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Haushaltssorgen:

Das bisschen Haushalt…

Als Johanna von Koczian 1977 ihre Haushaltspflichten besang und das fehlende Mitgefühl ihres Mannes beklagte, stimmten viele Frauen reflexartig zu. Denn einen Haushalt zu bewältigen war damals reine Frauensache und kein Spaziergang.

Das bisschen Haushalt - Hausmann in den fünfzigerIst es heute auch nicht unbedingt, aber mittlerweile gibt es auch Männer im Haushalt und – technische Hilfe. Manche der neuen Errungenschaften machen das bisschen Haushalt wirklich einfacher, manche aber auch eher komplizierter.

Wer es noch kennt, die Wäsche mit der Hand zu waschen, den Boden zu bohnern oder am Kohlenherd zu kochen, weiß den heutigen Haushalt mit Vollautomat (so nannte man früher Waschmaschinen, die tatsächlich alles alleine machten), pflegeleichtem Bodenbelag und Induktionsherd sehr zu schätzen. Denn die Arbeit mit der heutigen Küchenausstattung ist körperlich leichter und schneller erledigt.

Eine Spülmaschine zum Beispiel spart Zeit, Energie und Wasser – wenn man denn weiß, wie sie richtig bedient wird. Besonders die Europäer haben da zwar Schwierigkeiten, aber das wird schon noch. Auch beim Thema Bodenreinigung hat sich einiges getan. Heutzutage gibt es Staubsauger, die fast jeden Fußboden mühelos reinigen und das bis in die kleinste Pore. Zugegeben, das Aussuchen, Entscheiden und Finden des Wunschstaubsaugers kann schon mal Wochen in Anspruch nehmen und den Geldbeutel arg strapazieren. Aber wenn es dann entschieden ist und das neue Staubmonster das erste Mal über den heimatlichen Boden gleitet – das fühlt sich schon toll an!

Oder Roboterstaubsauger. Kennen Sie nicht? Macht nichts, wird sich sicherlich auch nicht durchsetzen, ist aber besonders für Männer eine willkommene Geldanlage und ein hübsches Spielzeug. Ein scheibenähnliches Ding gleitet auf Ihren Befehl aus seiner Ladestation und saugt ganz selbstständig Ihre Wohnung. Gut, Sie müssen schon ein bisschen dafür sorgen, dass der kleine Racker die Ecken erreichen kann und es wäre auch gut, wenn unter Ihnen niemand wohnt, denn der Roboter ist doch eher langsam. Aber er kann ohne Sie arbeiten und das gibt Ihnen Zeit.

Haushaltssorgen - Die Hausfrau hat den Ehemann eingesaugtUnd was machen moderne Familienmanager mit dieser Zeit? Bei Frauen ist das relativ klar: Sie gehen mit der Freundin in den nächsten Wellnesstempel und lassen Haare, Nägel und Seele richten. Die Männer aber und das ist nun wirklich eine überraschende Erkenntnis, stecken die gewonnene Zeit – in den Haushalt. Sie haben richtig gelesen, in den Haushalt. Echte Kerle schaffen sich Grills an, die richtig viel Pflege und Zeit brauchen, dann aber auch ein Grillgut zaubern, das definitiv klarstellt, wer hier der Chefkoch ist. Allerdings sind die Preise nichts für lahme Sonntagshelden – auf dem Grillmarkt wird schon seit Jahren geklotzt und nicht gekleckert. So ein Grill ist nämlich in erster Linie eine Aussage und bereitet erst in zweiter Linie Essen zu.

Die etwas zarteren Männer halten mit Kaffeemaschinen dagegen. Wobei der Begriff „Kaffeemaschine“ vielleicht ein bisschen irreführend ist. Es handelt sich eher um Geräte, die so teuer wie ein Kleinwagen sind, auch genau so viel Krach machen und die Küche nicht weniger ausfüllen als ein Auto die Garage. Damit kocht man nicht einfach nur Kaffee – das ist ein Hobby, quasi eine Aufgabe. Und der Beweis, zu welcher Gesellschaftsschicht man gehört. Ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass solche Technikprotze meist in Küchen stehen, die zum Kochen ohnehin nicht benutzt werden? Aber das ist jetzt vielleicht auch kleinlich.

Heute klagen also auch Männer über das fehlende Mitgefühl bei Haushaltssorgen, nämlich immer dann, wenn ihre betreuungsintensiven und empfindlichen Gerätediven zicken und die ihnen eigene Frau dieses Problem ganz ungeheuer unwichtig findet. Aber im Grunde ist es doch eine romantische Vorstellung, wenn heute Paare einträchtig singen: Das bisschen Haushalt….

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Über Manuela Käselau

Manuela Käselau ist Physiotherapeutin und Shiatsu-Praktikerin (GSD). Parallel studierte sie Phonetik, Niederdeutsche Linguistik und Systematische Musikwissenschaft an der Universität in Hamburg. Als freie Autorin schreibt sie für diverse Online- und Printmedien, hauptsächlich im medizinischen Bereich. Seit 2012 ist sie ein Mitglied der Redaktion.