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Das Adenauer-Notzeitbrot: Nur soviel Essen bis der Hunger gestillt ist

Warum essen Menschen eigentlich bisweilen sehr viel mehr, als es ihnen ihr Hunger und ihr Nährstoffbedarf vorgeben? Weil die ungebremste Lust am Essen und der gute Appetit schon lange ihren evolutionären Sinn verloren haben. Was dem Menschen einstmals das nackte Überleben in einer unberechenbaren Umwelt sicherte, macht ihn heute dick. Und es war kein geringerer als Konrad Adenauer, der sich dazu sehr qualifizierte Gedanken machte, die es heute intelligent wiederzuentdecken gilt.

Gesunde Geschmacklosigkeiten

Aus der psychologischen Forschung weiß man seit Langem, dass übergewichtige Menschen nicht deshalb essen, weil sie Hunger verspüren, sondern deshalb, weil es ihnen schmeckt. Das konnte dadurch nachgewiesen werden, dass man Versuchspersonen verschiedener Gewichtsklassen über einen gewissen Zeitraum für die Ernährung lediglich eine geschmacksneutrale, aber vollwertige Paste anbot.

Während die schlanken Probanden von dieser Paste genau so viel zu sich nahmen, wie es ihr Körper und ihr Hunger verlangten, rührten die übergewichtigen Teilnehmer die Paste kaum an. Sie litten lieber Hunger, als diesen geschmacksfreien, aber mit allen notwendigen Nährstoffen ausgestatteten Ersatz anzurühren. Und sie nahmen auch dementsprechend ab. Daraus darf man schlussfolgern, dass sich schlanke Menschen nach ihren tatsächlichen körperlichen Essbedürfnissen richten und diese ebenso unbeirrt wie korrekt befriedigen, während sich übergewichtige Menschen gerne mal von ihrer eigenen Zunge verblenden lassen.

Nicht mehr als nötig

Das Rheinische Schrotbrot, auch bekannt unter dem Namen: Adenauer-BrotKonrad Adenauer war auf solchen wissenschaftlichen Killefit nicht angewiesen. Er benutzte nämlich sein eigenes Gehirn sehr gerne, um den Dingen aus seiner Sicht auf den Grund zu gehen. Natürlich war es auch ihm seinerzeit aufgefallen, dass die Bäuche der Nachkriegszeit immer strammer und stattlicher anschwollen. Und dagegen gedachte er etwas zu unternehmen. Seine These lautete: Wenn das Nahrungsmittel dem Menschen gerade mal so gut schmeckt, dass er gerade mal so viel davon zu sich nehmen mag, wie er tatsächlich zum Leben braucht, dann bleibt er schlank und fit, und die wertvollen Vorräte werden geschont.

Als kreativer Erfinder, der er war, setzte er diesen korrekten Gedanken auch sofort in die Tat um. Und sicherte sich ein Patent für ein Verfahren zur Herstellung einer Art Schrotbrot, das als „Kölner Brot“ oder später auch als Adenauer-Brot in die Geschichte eingehen sollte. Dieses durchaus gesunde Brot war so beschaffen, dass man nicht mehr davon essen mochte, als man wirklich musste. Sozusagen ein Brot mit eingebauter Ess-Bremse.

Ohne Wasser im Mund ist der Bauch nicht mehr rund

Von diesem Adenauerschen Geistesblitz kann man heute viel lernen. Denn wenn man lediglich unverfälschte und industrieferne Grundnahrungsmittel im Haus hat, die man ganz sicher nur dann anrührt, wenn der Hunger sie rein treibt, hat der Jieper keinen Nährboden mehr. Will heißen: Alles, was mit Zucker, Sahne, Weißmehl, Butter, Geschmacksverstärkern, künstlichen Aromen oder anderweitigen Appetitanregern verseucht ist, hat Haus- und Küchenverbot. Wer sich eisern daran hält, der muss sich zwangsläufig gesund ernähren, und der wird auch zwangsläufig abnehmen. Auch dann, wenn er in seiner verfressenen Verzweiflung statt der nicht anwesenden Tafel Schokolade einen Bund Möhren, drei Äpfel und eine Scheibe Adenauer-Brot verputzt.

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