„Würden Sie zum Bäcker gehen, um eine Virusgrippe behandeln zu lassen? Oder würden Sie Ihrer Friseurin bitten, bei einem auffälligen Muttermal eine Krebsdiagnose zu stellen?“ Jeder klar denkende Mensch würde diese Frage mit einem vehementen „Natürlich nicht!“ beantworten. Jedoch muss man sich bei aller Ironie dieser Fragestellungen vor Augen halten, dass diese Gedanken gar nicht so abwegig sind, immerhin greifen immer mehr Menschen auf das Internet und dessen Informationsflut zurück, bevor sie sich mit einem gesundheitlichen Problem in ärztliche Behandlung begeben.
Europaweiter Sparzwang im Gesundheitswesen ist der Mitauslöser
Die Gesundheit ist den Menschen nicht nur lieb, sondern sie wird auch immer teuerer. Deshalb werden viele Patienten von gesetzlichen, aber auch von privaten Krankenkassen regelmäßig durch neue Sparpläne ihrer Versicherer verunsichert. Auch die reißerischen Schlagzeilen über inkompetente Ärzte oder drohende Virusattacken leisten ihren Teil zur Verunsicherung der Bevölkerung, wenn es um das Vertrauen in das jeweilige Gesundheitssystem geht. Warum sollte man also nicht den Gang zum Mediziner umgehen, sich vorher via Internet eingehend über Symptome informieren und sich eventuell sogar selbst eine Diagnose stellen? Anschließend greift man auf online gestellte Medikamentenempfehlungen zurück und kann auf eine Genesung hoffen.
Den Weizen von der Spreu zu trennen ist schwierig
Dass es durchaus hilfreiche Internetpräsenzen zur Gesundheitsvorsorge gibt, ist unumstritten. Hier erhält man stichhaltige Informationen zur Krankheitsprophylaxe oder auch Tipps, wie man mit eventuell vorhanden Krankheiten umgehen kann. Außerdem bieten sie meist die Möglichkeit, sich mit anderen Betroffenen in Benutzerforen auszutauschen. Diese Vorteile haben aber auch einen Haken: Man wird verleitet, sich auf Meinungen, schlimmstenfalls auch Diagnosen, virtueller Personen zu verlassen. Das wiederum hat zur Folge, dass vielleicht schwerwiegende Krankheiten verharmlost oder auch kleinere Wehwehchen überbewertet werden. Das mag bei Hühneraugen oder kleinen Erkältungen nicht tragisch sein, kann aber, zum Beispiel beim Verschleppen einer echten Virusgrippe, schnell gefährlich werden.
Internet ersetzt keinen Arzt
Das Internet als Quelle für Zusatzinformationen ist durchaus zu empfehlen, jedoch ersetzt es keinen Arzt. Man bedenke, dass sich fast alle Informationen zu Krankheiten auf Symptome und deren Linderung beziehen. In der Arztpraxis wird jedoch eine individuelle Ursachenforschung betrieben. Das heißt, dass der Arzt in den meisten Fällen die Krankheit selbst behandelt, während Onlineinhalte oft nur Krankheitsanzeichen beschreiben. Der Kern, beziehungsweise der Auslöser, zum Beispiel der persönliche Lebensstil oder eine chronische Krankheit, von Krankheiten kann aufgrund der Individualität eines jeden Menschen nicht effektiv gefunden, geschweige denn, behandelt werden.
Empfehlenswerte Quellen
Wie bereits angemerkt, gibt es durchaus sinnvolle Internetquellen mit hilfreichen Informationen. Dazu zählen unter anderem die Seiten von anerkannten Vereinen und Stiftungen, wie der Deutschen Krebshilfe, oder auch von medizinischen Fakultäten. Aber auch diese haben eines mit weiteren seriösen Informationsquellen gemeinsam: Sie weisen immer explizit darauf hin, dass der persönliche Kontakt zu Ärztinnen und Ärzten im Krankheits- oder Verdachtsfall unumgänglich ist.
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