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Ein ungewolltes Rückspiel:

Lipektomie – Bye Bye Bauch, Hallo Hintern?

Lipektomie - Das entfernte Körperfett taucht an anderer Stelle wieder aufWenn die Rettungsringe mal wieder sämtliche Gürtellinien sprengen, und der Schnitzelfriedhof den Knopf von der Hose zu katapultieren versucht, liegt der Gedanke an eine Diät durchaus nahe. Manchem mag mit der planvollen Entbehrung bei Tisch ja auch über kurz oder lang erleichternd gedient sein. Doch inzwischen gibt es immer mehr Mollige, bei denen keinerlei Diät (mehr?) anschlägt, und denen auch das straffste Sportprogramm keine schlanke Silhouette beschert. Die menschliche Verzweiflung, die hier im Laufe der fetten Jahre nicht ausbleiben kann, treibt die Pfundsmenschen nicht selten in die Praxen schnittiger Schönheitschirurgen. Und die empfehlen dann auch prompt etwas, was sich auf den ersten Blick wie der schlanke Stein der Weisen ausnimmt: Die Lipektomie, also das blutige Wegschnippeln allzu üppiger Körperfettreserven auf dem OP-Tisch. Hört sich erst mal nach einem erfreulich endgültigen Aus für die Adipositas an. Ist es aber leider nicht. Denn der Körper rächt sich bitter für den Versuch, die Fettkurve zu schneiden.

Fett als hartnäckig nachwachsende Kraftreserve

Bereits im Jahre 2001 publizierten Wissenschaftler vom „Department of Biology and the Neurobiology and Behavior Program“ von der Universität Georgia ihre Befunde, die sie bis dato zum Thema Lipektomie im Tierversuch zusammengetragen und recherchiert hatten. Aus ihrer Publikation in der akademischen Fachzeitschrift „Neurosciences and Biobehavioral Reviews“ (siehe unten) ging stringent hervor, dass bei allen Tieren, denen im Namen der Wissenschaft Körperfett chirurgisch entfernt wurde, selbiges fast von alleine wieder nachwuchs. Und das gänzlich ohne eine dazu passende vermehrte Nahrungsaufnahme – und an Körperteilen, die zuvor noch nie eine überzählige Fettzelle gesehen hatten! Oder anders gewendet: Der gewaltsam entfernte Speck tauchte auf nahezu magische Weise quasi aus dem Nichts wieder im Körper auf, aber in einer Region, wo er sich aufgrund der bisherigen Körpererfahrungen „sicher“ fühlen konnte. Ein wahrhaft grausames Geschick, das auch wohlbeleibten Menschen nachdrücklich zu denken geben sollte, die in ihrer gewichtigen Zwangslage den Gedanken an eine Lipektomie hegen.

Was interessieren mich dicke Hamster und verspeckte Mäuse?

Natürlich ist die Übertragung vom Tierversuch auf den Menschen grundsätzlich mit großen Problemen behaftet, die auch hier nicht vom Tisch gefegt werden sollen oder können. Tatsächlich muss man sich schon fragen, ob der Fettstoffwechsel von kleinen Nagetieren ein wirklich gutes Modell für den Menschen sein kann. Allerdings muss man hier nicht auf wackelige Mutmaßungen vertrauen, sondern kann sich durchaus auf traurige Beispiele aus der Katamnese vieler Lipektomie-Patienten berufen. Denn es ist trauriger Weise ein bestens bekanntes Phänomen, dass ein weggeschnittener Bauch oder chirurgisch entfernte Oberschenkelspeckschichten sich alsbald wie von Geisterhand an anderen und nicht minder unvorteilhaft betroffenen Körperpartien wieder materialisieren. Der Patient lastet die erneute Heimsuchung natürlich seinen vermeintlich schlechten Ernährungsgewohnheiten an und wird alsbald wieder als reuiger Sünder beim Schönheitschirurgen vorstellig. Ein sehr kostspieliger Kreislauf, der für den Patienten letzten Endes leider ins Nirgendwo führt.

Wie kann das sein?

Wahrscheinlich ist die unerwünschte Wiederherstellung des Körperfettanteils nach einer Lipektomie der verzweifelte Versuch des Gehirns, den registrierten, aber unerklärbaren Fettverlust möglichst rasch wieder auszugleichen. Dazu wird die Wärmeerzeugung im „guten“ braunen Fettgewebe gedrosselt, die Energieentnahme aus noch vorhandenem weißem Fett gestoppt, und es werden gleichzeitig neue Siedlungsgebiete für frische Fettdepots gesucht und bewirtschaftet. Das erklärt auch, warum die Wiederkehr des Speckmantels kein Mehr an Nahrung braucht. Ein wahrer Teufelskreis, aus dem man auch mit dem schärfsten Skalpell nicht entkommt.

Fazit

Lieber an den richtigen Stelle rund bleiben und die gestrenge Einstellung zum eigenen Gewicht freundlich revidieren. Oder vielleicht doch noch einer gänzlich neuen Diät eine Chance geben.

Quelle:
Maurer MM et al: The regulation of total body fat: lessons learned from lipectomy studies. Neurosciences and Biobehavioral Reviews 2001/25/S.15-28
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/11166075

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