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Soziales Netzwerk:

Facebook macht einiges, aber nicht depressiv

Die Bedenkenträger unter den Eltern können sich, was Facebook und den mentalen Zustand ihrer Kinder betrifft, entspannt zurück lehnen.

Teenager mit dem Smartphone - Facebook macht nicht depressivLaut Wissenschaftlern aus den USA werden Kinder und Jugendliche nicht von der sogenannten „Facebook-Depression“ befallen, wenn sie viel Zeit im sozialen Netzwerk verbringen. Ganz im Gegenteil.

Als die heutige Eltern- und Großelterngeneration noch jugendlich war, traf man sich auf der Straße. Wer sichergehen wollte, die Freunde auch wirklich zu finden, verabredete sich vorher. Ganz verwegene gingen auch einfach los und klingelten mal eben an den Türen der Schulkameraden. Das war weder gut noch schlecht, es war einfach ein Erfordernis der Zeit.

Sind Kinder und Jugendliche durch soziale Medien gefährdet?

Die Erde hat sich weiter gedreht, die Menschheit eine Menge Erfindungen gemacht und sich entsprechend angepasst. Heute gehen Jugendliche nicht einfach mehr so aus dem Haus, um jemanden zu treffen. In den allermeisten Fällen verabreden sie sich mit ihren Freunden, sogar Kinder tun das mittlerweile. Handys sind dabei ein wichtiges Instrument, aber mit Einzug des mobilen Internets auch immer mehr die sozialen Netzwerke. Und da steht Facebook in der Gunst ganz oben.

Und nun, so meinen heute alle Älteren, sitzen Kinder und Jugendliche den ganzen Tag am Rechner oder spielen mit dem Smartphone rum. Verlottern aber gleichzeitig: Sie haben keine echten Freunde mehr, verändern sich zum Unguten und kümmern sich nicht mehr um die Schule. Rückendeckung für diese Gedanken kam im Frühjahr 2011 aus den USA: Der Verband der Amerikanischen Kinderärzte veröffentlichte einen Bericht, wonach Kinder und Jugendliche durch soziale Medien gefährdet sind, unter anderem von der „Facebook-Depression“. Die Betroffenen zeigen hierbei klassische Symptome einer Depression – gedrückte Stimmung, Einsamkeit, Appetitlosigkeit, Schlafstörungen und mehr. Aber stimmt das auch?

Studie aus Amerika klärt auf

Wissenschaftler der University of Wisconsin, School of Medicine, in Madison/USA sind dieser vermeintlichen Depression nachgegangen. Sie befragten 190 Studenten zwischen 18 und 23 Jahren mehrfach nach ihren Gewohnheiten bei der Nutzung von Internet und Facebook. Gleichzeitig wurden alle Teilnehmer auf depressive Symptome untersucht. Die Ergebnisse der Studie veröffentlichten sie Anfang Juli 2012 im Journal of Adolescent Health. Die Befragten gaben elf Monate lang Auskunft über ihre verbrachte Zeit im Internet – wie lange sie online waren und was sie da taten. Und obwohl die Studenten meist mehr als die Hälfte ihrer Zeit am Rechner in sozialen Netzwerken verbrachten, zeigten sie keine depressiven Symptome. Dabei war es unerheblich, ob sie weniger als 30 Minuten pro Tag online waren, zwischen 30 Minuten und zwei Stunden oder mehr als zwei Stunden täglich.

Das Internet bietet Hilfe zur Selbsthilfe

Erstaunlicherweise gaben viele Facebooknutzer sogar an, im sozialen Netzwerk Unterstützung zu erfahren, gerade auch bei depressiven Symptomen. So sehen die Wissenschaftler auch einen Vorteil des Internets bestätigt: es kann zur Selbsthilfe genutzt werden, besonders im virtuellen Kontakt mit anderen Menschen – und dient so eher der Gesundheit als dass es ihr schadet. Diese erste wissenschaftliche Untersuchung zum Zusammenhang von sozialen Netzwerken und Depression zeigt etwas, was schon länger bekannt ist: Jede Neuigkeit hat ihre gute und ihre schlechte Seite. Wer den Umgang damit beherrscht, profitiert eher davon. Daher gilt: Bevor allzu viele Eltern zu handlungsgebremsten Bedenkenträgern werden, sollten sie sich die Mühe machen, ihren Kindern den sinnvollen Umgang mit sozialen Netzwerken beizubringen.

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Über Manuela Käselau

Manuela Käselau ist Physiotherapeutin und Shiatsu-Praktikerin (GSD). Parallel studierte sie Phonetik, Niederdeutsche Linguistik und Systematische Musikwissenschaft an der Universität in Hamburg. Als freie Autorin schreibt sie für diverse Online- und Printmedien, hauptsächlich im medizinischen Bereich. Seit 2012 ist sie ein Mitglied der Redaktion.