeständnis von Hilflosigkeit, der Rückfall in primitivste Verhaltensformen, das Recht des Stärkeren.

Denken Sie einmal an später. Stellen Sie sich vertauschte Rollen vor: Sie sind, sagen wir einmal, achtzig und verhalten sich nicht so, wie ihr fünfzigjähriges Kind es sich vorstellt. Ist »ein kleiner Klaps« da in Ordnung? Wenn Sie freche Widerworte geben als Achtzigjährige(r), ist es da vernünftig und richtig, eine Ohrfeige dafür zu kassieren? Wohl kaum. Warum sollte es dann bei Kindern in Ordnung sein? Irgendwann kehrt sich das Kräfteverhältnis um. Wenn es soweit ist, werden Sie wünschen, Ihr Kind liebevoll, angstfrei und ohne Schläge erzogen zu haben.

Wenn Kinder nur aus Angst gehorchen, ist das keine Erziehung. Erziehung bedeutet, den Kindern Werte zu vermitteln mit deren Hilfe sie selbst entscheiden können, was richtig und falsch ist. Das ist ein langwieriger und anstrengender Prozess, der zeitraubend ist, Kraft und Nerven kostet. Man muss die Werte vorleben, die man vermitteln will. Taten gelten bei Kindern mehr als Worte. Niemand verlangt von Eltern, dass das immer perfekt klappt. Natürlich kann man auch mal die Nerven verlieren. Man sollte sich bloß nicht einreden, dass das in Ordnung ist. Es ist natürlich, auch mal die Nerven zu verlieren und rumzuschreien, aber es ist immer auch ein Rückfall in die Steinzeit, als das Recht des Stärkeren galt. Und Schläge – auch wenn man sie als »kleinen Klaps« beschönigt – sind nie in Ordnung. Wer Schmerzen als Erziehungsmittel einsetzt, hat nichts begriffen.

Bill Watterson, der Autor der zu Recht berühmten „Calvin & Hobbes„-Comics lässt den Vater der sechsjährigen Katastrophe Calvin einmal sagen: „Being a parent means, wanting to hug and to strangle your child at the same time„, also „ein Vater oder eine Mutter zusein bedeutet, dein Kind gleichzeitig in den Arm nehmen und erwürgen zu wollen„, und das ist manchmal wirklich der Fall. Doch sollte man immer bedenken, dass Kinder sich in der Regel nicht bösartig verhalten, sondern oft gar nicht wissen, was sie jetzt wieder angestellt haben. Schläge werden ihnen dieses Wissen nicht vermitteln. Und auch, wenn sie Grenzen ausloten wollten, kann man ihnen dieses Grenzen anders aufzeigen. Liebevoll, konsequent und nachvollziehbar. Aber nicht impulsiv und gewaltsam.

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