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Infektionswelle:

Das EHEC-Bakterium macht Deutschland weiter unsicher!

Das EHEC-Bakterium als Kultur im PetriglasSeit Mitte Mai grassiert in Deutschland eine Infektionswelle durch das Darmbakterium EHEC, das bei schwerem Verlauf das lebensbedrohliche hämolytisch-urämische Syndrom auslösen kann. Die Folge können akutes Nierenversagen und die massive Zerstörung von roten Blutkörperchen sein. Mittlerweile konnten Forscher den genauen Stamm des Bakteriums ausfindig machen und auf Salatgurken aus Spanien zurückführen. Die spanischen Hersteller und Behörden sehen den Ursprung der Keime jedoch nicht in ihrem Land und während dem Robert Koch Institut in Berlin ständig Neu-Infektionen gemeldet werden, beginnt auf der Behördenebene ein Gerangel um die Schuldfrage.

Ursprung der Bakterien

Das Enterohämorrhagische Escherichia-coli, kurz EHEC, ist bereits seit Ende der 1970er Jahre bekannt. Es handelt sich um ein Bakterium, das im Darm von Wiederkäuern, vor allem bei Rindern, zu finden ist und beim Menschen schwere, blutige Durchfallerkrankungen auslösen kann. Der spezielle Erregerstamm HUSEC 41, der nach neuesten Erkenntnissen die aktuellen Infizierungen auslöst, gilt allerdings als besonders aggressiv und trat bislang nur äußerst selten auf.

Ansteckung & Symptome

In der Vergangenheit wurden die EHEC-Bakterien hauptsächlich durch rohes Fleisch oder Rohmilch auf den Menschen übertragen. Weiterhin können aber auch mit Tierkot verunreinigte Lebensmittel für eine Infektion verantwortlich sein.

Eine Infektion mit den EHEC-Bakterien äußert sich zunächst in wässrigem, in schweren Fällen auch blutigem Durchfall, oftmals verbunden mit Übelkeit, Erbrechen und starken Bauchschmerzen. In besonders leichten Fällen kann eine Infektion auch unbemerkt ohne Symptome ablaufen. Die Ansteckungsgefahr besteht in solch einem Fall aber dennoch. Besonders gefährdet für einen schweren Verlauf der Erkrankung sind Kinder, ältere Menschen und Personen mit einem geschwächten Immunsystem. Das sogenannte HUS kann dabei als Komplikation auftreten.

HUS – Das hämolytisch-urämische Syndrom

Beim hämolytisch-urämischen Syndrom handelt es sich um eine mögliche Komplikation, die von den EHEC-Bakterien verursacht werden kann. Die Bakterien produzieren ein Toxin als Stoffwechselprodukt, das Darm- und Blutzellen angreift und zerstört. Dieser schwere Krankheitsverlauf kann zu Blutarmut und später auch zum Nierenversagen und schließlich zum Tode führen. Seit 1998 besteht bei Erkrankungen durch EHEC-Bakterien, die ein HUS zur Folge haben eine Meldepflicht. Im aktuellen Fall der Infektionswelle lagen dem Robert Koch Institut bis zum 27.5.2011, 10.00 Uhr, zwei Todesfälle und 276 bestätigte HUS-Fälle vor.

EHEC-Bakterien unter dem MikroskopZum Vergleich sterben jährlich etwa 3 bis 34 Menschen in Deutschland nachweislich an den Folgen einer Grippe, in nicht nachgewiesenen Fällen sogar 63 bis 330 pro Jahr. In den nicht nachgewiesenen Fällen liegen den Todesursachen zwar ärztliche Diagnosen der Grippe zu Grunde, aber keine labortechnischen Befunde.

Behandlung

Die EHEC-Bakterien selbst können laut Experten nicht behandelt werden. Die Verabreichung von Antibiotika könne den Krankheitsverlauf sogar deutlich verschlimmern, weil die aggressive Form der Keime schnell Resistenzen bildet und die Toxin-Produktion zusätzlich angekurbelt werden könne. Folglich erfolgt bei einer Infizierung mit schwerem Verlauf eine Behandlung der Symptome bis der Körper die Bakterien nach etwa 5 bis 20 Tagen selbständig wieder ausgeschieden hat. Bei akutem Nierenversagen wird die Blutreinigung durch eine Dialyse notwendig.

Hygiene schützt

Eine medikamentöse Vorbeugung gegen die aggressiven Darmbakterien gibt es nicht. Der einzige Schutz ist der hygienische und gewissenhafte Umgang mit Lebensmitteln. Obst und Gemüse sollten möglichst erhitzt oder zumindest gründlich gewaschen verzehrt werden. Auf rohes Fleisch und Rohmilch sollte man möglichst ganz verzichten, während sich die Übertragung von Mensch zu Mensch durch angemessene Hygiene in der Regel vermeiden lässt. Im aktuellen Fall empfiehlt das Robert Koch Institut besonders in Norddeutschland nach wie vor keine Tomaten, Salatgurken oder Blattsalate roh zu verzehren.

Das Spiel mit der Angst

Während viele Medien schon seit Tagen von „Killer-Bakterien“ oder „Todes-Keimen“ sprechen, mahnen Experten, wie Dieter Häussinger – Direktor der Uni-Klinik Düsseldorf –  zur Besonnenheit und raten zu mehr Vorsicht und Hygiene, statt zur Hysterie. Ebenso weist die Thüringer Amtsärztin Dr. Peter darauf hin, dass man trotz erhöhten Infektionsaufkommens nicht von einer Epidemie sprechen könne, geschweige denn von einer Pandemie. Dies verhindere alleine schon der Fakt, dass die EHEC-Erreger nicht von Mund zu Mund über die Luft übertragbar seien.

Weiterführender Link zum Thema „EHEC“:

Interview der taz mit Dieter Häussinger, Direktor des Universitäts-Klinikums, Düsseldorf:
http://www.taz.de/1/zukunft/konsum/artikel/1/vorsicht-aber-keine-hysterie/

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