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Jodblockade

Kaliumiodid: Schützen Jodtabletten wirklich vor radioaktiver Verstrahlung?

Radioaktive Verstrahlung: Jod-131 in der SchilddrüseRadioaktive Strahlung (Jodtabletten, Kaliumiodid) ist hochgradig schädigend – das ist keine neue Erkenntnis, aber angesichts der aktuellen Tragödie in Japan ist es uns wieder ganz deutlich ins Bewusstsein gekommen. Und natürlich stellt sich sofort die Frage: Was kann man dagegen tun?

Die Antwort von vielen Seiten lautet „Jodtabletten nehmen“ und auch in Deutschland hat ein Run auf die Apotheken eingesetzt, weil sich viele für den Fall der Fälle gewappnet sehen wollen. Warum eigentlich Jod? Helfen die Tabletten tatsächlich oder ist das nur Beruhigung der Massen?

Wie wirkt radioaktives Jod?

Ein Atomunfall setzt flüchtige radioaktive Isotope frei, die sich in der Luft ausbreiten. Dazu gehören zum Beispiel Cäsium, Strontium und auch Jod. Bei diesem Jod handelt es sich aber um ein anderes, als in unserem gewöhnlichen Jodsalz enthalten ist.

Das radioaktive Jod hat vier Neutronen mehr in seinem Atomkern, weshalb man auch von Jod 131 spricht. Das Jod möchte aber in den stabilen „Normalzustand“ als Jod 127 zurückkehren und gibt deshalb die vier überflüssigen Neutronen nach und nach ab: Strahlung entsteht.

Wenn wir dieses Jod 131 also über die Luft, Nahrung oder Wasser aufnehmen, dann wird diese gefährliche Strahlung in unserem Körper freigesetzt, was Zerstörung in unseren Zellen anrichtet und zu Krebs führen kann.

Es passiert in der Schilddrüse

Jodtabletten in der VerpackungDer Platz, an dem sich in unserem Körper Jod üblicherweise ansammelt, ist unsere Schilddrüse. Es ist ein wesentlicher Baustein zweier Schilddrüsenhormone T3 und T4, letzteres allgemein als Thyroxin bekannt, und wird von der Schilddrüse deshalb aus unserem Blut aufgenommen.

Um zu verhindern, dass die Schilddrüse das schädliche radioaktive Jod 131 aufnimmt, wird durch die Gabe von Jod in Tablettenform eine Sättigung erzeugt. Sie speichert das normale Jod der Tabletten und ignoriert das radioaktive Jod.

Bitte keine leichtsinnige Selbstmedikamentation mit Jod!

Das klingt sehr einfach und logisch und bei einem atomaren Unfall sind Jodtabletten auch tatsächlich eine sinnvolle Maßnahme. Aber man darf zwei Gefahren nicht außer Acht lassen. Die eine ist, dass Jodtabletten auch Schaden anrichten können: Wenn Personen zu Schilddrüsenüberfunktion neigen, können Jodgaben durch die resultierende Erhöhung des Thyroxinspiegels nämlich erhebliche gesundheitliche Probleme bekommen. Von selbstverordneter präventiver Einnahme der Jodtabletten ohne tatsächliche atomare Gefährdung ist also dringend abzuraten!

Jodtabletten sind keine Wunderwaffe gegen jede Strahlung

Die zweite Gefahr, die von Jodtabletten ausgeht, ist die Sicherheit, in der sich man sich dadurch vielleicht wähnt: Sie können wirklich helfen, die Aufnahme des radioaktiven Jods zu verhindern. Aber sie helfen leider keinen bisschen gegen die anderen radioaktiven Isotopen, die bei einem atomaren Gau mit Sicherheit genauso freigesetzt werden!

Die Bundesvereinigung Deutscher Apotheker Verbände warnt: „Atomunfall in Japan: Jod nicht ohne behördliche Anweisung einnehmen“.

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Ein Kommentar

  1. Ich kann mir vorstellen, das jetzt Hamsterkäufe für Jodtabletten den Japanern den Neukauf auf dem Weltmarkt erschweren. Bitte liebe Deutschen kauft keine Jodtabletten sonder überlasst das den Regierungen. Es gibt derzeit etliche Aktionen vom DRK und http://xpaket.de/jodtabletten-paket-fur-japan/ bei dem man direkt für Japan spenden kann.