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Neurophysiologie:

Schlaganfall, Aneurysma und das Wunder der Neuroplastizität

Das Gehirn benötigt trotz seiner vergleichsweise bescheidenen relativen räumlichen Ausdehnung stolze 20 Prozent des gesamten Energiebedarfs eines Menschen.

Aneurysma - Monika Lierhaus vor ihrer schweren KrankheitUnd das absolut vorrangig und unter allen Umständen. Jedes andere Organ muss mit seiner Versorgung einfach erstmal warten, bis das Gehirn „satt“ und zufrieden ist. Was passieren kann, wenn das Gehirn nicht zeitnah mit Nährstoffen versorgt wird, wie zum Beispiel nach einem geplatzten Aneurysma, zeigt das tragische Schicksal der bewundernswert tapferen Monika Lierhaus. Doch was hat man sich unter einem Aneurysma vorzustellen? Was ist, im Vergleich dazu, ein Schlaganfall? Und wie macht die moderne Neurophysiologie allen Betroffenen Mut?

Ende im Gelände: Schlaganfall

Versorgende Blutgefäße durchziehen das gesamte Gehirn und ermöglichen den pausenlosen Antransport von Sauerstoff, Glukose und sonstigen unentbehrlichen Nährstoffen zu den neuronalen Wirkorten. Das kann natürlich aber nur dann klappen, wenn diese Versorgungsleitungen offen und durchlässig sind. Hat das Blut schlechte Fließeigenschaften und in diesem Kontext eine höhere Gerinnungsneigung, dann kann es unter Umständen in den teilweise höchst filigranen Gefäßen verklumpen, und dadurch einen verstopfenden Thrombus bilden. Dieser Thrombus versperrt jetzt dem Blut den Zugang zu den dahinter liegenden Hirnarealen, wodurch augenblicklich eine bedrohliche Versorgungslücke entsteht.

Je nachdem, welche Hirnstrukturen jetzt keine Nahrung mehr bekommen, zeigen sich die unterschiedlichsten Symptome, wie beispielsweise Lähmungserscheinungen, Sprachstörungen oder eine Ohnmacht. Jetzt zählt jeder Sekundenbruchteil. Denn je länger die betroffenen Gehirnabschnitte von der Versorgung abgeschnitten bleiben, desto mehr Schaden werden sie nehmen, und desto schwieriger wird sich später die Genesung gestalten.

Wenn dem Hirn der Kragen platzt: Aneurysma

Unter einem Aneurysma versteht man, grob vereinfacht, eine Art Aussackung an einem Blutgefäß im Gehirn. Diese Aussackung kann sich aufgrund von angeborenen oder durch Unfall oder Krankheit verursachten Gefäßveränderungen bilden. Grundsätzlich entsteht dadurch aber immer ein nicht vorgesehener „Blutbeutel“ mit viel zu dünnen Gefäßwänden. Und wenn diese überbelasteten und überdehnten Gefäßwände schließlich platzen, dann werden die umliegenden Gehirnareale durch starke und heftige Einblutungen beschädigt, während die nachgeordneten Hirngebiete infolge des defekten Gefäßes nicht mehr mit Nährstoffen versorgt werden.

Somit gehört ein geplatztes Aneurysma mit zu den schlimmsten anzunehmenden Unfällen im Zentralnervensystem. Wenn jetzt nicht unmittelbar medizinisch interveniert wird, kann ein geplatztes Aneurysma auch zum Tode führen. Und auch bei schnellster Hilfe wird sich nicht verhindern lassen, dass die Gehirnsubstanz stark beschädigt wird.

Kann das geschädigte Gehirn „repariert“ werden?

Früher glaubte man, dass einmal zerstörte Hirnzellen sich nie wieder regenerieren könnten, und jede defekte Hirnstruktur für immer verloren sei. Heute weiß man, dass das menschliche Gehirn über fast schon magische Fähigkeiten verfügt, um wieder zu einer möglichst uneingeschränkten Funktionalität zurückzufinden. Ein mehr als beeindruckendes Beispiel hierfür beschreibt Joachim Faulstich in seinem höchst lesenswerten Buch „Das Geheimnis der Heilung“. Sogar Menschen, die die Hälfte ihres Gehirns krankheitsbedingt eingebüßt haben, können mit maßgeschneiderten Reha-Maßnahmen wieder zu einer erstaunlichen Lebensqualität und relativen Normalität zurückfinden. Darum lohnt es sich für wirklich jeden Patienten, der ein geplatztes Aneurysma oder einen Apoplex überlebt hat, an eine neue Zukunft zu glauben.

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