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Erfahrungsbericht:

Online Apotheke gegen Standortapotheke – wer hat mehr zu bieten?

Wo lässt es sich besser einkaufen – in der Apotheke um die Ecke, oder direkt im Internet bei der Versandapotheke. Wir haben den Praxistest gemacht.

Der Apotheken-Check - Besuch einer StandortapothekeIch bin, meinen Göttern sei Dank, selten krank. Allerdings muss ich auch gestehen, dass ich diesem erfreulichen Umstand durch eine gewisse Affinität zu Apotheken regelmäßig und aktiv Vorschub leiste. Denn in der Apotheke kann man immer etwas finden, was Krankheiten verjagt und Gesundheit und Wohlbefinden zum Bleiben einlädt. Ich gebe es offen zu: Ich habe eine starke Schwäche für die attraktiven Angebote aus der Apotheke. Trotzdem oder auch gerade deshalb habe ich mich dafür interessiert, was meinen Wunsch nach einem umfangreichen Sortiment und einem freundlichen Service besser erfüllen würde: die echte Apotheke an der Ecke oder die Onlineapotheke am nächsten Netzknoten. Wahrscheinlich hat hier schon jeder selbst seine höchst eigenen Vergleiche angestellt und seine dementsprechenden Erfahrungen gesammelt. Voilà: Hier kommen jetzt noch die meinen mit dazu.

Meine Versuchsanordnung

Als kritische Kundin nehme ich die folgenden Faktoren im Visier:

  • Die Preisgestaltung für mich als Endkundin,
  • die verlässliche Beratung, wenn ich mal eine spezielle Frage habe,
  • die Bereitschaft, mir auch mal ein nicht gar so gängiges Präparat zu besorgen sowie
  • die aufrichtige Freundlichkeit und Dienstbarkeit, mit der man mir begegnet.

Zu diesem Zweck mache ich mir eine entsprechende Einkaufsliste zurecht:

  • Reines Natronpulver in großer Menge.
  • Eine wohlriechende Handcreme, die wirklich (!!!) schnell und fettfilmfrei ihren Job macht.
  • Ein apothekenpflichtiges rezeptfreies Präparat, das aus der EU importiert werden muss.
  • Eine Bitterkräutermischung für Tee und für selbst aufgesetzten Verdauungsschnaps.

Jetzt suche ich mir noch zwei Versuchskaninchen aus: eine Apotheke unweit meiner Straße, wo man mich als Kundin noch nicht kennt, und eine Internet-Apotheke, die sich mir in einem Preisvergleichsportal vor die Maus geworfen hat. Und los gehts!

Durchgang 1: Die Apotheke zum Anfassen

Verkaufsraum der ApothekeIch betrete den Verkaufsraum. Eine Mitarbeiterin nähert sich mir gemessenen Schrittes und mit nicht unbedingt erfrischend kühler Mimik. Guten Tag – was kann ich für Sie tun? Als erstes tue ich meinen Wunsch nach einem Kilo Natronpulver kund. Die ohnehin schon recht reservierte Mine verschiebt sich in Richtung unverhohlenen Misstrauens. „Das ist aber viel. Was wollen Sie denn damit?“ Das geht die gute Frau eigentlich nichts an, wie ich meine. Dennoch bleibe ich höflich und erkläre ihr, dass mein Mann oft unter Sodbrennen leidet, wogegen ich ihm Natronwasser einflöße. Und dass ich mir aus Natronpulver für meine mit dem Essigsyndrom infizierten alten 35 Millimeter-Filme so etwas Ähnliches wie Molekularsiebe selber herstelle. Dass sie letzteres versteht (was übrigens tatsächlich stimmt), erwarte ich nicht wirklich. Dennoch ist das noch lange kein Grund, mich anzuschauen, als stünde mir wo was offen. Und auch mit der ganz offensichtlich von einer massiven Gewinnerzielungsabsicht geprägten Empfehlung „Warum nehmen Sie dann nicht lieber Bullrich Salz?“ kann ich mich nicht anfreunden. Also streiche ich diesen Punkt und bitte um eine Beratung hinsichtlich einer wirklich schnell und nachhaltig wirkenden Handcreme. Sofort wird mir das mit Abstand teuerste Produkt präsentiert. Ich frage, ob ich das gepriesene Präparat mal ausprobieren kann. Nein, das kann ich natürlich nicht, aber die Marke allein stehe doch schon für eine Qualität, die nicht hinterfragt werden muss. Also auch wieder nichts. Nun erkundige ich mich, ob man mir wohl ein spezielles homöopathisches Präparat besorgen könne, dass allerdings aus der Schweiz oder aus den Niederlanden importiert werden müsste. Die Apothekenangestellte, die sich offensichtlich gerade fragt, wo sie die Kotztüten hat, lässt mich wissen, dass dies natürlich möglich sei. Allerdings würde das dann wenigstens drei Wochen dauern, und ich müsste natürlich auch die nicht unerheblichen Versandkosten tragen. Na, vielen herzlichen Dank auch für so viel Service. Nach den Bitterkräutern frage ich schon gar nicht mehr. Ich will hier nur noch raus. Und das will die weiße Maus offensichtlich auch. Ich bin echt erschüttert.

