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Functional Food:

Wellness-Lebensmittel halten nicht, was sie versprechen

Wie Focus-online jüngst berichtete, geraten die Wellness-Produkte der Lebensmittelindustrie nicht aus dem Kreuzfeuer der Gefechte, die zwischen Befürwortern und Gegnern des sogenannten „Functional Food“ ausgetragen werden.

Functional Food - cholesterin senkende Butter und Butter mit Omega3-FettsäurenDie Lebensmittel, die eigens zu einer Förderung der Gesundheit designed werden, stehen immer wieder im Verdacht, nutzlose und überteuerte Produkte zu sein, die auf einen gesunden Organismus teilweise gar schädliche Auswirkungen haben können. Doch während die Experten um den Nutzen des Functional Food streiten, tappen einige Verbraucher noch immer im Dunkeln, wenn es um die Frage geht, um was es sich bei den Wellness-Produkten überhaupt genau handelt. Hier ein kleiner Überblick.

Functional Food, das unbekannte Wesen

Ein grundlegendes Problem des Functional Foods ist es, dass die Wellness-Produkte zunehmend den Eindruck erwecken, sie könnten eine gesunde, ausgewogene Ernährung ersetzen. Zwar wird dies nicht explizit behauptet und auch Experten räumen ein, dass der tatsächliche Nutzen im Einzelfall zu überprüfen wäre, doch bemängeln Verbraucherschutzorganisationen wie die Food Watch, dass die Produktpräsentation zunehmend darauf abzielt, die entsprechenden Produkte als Allheilmittel zu verkaufen, die eine bewusste, gesunde Ernährung überflüssig machen. Vom diesem Standpunkt aus gesehen, handelt es sich bei den Produkten allerdings um Mogelpackungen, weil es sich beim Functional Food letztlich um ein noch sehr junges Gebiet auf dem Sektor der Nahrungsmitteltechnologie handelt, wobei der Langzeitnutzen solcher Produkte nicht mit wissenschaftlichen Daten belegt werden kann. Ferner weiß man zwar um den gesundheitlichen Nutzen einzelner Bestandteile, nicht jedoch um das Zusammenspiel mit dem Organismus, das während der komplexen Vorgänge der Nahrungsverwertung des Körpers von statten geht. Kurzum: Das Functional Food ist wissenschaftlich weder eindeutig belegt noch widerlegt. Ein Hauptkritikpunkt der Gegner ist jedoch, dass der gesundheitliche Aspekt keine Auswirkungen auf gesunde Menschen hat und man bei der Genesung oder Unterstützung der Kranken lieber auf Medikamente vertrauen sollte und keine Lebensmittel kreieren dürfe, die sich irgendwo zwischen Nahrung und Medizin bewegen. Kein unberechtigter Einwurf und damit jeder selbst entscheiden kann, ob er angereicherte Lebensmittel verzehren möchte oder nicht, sollte man die einzelnen Bestandteile, die in der Kritik stehen und deren Funktion kennen.

Omega-3-Fettsäuren

Wellness Lebensmittel - versprechen und viel und halten nichtsDass Omega-3-Fettsäuren vor Arteriosklerose und Bluthochdruck schützen können und in positiver Weise die Blutfettwerte beeinflussen ist unbestritten. Entsprechend spricht auch nichts dagegen Lebensmittel auf den Speiseplan zu setzen, die von Natur aus solche Omega-3-Fettsäuren enthalten. Dazu zählen unter anderem Fische, wie Heringe, Lachs oder Makrelen, aber auch Speiseöle aus Raps-, Walnuss- oder Sojaöl. Wie der Nutzen der speziellen Fettsäuren für den Körper jedoch aussieht, wenn die Omega-3-Fettsäuren Margarine oder Brot einfach zugesetzt werden, ist umstritten. Auch die Fütterung von Hühnern mit dem Öl, damit deren Eier mit den gesunden Fettsäuren angereichert werden ist äußerst zweifelhaft. Ein Schutz für das Herz, wie er durch das natürliche Vorkommen der Fettsäuren gewährleistet wird, darf im Functional Food – laut Experten – durchaus bezweifelt werden.

