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Ungesunder Lebenswandel:

Chinesen werden immer dicker

Die Wirtschaft in China wächst rasant. Doch die Verwestlichung bringt auch Nachteile mit sich: Übergewicht mitsamt seinen Folgeerkrankungen.

Adipöse Kinder beim Fitness-TrainingDas Leben in China hat sich in den letzten 30 Jahren extrem verändert: Die Wirtschaft ist zu einem Giganten von globalem Ausmaß gewachsen, das Leben in der Stadt gewann zunehmend an Attraktivität, aber auch die traditionelle Ernährung ist dadurch immer weiter in den Hintergrund gerückt. Statt leichter und gesunder Kost, wie man sie aus Asien kannte, dominieren heutzutage auch in China Fast Food und Fertigprodukte, die ihre Spuren auf den Hüften der Einwohner zurück lassen. Denn die Chinesen werden insgesamt immer dicker und wie eine aktuelle Studie zeigt dadurch auch immer kränker.

Medizinische Versorgung lässt zu wünschen übrig

Während sich Übergewicht, Bluthochdruck und Diabetes im fernen Osten übermäßig rasant ausbreiten, hinkt die entsprechende medizinische Versorgung ein wenig hinterher. Kein Wunder, handelt es sich bei den Leiden doch um Wohlstandserkrankungen, mit denen die Chinesen in der Vergangenheit nicht wirklich viel am Hut hatten. Zwar gab es natürlich auch dort immer wieder übergewichtige Bürger, doch bei weitem nicht in der Anzahl mit der sich das Land aktuell konfrontiert sieht. Und wie chinesische Forscher herausgefunden haben, nicht ohne fatale Folgen: Denn Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind wie in den westlichen Industrieländern nun auch in China die Todesursache Nummer eins. Eine medizinische Vorsorge oder Behandlung wie man sie beispielsweise aus Deutschland kennt, ist den Chinesen überwiegend fremd.

Ein Leben im Wandel

Übergewichtiger chinesischer Junge beim MittagessenDie chinesischen Forscher machen unter anderem das steigende Einkommen ihrer Bevölkerung für das Übergewicht verantwortlich. So sei das durchschnittliche Einkommen in den letzten 30 Jahren um etwa das 80-fache angestiegen. Zudem lebten vor dieser Zeit nur rund 18% der chinesischen Bevölkerung in einer Stadt, mittlerweile  sind es gut 50%. Das Angebot an ungesunder Nahrung ist dabei gewachsen, sodass in Kombination mit Bewegungsmangel bereits viele chinesische Kinder an Übergewicht leiden. Als besonders ungesunder Faktor kommt hinzu, dass unter den Erwachsenen jeder zweite Mann raucht oder sonstige Tabakprodukte konsumiert. Der Studienleiter Dayi Hu vom Herzzentrum der Pekinger Universität gibt zu bedenken, dass Diabetes Typ 2 in den letzten fünf Jahren gut 50% unter der städtischen Bevölkerung zugenommen habe. Die Anzahl der Betroffenen sei also riesig, doch würden kaum Gegenmaßnahmen ergriffen und nur ein Drittel der Bevölkerung wisse zum Beispiel überhaupt, dass es an Bluthochdruck leide.

Ärzte sollten Vorbildfunktion wahrnehmen

Ein Punkt, den Hu besonders bemängelt ist der, dass selbst die chinesischen Ärzte keine guten Vorbilder für ihre Patienten sind. Rund die Hälfte der Mediziner würde selbst rauchen und sei übergewichtig. Selbst Herzspezialisten, die es eigentlich besser wissen müssten, führten einen äußerst ungesunden Lebensstil. Studienleiter Hu sieht nicht zuletzt hierin ein entscheidendes Defizit und ist der Meinung, dass eine Bevölkerung nur dann gesund sein kann, wenn die Ärzte es auch sind. Unterm Strich stehe man den Zivilisationskrankheiten aber recht hilflos und stellenweise auch sorglos gegenüber, ein Zustand, der sich schnell zum Positiven ändern muss, um die asiatische „Seuche“ der Herz-Kreislauf-Erkrankungen wieder einzudämmen.

Die aktuellen Zahlen sprechen klare Worte – ca.  325 Millionen Menschen gelten in China als stark Übergewichtig. Tendenz weiter steigend.

Fotos: © picture alliance / Chuang lin – Imaginechina

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Über Stephan Lenz

Stephan Lenz studierte Philosophie, Soziologie und Anglistik an der Universität Mannheim. Es folgten schriftstellerische Fortbildungen und die freiberufliche Arbeit als Autor und Journalist. Neben unzähligen Artikeln in diversen Magazinen, veröffentlichte er Prosa im Charon Verlag, Hamburg, sowie im Wortkuss-Verlag, München. Er gehört seit vielen Jahren zum festen Stamm der Redaktion des Artikelmagazins.