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Streuobstwiesen:

Birne in Not – das langsame Artensterben

Nicht nur dem Apfel geht es an den Kragen, auch die Birnen müssen ums Überleben fürchten. Grund auch hier: Der Schwund der Streuobstwiesen, auf denen die selteneren Birnenarten wachsen.

Einzelne Birne vor einem FensterJe weniger Streuobstwiesen, desto weniger Birnen und Obst, das nicht für die Massenproduktion taugt und somit nicht in den großen Supermärkten erhältlich ist. So geraten die alten Sorten mit ihren besonderen Aromen und Eigenschaften zwangsläufig in Vergessenheit.

Das Resultat? Gerade mal ein halbes Dutzend verschiedener Birnen im Supermarkt und das kann bestenfalls die zufrieden stellen, für die Birne gleich Birne ist.

Sag mir, wo die Birnen sind?

Abate Fetel, Williams Christ, Alexander Lucas oder Nashi – das sind die birnentypischen Supermarktvertreter. Weniger bekannt: Keine dieser Sorten war ursprünglich ein einheimisches Gewächs.

Wer würde angesichts der geringen Supermarktauswahl wohl vermuten, dass es weltweit an die 2.500 Birnensorten gibt?

Und als wäre das nicht ernüchternd genug, kommt hinzu, dass ein Großteil der für den Massenverzehr gezüchteten und in unseren Obsttheken landenden Birnen nicht aus Deutschland stammt, sondern aus China, Japan, Italien, Spanien, Argentinien oder Chile.

Einheimische Birnensorten? Fehlanzeige. Und genau da setzt das vom Verein Slow Food gegründete Projekt „Arche des Geschmacks “ an. Ziel ist es, die Biodiversität zu erhalten und regional bedeutende Produkte nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, indem ihr Anbau unterstützt wird. Oder, um es mit den Worten von Arche-Kommissionsmitglied Martina Hasewinkel zu sagen: „Schützen durch Nützen“.

Mit an Bord der Arche: Champagner-Bratbirne und Stuttgarter Geishirtle

Die Champagner-Bratbirne existiert seit 1760 und ist, wie der Name vermuten lässt, perfekt zum Vergären geeignet. Ihrem Schutz widmet sich der Verein zur Erhaltung und Förderung alter Obstsorten, informieren kann man sich unter www.champagner-bratbirne.de auf der Vereinswebseite.

Eine kleine Anekdote am Rande: Gegen die Verwendung des Sortennamens mit dem Satz „Hergestellt aus der Champagner-Bratbirne“ auf Birnenschaumwein klagte ein französischer Verband der Champagnerwirtschaft – und bekam insoweit Recht, als der BGH ein „Etikett für Birnenschaumwein mit der blickfangmäßig herausgestellten Angabe ‚CHAMPAGNERBRATBIRNE’“ verboten hat (Az: I ZR 262/02).

Das Geishirtle (auch: Hutzel-, Zucker- oder Honigbirne), zufällig um 1750 von den namensgebenden Hirten der Ziegen oder Geißen entdeckt, ist eine saftige und süße Sommerbirne mit leichtem Zimtaroma.

Eine weitere Birnensorten, die gute Chancen hat, demnächst auf der Arche mitfahren zu dürfen, ist die Albecker Birne (auch: Ulmer Butterbirne). Die Baumschule Scheerer in Langenau-Albeck gilt als die Wiege dieser Birne. Zu verdanken ist das Gründer Balthasar Scheerer, der vor 100 Jahren eher zufällig zum Birnenziehvater wurde.

Bezugsquellen für alte Birnensorten u.a.:

Wer selbst eine der alten Birnensorten kultivieren möchte, wird bei Baumschulen oder Gärtnereien fündig. Verschickt werden Bäumchen mit einer Höhe von ca. 80–120 cm, je nach Lieferant.

Im Onlineshop der Manufaktur von Jörg Geiger dreht sich auch alles um die Champagner-Bratbirne, allerdings nur um die verzehrfertige Variante. Die Champagner-Bratbirne und Geishirtle zum Pflanzen gibt es bei www.pflanzmich.de und die Ahlbecker Birne bei www.scheerer-baumschulen.de.

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