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Kindesmisshandlung:

Alkohol während der Schwangerschaft besonders gefährlich

Trinken während der Schwangerschaft? Das bleibt nicht ohne Folgen und wird von Experten als schwerste Kindesmisshandlung eingestuft.

Schwangere Frau mit einem Glas Rotwein in der Hand

Alkoholgenuss während der Schwangerschaft kann schwere Folgen für das ungeborene Kind haben. Bild © fotolia.de

Wie Prof. Dr. med. Hans-Ludwig Spohr von der Berliner Charité auf der 6. Landeskinderschutzkonferenz in Rostock berichtete, entstehen die häufigsten angeborenen Schädigungen von Kindern durch den Alkoholgenuss während der Schwangerschaft. Obwohl es sich dabei um Schädigungen handelt, die komplett zu verhindern wären, werden jedes Jahr in Deutschland rund 4.000 alkoholgeschädigte Kinder zur Welt gebracht.

Schwerste Kindesmisshandlung

Dr. Spohr trifft ein hartes Urteil und bezeichnet das Trinken während der Schwangerschaft als schwerste Misshandlung, die man einem Kind zufügen kann. Doch die medizinischen Folgen geben dem Arzt Recht: Alkoholgeschädigte Säuglinge sind im Wachstum, in der Intelligenz und auch im Verhalten gestört. Geschädigte Kinder, die mit dem typischen Gesicht oder einem zu kleinen Kopf zur Welt kommen, seien nur die Spitze des Eisberges. Andere betroffene Kinder würden in der Schule gehänselt und seien hyperaktiv oder unruhig. Doch mehr als Aufklären kann man bei der Problematik nicht und die Verantwortung liegt letzten Endes bei der werdenden Mutter. Wie Dr. Spohr anmerkt, ist es dabei aber nie zu spät, mit dem Trinken aufzuhören, auch nicht während der Schwangerschaft.

Prävention statt Vorwürfe

Der sozialpädagogische Professor Dr. Matthias Müller von der Hochschule Neubrandenburg setzt auf die frühe Hilfe und Netzwerke von Einrichtungen, die mit Kindern zu tun haben. Man müsse trinkenden Schwangeren eine Hilfe anbieten, die nicht von oben herab erscheint, sondern dankend angenommen wird. Wichtig seien zudem eine familiengerechte Gestaltung von Netzwerken aus Justiz, Polizei, Kinder- und Jugendhilfen, sowie Schulen und Gesundheitseinrichtungen. Eine lohnende Zusammenarbeit sollte dabei die eigene Position in den Hintergrund stellen und die Interessen der Betroffenen verfolgen. Wie Sozialministerin Manuela Schwesig (SPD) aber betont, habe sich in diese Richtung schon einiges getan. So sei man in Mecklenburg-Vorpommern zum Beispiel von der Mentalität des „Wegschauens“ abgekommen und verfüge bereits über ein funktionierendes Netzwerk, das zum Wohle der Kinder handelt.

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Über Stephan Lenz

Stephan Lenz studierte Philosophie, Soziologie und Anglistik an der Universität Mannheim. Es folgten schriftstellerische Fortbildungen und die freiberufliche Arbeit als Autor und Journalist. Neben unzähligen Artikeln in diversen Magazinen, veröffentlichte er Prosa im Charon Verlag, Hamburg, sowie im Wortkuss-Verlag, München. Er gehört seit vielen Jahren zum festen Stamm der Redaktion des Artikelmagazins.