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Pflanzaktivisten:

Guerilla Gardening – Gärtnern aus Protest

Die einen gärtnern um die Stadt schöner zu machen, die anderen aus Protest: Guerilla Gardening. Was in den USA begann – findet weltweit immer mehr Anhänger.

Beim Guerilla Gardening wird aus Protest oder zur Verschönerung gegärtnert.

Die Aktivisten beim Guerilla Gardening sind häufig mit Blumensamen bewaffnet. Bild: © fotolia.de

Gärtnern ist ein entspannendes Hobby, dem immer mehr Menschen frönen. Die Zeiten, in denen der eigene Garten als spießig galt, sind längst vorbei. Viel mehr werden all jene beneidet, die ein eigenes Gärtchen ihr Eigen nennen können. Dass das grundsolide Hobby heutzutage sogar sehr aufregend sein kann, zeigt das Guerilla Gardening.

Der Samen fürs Guerilla Gardening wurde bereits 1973 in New York gelegt. In einer von Liz Christy initiierten Offensive trafen sich die Liebhaber des urbanen Grüns und bepflanzten in Eigenregie eine brachliegende Fläche, um auf den Verfall mancher Innenstadtviertel aufmerksam zu machen.

Im Mai 2000 rückte das Guerilla Gardening angesichts einer aufsehenerregenden Aktion erneut in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Am Parliament Square trafen sich diverse Umweltaktivisten, um sich den Platz mit Erde, Spaten und Setzlingen zurückzuerobern.

Geprägt hat das Guerilla Gardening allerdings der Werbefachmann Richard Reynolds, der 2004 selbst zum Blumentopf griff. Politische Gründe hatte Reynolds nach eigenem Bekunden nicht im Sinn, er wollte lediglich für ein paar Farbtupfer auf seinem Hinterhof sorgen.

Reynolds fand Gefallen daran, brachliegende Flächen zu verschönern und rief die Internetcommunitiy guerrillagardening.org ins Leben. Wer sich vorab ins Guerilla Gardening einlesen möchte, dem sei ein Blick ins von Reynolds verfasste „Guerilla Gardening: Ein botanisches Manifest“ empfohlen.

Krieg mit Schaufel und Samentütchen

Während die einen friedlich vor sich hingärtnern und lediglich die Stadt verschönern oder Essbares anpflanzen wollen, geht es anderen um den Protest und das zivile Ungehorsam. Folglich erscheint das Auftreten mancher Guerilleros recht martialisch angehaucht und es genügt ihnen nicht, still und leise Samen in die Erde zu bringen.

In Reynolds Buch ist denn auch von „Samenbomben“, „Waffen“ oder „Anschlagsziel“ die Rede. Und Aktionen, bei denen Pflanzaktivisten – wie einst in London – eigenhändig einen Autobahnabschnitt sperrten, um mit erheblichem Aufwand zwei Bäume zu pflanzen, polarisieren natürlich und stoßen nicht überall auf Gegenliebe.

Derart massive Begrünungsaktionen bleiben allerdings eher die Ausnahme. Meist beschränken sich die Guerilleros darauf, brachliegendes Gelände, Baumscheiben, Straßenränder oder Mittelstreifen zu bepflanzen.

Verbotenes Hobby – der rechtliche Aspekt von Guerilla Gardening

Über den Wortlaut und das Auftreten der Guerilla Gärtner mag man uneins sein. Tatsächlich gibt es aber wohl deutlich unangenehmere Arten des zivilen Ungehorsams, als des Nachts Veilchen, Sonnenblumen oder Möhren auf brachliegenden Flächen zu pflanzen.

Doch wie sieht es mit dem rechtlichen Aspekt aus? Über die heimlich auf der Autobahn gepflanzten Bäume muss strafrechtlich nicht diskutiert werden – dabei wurde öffentliches Eigentum beschädigt. Doch ist es strafbar, in einer Nacht-und-Nebel-Aktion eine Baumscheibe zu begrünen oder öffentlichen Raum mit Stiefmütterchen und Sonnenblumen zu versehen?

So unglaublich es klingt: Das heimliche Bepflanzen jeglichen öffentlichen Raums gilt als Sachbeschädigung und ist illegal. Da wird es wohl Zeit, die Gesetzgebung aufzufrischen und zu optimieren…

Buchtipp: Guerilla Gardening: Ein botanisches Manifest, Broschiert: 269 Seiten; Verlag: Orange Press; Auflage: 1., Aufl. (Mai 2009); Sprache: Deutsch; ISBN-10: 3936086443; ISBN-13: 978-3936086447; Preis: 20,00 Euro

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