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Drogenabhängige:

Junkie-Altenheime – die neuen Alten sind anders

Altenheime für Drogenabhängige – Ausgrenzung oder Notwendigkeit? Was tun mit Menschen, die bereits in mittleren Jahren wegen Drogenmissbrauchs körperlich am Ende sind?

Warnung vor einer Gefahrenstelle mit der Aufschrift: "Altenheim".

Altenheime für Junkies und Drogenabhängige: Die Gesellschaft muss das Problem angehen. Bild: © fotolia.de

Wer alt ist, gebrechlich wird und deshalb auf Pflege und Hilfe angewiesen ist, dem stehen Plätze in Senioren- und Pflegeheimen zur Verfügung. Die Bewohner sind 60, 70 oder 80 Jahre alt, was die Bezeichnung „Altenheim“ für ihr neues Zuhause rechtfertigt.

Doch unsere Gesellschaft muss sich momentan einem Phänomen stellen, dass eine Folge des hohen Drogenkonsum in den letzten Jahrzehnten ist: Junkies altern viel schneller und ihre Körper werden durch den ständigen Drogenmissbrauch erheblich geschädigt.

Rund 15 Jahre rechnet man grob an „Voralterung“ bei Drogenabhängigen, so dass bei manchen mit 45 Jahren bereits das Ende der Fahnenstange erreicht ist. Betreuung und Versorgung in Heimen ist nötig.

Drogenabhängige haben heute längere Lebenserwartungen

Aber Sucht und Drogenmissbrauch gab es doch in vielen Kulturen schon länger, mag da mancher fragen, warum sehen wir uns erst jetzt mit diesem Problem konfrontiert? Die Antwort ist einfach, wenn sie auch recht zynisch klingt: Früher haben Junkies dieses Alter erst gar nicht erreicht.

Das hat sich dank unserer guten medizinischen Versorgung und unseres Sozialsystems geändert und so sind wir dringend gefordert, uns den neuen Herausforderungen zu stellen und nach Lösungen zu suchen.

Früh gealterte Drogensüchtige in normale Seniorenheime aufzunehmen kommt wegen der unterschiedlichen Ansprüche und Anforderungen selten in Frage. So entstehen derzeit an verschiedenen Orten Altenheime und Wohngemeinschaften für Drogenabhängige, getragen von Landkreisen, Kommunen oder Suchthilfevereinen.

Sterbebegleitung oder Rückführung aus der Sucht?

Die Ansätze der Betreuungs- und Wohnkonzepte für Junkies sind unterschiedlich: So nimmt beispielsweise das Pilotprojekt „Woodstock“ im niederländischen Den Haag Junkies auf, die von ihrer Sucht nicht loskommen und hier ihren kurzen Lebensabend unter kontrolliertem Konsum ihrer Rauschgifte verbringen.

Eine andere Richtung schlägt das Projekt LÜSA (Langzeit Übergangs- und Stützungsangebot) in Unna ein: Substitution, Rückführung aus der Abhängigkeit und auch Genesung sollen hier Ziel der Betreuung sein.

Doch dass derartige Projekte oft auch auf Probleme und Widerstände stoßen, zeigen Beispiel geplanter Altenheime in Hemmerde-Dreihausen oder Frankfurt: Zum einen fürchten Anwohner oft, dass die Nähe zu Drogenabhängigen einen negativen Einfluss auf ihr Leben und die Dorfstruktur haben könnte.

Zum anderen gibt es immer wieder Schwierigkeiten bei der Kostenübernahme und Einstufung der Drogenabhängigen in Pflegestufen. Noch sind es kommunale Probleme, mit denen man nicht überall konfrontiert ist. Doch wir müssen uns darauf einstellen, dass uns das Thema Altenheime für Drogenabhängige in Zukunft mehr und mehr beschäftigen wird.

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