Regal mit Medikamenten in der StandortapothekeUm mich zu trösten, gehe ich anschließend noch in meine Stammapotheke. Da kennt man mich wenigstens. Wahrscheinlich ist es diesem Umstand zu verdanken, dass mir mein Natronpulver fraglos bestellt wird („können Sie dann gerne nachher schon abholen kommen“), und dass man mir ein paar nette Proben gut und gerne verkaufter Handcremes zusteckt, damit ich mir zu Hause ein Urteil bilden kann. Mit den homöopathischen Tropfen falle ich allerdings auch hier auf den Bauch. Nein, die dürfe man hierzulande überhaupt nicht verkaufen. Nein, die könne man deshalb auch nicht bestellen. Nein, da gäbe es keine Ausnahme. Schade eigentlich. Denn diese ablehnende Auskunft ist kompletter Quatsch, wie ich absolut sicher weiß. Immerhin wage ich es noch, abschließend nach Bitterkräutern zu fragen. Leider stoße ich auch hier auf einen weißen Fleck der Angebots-Landkarte. Oder anders gewendet: Die Beratung zu diesem Thema fällt mehr als dürftig aus, und was man mir anschließend verkaufen will, sind keine getrockneten Bitterkräuter, sondern eine vor Zucker nur so strotzende Fertigteemischung, die angeblich schon einmal was von Anis und von Fenchel gehört haben will. Sorry Leute, aber so geht’s wirklich nicht.

Durchgang 2: Die Internetapotheke

Hier wird nicht gefragt, sondern zielgerichtet mit Suchbegriffen gearbeitet und fleißig rumgeklickt. Zwar kann ich hier keinem echten Menschen mit meiner penetranten Art auf die Nerven gehen, dafür bekomme ich aber jede Menge spannende Produktnachweise, interessante Kundenmeinungen und wirklich sehr, seeeeeehr attraktive Preise. Bei der Handcreme werde ich schnell fündig, nachdem mir einige echt und authentisch klingende Kundenstimmen verraten haben, was ich über die Handcreme meiner Wahl wirklich wissen will. Die homöopathischen Tropfen aus Holland? Gar ein Thema, die sind in spätestens drei Werktagen verfügbar. Selbstverständlich mit einem unwiderstehlichen Preisnachlass auf den Listenpreis und komplett ohne Versandkosten. Und die Bitterkräutermischung? Ich hab mich richtig festgelesen in den unterschiedlichen ausführlichen Produktbeschreibungen und habe dadurch nicht nur eine ganze Menge gelernt, sondern auch genau das gefunden, was ich vorher noch nicht mal zu suchen gewagt hätte. Nur mit dem Natronpulver kann man mir hier nicht dienen. Das darf wohl üblicherweise in diesen Mengen nicht an Endverbraucher durchgereicht werden. Immerhin: ein einsames „1:0“ für meine Stammapotheke. Doch der Gewinner ist eindeutig die Onlineapotheke. Es sei noch angemerkt, dass die Lieferung später nicht nur die von mir bestellten Sachen enthalten hat, sondern auch noch jede Menge Pröbchen, freundliche Werbegeschenke und eine Art Bonusheft. So geht das! Und einen schönen stabilen künftigen eBay-Karton nebst unversehrter Knallfolie gab es nebenbei noch obendrein.

Fazit

Aus Gründen, die mir ehrlich schleierhaft sind, scheinen es viele „echte“ Apotheken nicht nötig zu haben, sich wahrhaftig um ihre Kundschaft und um deren stabile Zufriedenheit zu bemühen. Oder wenigstens um eine nachvollziehbare Preisgestaltung, die dem Kunden nicht primär das Gefühl gibt, im medizinisch duftenden Verkaufsraum bloß als ausnehmbare dumme Weihnachtsgans wahrgenommen zu werden. Das finde ich als bekennender Apotheken-Fan wirklich höchst bedauerlich. Andererseits – das Bessere ist der Feind des Guten. Auch und gerade in den Zeiten boomenden Onlinehandels.

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