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Typisch Junge, typisch Mädchen:

Wie Klischeeverhalten der Erziehung trotzt

Geschlechtsunterschiede die über körperliche Merkmale hinausgehen, wurden vermutlich seit Beginn der Menschheit in allen Kulturen ausgemacht.

Geschlechterunterschiede - Typisch Junge, Typisch MädchenEs ist der Moment, der engagierte Eltern verzweifeln lässt. Da erziehen sie ihren Nachwuchs möglichst geschlechtsneutral, um tradierte Geschlechterrollen auszuhebeln. Im Mädchenzimmer finden sich keine Puppen und der Sohn verausgabt sich beim Ballet. Und doch ist das Mädchen verrückt nach rosa Glitzerkram, während der Sohn jeden Ast zur Pistole umfunktioniert.

Männer und Frauen – Sklave ihrer Gene und Hormone?

Sind diese Unterschiede tatsächlich genetisch und somit erziehungsresistent? Autoren wie John Gray, Allan und Barbara Pease oder Regina Swoboda wollen uns das zumindest weismachen. Ihre Buchdauerbrenner heißen „Männer sind vom Mars. Frauen von der Venus“, „Warum Männer nicht zuhören und Frauen nicht einparken können“ oder „Die Raffinesse einer Frau“.

Untermauert von populärwissenschaftlichen Studien schlagen sie alle in dieselbe Kerbe: Männer und Frauen können nicht aus ihrer Haut, weil es von der Natur eben nicht so vorgesehen ist. Einige Autoren gehen sogar soweit, für die Untreue mancher Männer genetische Gründe heranzuziehen.

Was sagt die Wissenschaft?

Die Gehirne von Männern und Frauen sind in der Tat unterschiedlich und das beginnt schon damit, dass das männliche Gehirn größer und schwerer ist – was nichts über seine Leistung aussagt. Auch Gene und Hormone weisen geschlechtsspezifische Besonderheiten auf. Dennoch sind die biologischen Faktoren nur ein Aspekt.

Wie ausgeprägt das geschlechtsidentische Verhalten eines Menschen im Lauf der Zeit wird, hängt natürlich auch von sozialen Einflüssen ab – und hier kommt wieder die geschlechtsneutrale Erziehung ins Spiel. Tatsächlich, so das Ergebnis einer Studie der Universität Wisconsin, gibt es bei den kognitiven Fähigkeiten kaum noch nennenswerte Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Lediglich beim Sport, also dort, wo es primär um Muskelmasse geht, herrscht ein Mann-Frau-Gefälle.

Aus Rosa wird Blau – Geschlechtsspezifischer Farbewandel

Welche Macht soziale Einflüsse haben, zeigt sich bei den Farben. Rosa ist heute die typische Mädchenfarbe und ein Junge, der bei der Bekleidung auf Rosa setzt, macht sich zum Gespött seiner Mitschüler.

In Amerika galt die Farbe Rosa allerdings noch 1918 als ideal für Jungen – weil sie im Vergleich zu Hellblau die kräftigere der beiden Farben ist. Hellblau hingegen war weich und weiblich. Und wer alte Gemälde der Jungfrau Maria betrachtet, erblickt sie nicht in einem rosafarbenen Kleid – sondern einem hellblauen.

Was gab der Farbe Blau ihre Männlichkeit zurück? Vielleicht Levi Strauss mit seinen Blue Jeans oder der Blaumann, die klassische Arbeiteruniform – auf jeden Fall nichts, was sich genetisch und mit dem ‚Willen der Natur’ (was immer das sein soll) begründen ließe.

Ziemlich interessant ist es ebenfalls, ‚typische’ Geschlechtsmerkmale in unterschiedlichen Kulturen zu unterschiedlichen Zeiten zu betrachten. Für jedes Volk, in dem nur Männer weben können (und nur Männer es deshalb dürfen) findet sich sicher eines, in dem diese Tätigkeit nur Frauen können und dürfen – das gilt gleichermaßen für andere Tätigkeiten.

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