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Fleischkonsum:

Essgewohnheiten von Frauen sind umweltverträglich

Der Fleisch- und Wurstverzehr ist bei Frauen um die Hälfte geringer als bei Männern. Das wirkt sich positiv auf die Treibhaus-Effekte aus.

Junge Frau isst einen Salat.

Frauen legen mehr Wert auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung. Bild: © fotolia.de

Frauen ernähren sich nicht nur gesünder als Männer – ihr Ess-Stil schont überdies die Umwelt. Diese auf den ersten Blick erstaunliche und auf den zweiten einleuchtende Erkenntnis stammt von Wissenschaftlern der Universität Halle, die unterstützt wird von Untersuchungen der Heinrich-Böll-Stiftung. Wesentlicher Gradmesser ist dabei der Verzehr von Fleisch. Übernähmen nämlich alle Männer in Deutschland das typische Verzehrprofil von Frauen – mit einem um die Hälfte reduzierten Verbrauch von Fleisch- und Wurstprodukten und stattdessen einem höheren Anteil an Gemüse, Obst und Getreideprodukten, dann lebten sie gesünder und schonten die Umwelt.

Eine Fläche so groß wie Schleswig-Holstein

Und dies rechnet sich so: Bei solchermaßen reduziertem Fleischverbrauch würde eine derzeit zur Viehhaltung benötige Fläche von rund 15.000 Quadratkilometern im In- und Ausland frei werden. Das entspräche der Fläche Schleswig-Holsteins. Und damit würden angesichts stark verringerten Viehbestandes 15 Millionen Tonnen Treibhausgase und 60.000 Tonnen Ammoniak weniger ausgestoßen. Das weibliche Ernährungsmuster ist also nicht nur gesünder, es wirkt sich somit auch deutlich besser auf den Treibhaus-Effekt und den notwendigen Flächenbedarf aus.

Rund 30 Prozent landen im Müll

Aber insgesamt lässt der Zug zum Fleisch nicht nach. Das ist in ganz Europa so. Nur die Geschmacksrichtungen und Gewohnheiten sind leicht unterschiedlich. Im Süden wird mehr Lammfleisch verzehrt, in Mittel- und Nordeuropa mehr Schwein. Der durchschnittliche Fleischverbrauch des Bürgers in der Europäischen Union übertrifft mit 93,1 Kilogramm pro Jahr sogar den Wert in Deutschland, der im Jahr 2012 bei 89 kg gelegen hat. Aber: Rund 30 Prozent davon landen nicht im Magen, sondern im Müll. Immerhin, 85 Prozent der Deutschen essen täglich oder fast täglich Fleisch, Wobei die östlichen Bundesländer – von Bayern bis Mecklenburg-Vorpommern – die kräftigsten Fleischesser sind. Männer wie Frauen Das heißt, in diesen Landesteilen essen die Männer im Schnitt über 105 Gramm am Tag, die Frauen nur etwas mehr als 55 Gramm.

Bio-Fleisch – weiterhin eine Randerscheinung

Allen immer wieder hoch kochenden Skandalen zum Trotz wird Deutschland immer stärker zu einem Zentrum der industriellen Fleischerzeugung. In den vergangenen drei Jahren wurden nach amtlichen Angaben 2,5 Millionen neue Mastplätze  für Schweine beantragt oder genehmigt, fast 40 Millionen für Geflügel. Das ist ein Anstieg von 60 Prozent gegenüber den drei Vorjahren. Dabei handelt es sich nicht um Bauernhöfe, sondern um Großanlagen, die oft von branchenfremden Investoren finanziert werden. Sicher, heutzutage wollen viele Verbraucher der Massentierhaltung entgegenwirken und kaufen Bio-Fleisch. Aber die Verkaufszahlen zeigen, dass solche Tendenzen weiterhin marginal sind: Bio-Rindfleisch hat einen wertmäßigen Marktanteil von 4 Prozent, Schweinefleisch und Geflügel einen von 2 Prozent; bei Eiern sind es inzwischen hingegen bereits 9 Prozent.

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Über Klaus J. Schwehn

Nach 25 Jahren spannender Tätigkeit als Parlamentskorrespondent in Bonn (Badische Zeitung, Die Welt, Berliner Tagesspiegel) lebe ich heute in Oberitalien. Meine Arbeitsschwerpunkte sind Politik und Gesellschaft in Italien und Deutschland; aber auch Fragen der Europäischen Union.