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Gefährlicher Stoff:

In vielen Textilien lauern Chemikalien

In der Kleidung, die wir täglich an unseren Körpern tragen, lauern des Öfteren teilweise gefährliche Chemikalien. So schützen Sie sich.

T-Shirt Geschäft in LondonIn unserer Kleidung, die wir täglich tragen, ist deutlich mehr drin als nur der Stoff, der auf den kleinen Etiketten ausgewiesen ist. Denn neben Polyester, Baumwolle oder Leinen, befinden sich auch Unmengen Chemikalien in der Kleidung, die jedoch nicht ausgewiesen werden müssen. Könnten sie wahrscheinlich auch gar nicht, denn bereits eine einzige Textilfarbe enthält schon eine Vielzahl Chemikalien. Berücksichtig man dabei, dass es rund 4.000 Farben für Textilien gibt, so müsste man zum bunten Hawaiihemd wohl noch ein Heftchen beilegen, das alle Inhaltsstoffe aufführt. Doch wie schädlich sind diese Chemikalien für den Menschen, der jeden Tag mit ihnen auf Tuchfühlung ist?

Die Chemie in der Kleidung

Das Problem der Chemikalien in den Textilien ist nicht neu. So titelten die „Welt“ beispielsweise bereits mit einem „Chemie-Cocktail in Textilien“ oder der „Focus“ nannte die Kleidung gar das „Gift auf unserer Haut“. Das gefährliche an der Sache ist neben der unglaublichen Vielzahl an Chemikalien die Tatsache, dass es für Kleidung keinerlei Zulassungspflichten gibt. Dass die Hersteller nicht zimperlich mit dem Einsatz von Chemikalien sind, dürfte auf der Hand liegen, schließlich halten die Produkte aus dem Labor einige Vorteile bereit. So sind es unter anderem Inhaltsstoffe, die den Stoff besonders kuschelig machen und für mehr Tragekomfort sorgen, das Weiß der Kleidung besonders lange erstrahlen lassen oder auch dafür sorgen, dass der Rock nicht knittert oder Falten schlägt. Die Hersteller nennen derartige Chemikalien „textile Ausrüststoffe“. Doch so harmlos wie der Name klingt, sind viele Zusatzstoffe gar nicht.

Keine Kennzeichnungspflicht für Kleidung

Im Gegensatz zu den Lebensmitteln, bei denen alle Inhaltsstoffe haarklein aufgelistet werden müssen, gibt es für Kleidung keinerlei solcher Vorschriften, lediglich die Stoff-Art muss kenntlich gemacht werden. Was sonst noch in der Kleidung enthalten ist, lässt sich nur anhand von Tests im Labor herausfinden und was da manchmal gefunden wird, lässt bei den Experten alle Warnsignale aufleuchten. Von krebserregenden Farben über Formaldehyd bis hin zu Reißverschlüssen und Knöpfen, die zu viel Blei absondern, war in den stichprobeartig geprüften Textilien schon fast alles vertreten. Zwar würden Chemiker nur bei weniger als fünf Prozent gefährliche, krebserregende Azofarben finden, doch sind dies bereits fünf Prozent zu viel. Ganz abstellen ließe sich die Problematik allerdings nicht, da es Experten für unrealistisch halten, die unüberschaubare Menge an Textilien dauerhaft zu kontrollieren.

Wie man sich schützen kann

Bei der Kleidung gibt es keine übergeordnete Instanz, die für Sicherheit sorgen könnte. Besonders bei Textilien aus den sogenannten Billig-Produktions-Ländern kann dies allerdings schnell zum Problem werden, da bei der schnellen und billigen Herstellung oftmals gefährliche Chemikalien zum Einsatz kommen. In der Praxis bleibt dem Verbraucher nichts anderes übrig, als sich auf seine eigene Nase zu verlassen. Und dies ist bei dem ersten Tipp auch wörtlich zu nehmen: Riechen Sie an der Kleidung, die Sie kaufen möchten. Werden besonders viele Hilfsstoffe eingesetzt, so wird das Kleidungsstück regelrecht nach Chemie riechen. Lassen Sie es in solchen Fällen am besten einfach liegen. Ein Blick auf das Etikett kann ebenso Aufschluss über die chemischen Inhaltsstoffe liefern. Sollen Sie ein Kleidungsstück nämlich separat waschen, weil es sonst färben könnte, so sind sehr wahrscheinlich Farbstoffe enthalten, die für Allergiker zum Problem werden können. Doch auch als Nicht-Allergiker sollten Sie neue Kleidungsstücke vor dem ersten Tragen gründlich waschen – ohne Ausnahme. Dadurch lassen sich zumindest überschüssige Chemikalien reduzieren und kommen nicht mit der Haut in Kontakt. Wer ganz auch Nummer sicher gehen möchte, sollte im Etikett auf spezielle Prüfsiegel achten, wie zum Beispiel das „Textiles Vertrauen“-Siegel. Hierbei handelt es sich um Produkte, die streng geprüft wurden und rundum als gesundheitlich unbedenklich gelten. Mittlerweile prüfen viele Hersteller ihre Textilien auf Schadstoffe gemäß dem Öko-Tex Standard 100. Der Öko-Tex Standard 100 wurde bereits zu Beginn der 1990er Jahre eingeführt und war eine Reaktion auf die vielen Schlagzeilen bezüglich giftiger Inhaltsstoffe in Kleidung. Um den Käufern Sicherheit zu geben, lassen sich viele Hersteller ihre Kleidung nach dem Standard zertifizieren und zeigen damit auf den ersten Blick an, dass es sich um schadstofffreie Textilien handelt.

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Über Stephan Lenz

Stephan Lenz studierte Philosophie, Soziologie und Anglistik an der Universität Mannheim. Es folgten schriftstellerische Fortbildungen und die freiberufliche Arbeit als Autor und Journalist. Neben unzähligen Artikeln in diversen Magazinen, veröffentlichte er Prosa im Charon Verlag, Hamburg, sowie im Wortkuss-Verlag, München. Er gehört seit vielen Jahren zum festen Stamm der Redaktion des Artikelmagazins.