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Kräuterheilkraft:

Die Sache mit dem Funktionspflaster – heilende Wirkung oder Humbug?

Funktionspflaster - Pads mit Kräuteressenzen werden auf die Fußsohle aufgeklebt.Bei der Entscheidungsproblematik zwischen sanfter Medizin oder chemischer Keule wählen immer mehr gesundheitsbewusste Verbraucher die vermeintlich freundlich friedfertigen Heilmittel aus der Naturapotheke. Dagegen ist natürlich absolut nichts einzuwenden, sofern die Kräuter, die dann Verwendung finden, auch tatsächlich zu helfen und zu lindern vermögen. Leider gibt es aber auch im Grenzbereich zwischen Arzneimittelgesetz und frei flottierender Gewinnerzielungsabsicht geschäftstüchtige Anbieter, die ihren zahlungswilligen Kunden eher Wünsche als Wirklichkeiten verkaufen. In diesem Zusammenhang ist in letzter Zeit die Gattung der Funktionspflaster ins Visier der Kritik geraten. Denn diese werden mit dem Versprechen feilgeboten, Wohlbefinden und Vitalität zu steigern, Schmerzen und Verspannungen aufzulösen, und dem Idealgewicht den schlanken Weg zu ebnen. Wie viel Glauben darf also man den Beteuerungen der Anbieter schenken? Und wie sollen oder können Funktionspflaster überhaupt ihre angepriesene Wirksamkeit entfalten?

Von Wellness bis Gewichtskontrolle – so soll’s funktionieren

Funktionspflaster unterscheiden sich vom gewöhnlichen Heftpflaster dadurch, dass sie der Haut keine sterile Wundauflage, sondern ein mit Kräuterextrakten oder anderweitigen bioverfügbaren Wirkstoffen angereichertes Kissen anbieten. Die solcherart angesprochene Hautoberfläche hat nun die Möglichkeit, sich die volle Kräuterkraft aus dem Funktionspflaster buchstäblich reinzuziehen, um die medizinisch wirksamen Bestandteile dann direkt in den Blutfluss weiter zu leiten. Ob die Haut diese Offerte tatsächlich annimmt, oder ob sie sich den aus dem Funktionspflaster grüßenden Essenzen reserviert verschließt, kann allerdings niemand sagen. Denn Funktionspflaster gelten vor dem deutschen Gesetz nicht als Arzneimittel, und müssen mit diesem „Persilschein“ auch keine kontrollierten Wirksamkeitsstudien über sich ergehen lassen. So bleibt dem gutgläubigen Anwender also nichts anderes übrig, als den Angaben des Herstellers zu vertrauen. Sollte das alleine bereits für einen salutogenen Placebo-Effekt ausreichen, wäre das Heilziel allerdings auch schon freundlich erfüllt. Da heißt es also einmal mehr: Wer heilt, hat recht.

Was pflasterst Du?

Placebo hin, medizinische Wirkung her – Deutschland ist im Funktionspflasterfieber. Dabei stehen derzeit die folgenden drei  „Klebestreifen“ in der Publikumsgunst ganz weit oben:

– Gewichtsreduktionspflaster, deren Kräutermischung den Appetit verhagelt, während gleichzeitig die Fettverbrennung gepusht wird. Dazu sollen meist die Wirkstoffe Guarana oder der aus der Nessel Coleus forskohlii extrahierte Pflanzenextrakt Forslean an den Start gehen. Allerdings sind diese aktivierenden bis aufpeitschenden Phytopräparate, sofern sie es denn tatsächlich aus dem Pflasterkissen in die Blutbahn schaffen, für das Herz-Kreislaufsystem nicht ganz ungefährlich.

– Haarwuchspflaster, die mit Rosmarin und Hopfen der beginnenden Verkarstung auf dem Kopf entgegenwirken sollen. Diese Funktionspflaster werden am Rücken aufgeklebt. Wie die beiden Heilpflanzenextrakte von dort aus ihren Weg zur Kopfhaut finden sollen, bleibt unbelegt dahingestellt. Doch angenommen, es würde ihnen tatsächlich gelingen: Dann würde Rosmarin für eine rege Durchblutung der Kopfhaut sorgen, während der östrogenähnliche Hopfen die Haarfollikel zu neuen Anstrengungen stimuliert.

– Edelstein- und Edelmetallpflaster, die, des nächtens auf die Fußsohlen geklebt, jeden Tag für neue Dynamik und Spannkraft sorgen sollen. Wer es glaubt, könnte damit tatsächlich selig werden. Allerdings könnte die empfindliche Haut der Fußsohlen auch mit Allergieschüben auf das nächtliche Energiepflaster reagieren. Also bitte Vorsicht bei bekannten Kontaktallergien.

Fazit

Wer der Alternativmedizin einen enormen Vertrauensbonus entgegenbringt, und wer mit seinem Glauben schon einmal Berge versetzen konnte, der würde wahrscheinlich von Funktionspflastern tatsächlich gesundheitlich profitieren können. Da kann man nur sagen: Ausprobieren und abwarten. Allerdings stehen Funktionspflaster in Sachen Wirkungsnachweis noch nicht mal auf tönernen Füßen, sondern schweben sozusagen über den Wassern. Wem das im Dienste seiner Gesundheit nicht ausreicht, der ist wahrscheinlich besser beraten, sich nach anderen Kräuteranwendungen mit wissenschaftlich tatsächlich belegter Heilkraft umzuschauen.

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