Pflanzensterine

Für besondere Kritik haben Lebensmittel gesorgt, die zusätzlich mit Pflanzensterinen angereichert werden. Bei den Sterinen handelt es sich um eine cholesterinähnliche, pflanzliche Substanz, die dazu geeignet ist, den Cholesterinspiegel im Körper zu senken. Das Problem an den Sterinen ist aber, dass sich diese selbst an den Gefäßwänden ablagern und ihrerseits zum Risiko für das Herz-Kreislauf-System werden können. Produkte, die mit zusätzlichen Sterinen angereichert werden, müssen eine Kennzeichnung als „cholesterinsenkend“ und die täglich maximal zuzuführende Dosis tragen. Alleine diese Tatsache zeigt, dass der Trend schon eher in Richtung Arznei geht, die sich vom bedenkenlosen Lebensmittel schleichend entfernt. Wer gesund ist, braucht jedenfalls keine cholesterinsenkenden Lebensmittel und wer sie bräuchte, ist nach den Stimmen der Kritiker beim Arzt besser aufgehoben als am Margarineregal des Supermarktes.

Probiotika

Die probiotischen Produkte haben mittlerweile schon ein paar Jährchen auf dem Buckel, sind aber auch heute noch so umstritten, wie zu Beginn ihrer zweifelhaften Supermarkt-Karriere. Besonders Joghurt- und Milchprodukte werden mit den aktiven Bakterien angereichert, mittlerweile aber auch Produkte wie Wurst, Fruchtsäfte oder Müsli. Auch bei den probiotischen Bakterien ist unbestritten, dass sie sich zum Beispiel nach einer belastenden Antibiotika-Behandlung positiv auf die Darmflora auswirken und diese wieder stabilisieren können. Doch gibt es keine wissenschaftliche Grundlage, die den Nutzen für ein besseres Immunsystem oder eine bessere Verdauung belegen würde. Denn zum einen müssten für einen positiven Effekt solche probiotischen Produkte dauerhaft konsumiert werden und zum anderen ist bei den aktuell verwendeten Bakterien ein Zusammenspiel mit den körpereigenen des Darmes ungewiss. Forscher arbeiten aktuell an Therapiemöglichkeiten mit den probiotischen Kulturen, attestieren den proaktiven Lebensmittelprodukten aber deutlich mehr Werbecharakter als therapeutischen Nutzen.

Antioxidantien

Antioxidantien, wie Vitamin A, C oder E sollen den Körper vor aggressiven Sauerstoffverbindungen schützen, die unter anderem für die Entstehung von Krebs mitverantwortlich sein sollen. Tatsächlich schützen die Antioxidantien Vitamine auch, jedoch nur bis zu einem gewissen Punkt. Besonders nämlich für Raucher oder Herz-Kreislauf-Erkrankte können die Vitamine schnell ins Gegenteil umschlagen und ihrerseits oxidativ wirken. Damit hätte man seinem Körper dann nichts Gutes getan, sondern ihm aktiv geschadet. Besonders davon betroffen ist das Vitamin A, das in hoher Dosis schädlich wirken kann, während das Vitamin C einfach wieder ausgeschieden wird.

Die beste Funktion erfüllt eine gesunde Ernährung

Während man sich beim genauen Nutzen und Schaden von Functional Food noch unschlüssig ist und ganz einfach noch nicht auf ausreichend wissenschaftliche Daten zurückgreifen kann, ist eine Sache unbestreitbar sicher: Eine gesunde und ausgewogene Ernährung hält den Organismus gesund und macht zusätzlich angereicherte Lebensmittel vollkommen überflüssig. Der einzige Vorteil, der dem Functional Food bislang von Experten eingeräumt wird, ist, dass ältere Menschen zum Beispiel, die nicht mehr ausreichend Nahrung aufnehmen können von angereicherten Lebensmittel profitieren können. Gesunde Menschen hingegen, werden durch den Verzehr von Wellness-Produkten aber garantiert nicht noch gesünder.

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Über Stephan Lenz

Stephan Lenz studierte Philosophie, Soziologie und Anglistik an der Universität Mannheim. Es folgten schriftstellerische Fortbildungen und die freiberufliche Arbeit als Autor und Journalist. Neben unzähligen Artikeln in diversen Magazinen, veröffentlichte er Prosa im Charon Verlag, Hamburg, sowie im Wortkuss-Verlag, München. Er gehört seit vielen Jahren zum festen Stamm der Redaktion des Artikelmagazins.