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Digitale Medizin:

Smartphone-App überwacht Tabletteneinnahme

Ein US-Pharmaunternehmen hat eine High-Tech-Tablette entwickelt, deren Einnahme mit einer Anwendung des Smartphones überwacht werden kann.

Medizin der Zukunft - Digitale TabletteNoch ist es jedem Patienten selbst überlassen, wie genau und ob überhaupt er seine Medikamente einnimmt. In Zukunft könnte sich dies jedoch ändern. Denn die US-Firma „Proteus Digital Health“ hat eine Tablette entwickelt, die über einen Chip die Einnahme an ein Smartphone App bestätigt. Dadurch könnte der behandelnde Arzt umgehend feststellen, wenn der Patient seine Pillen vergessen hat oder absichtlich nicht einnimmt. Klingt gruselig, nicht wahr?

So soll die Pille funktionieren

In der Theorie kann jede Tablette mit dem High-Tech-Chip ausgestattet werden, der umgehend Bericht erstattet, ob die Medizin im Magen des Patienten gelandet ist oder vielleicht doch eher im Mülleimer. Insgesamt sind für das System allerdings drei Komponenten erforderlich. Zum einen natürlich die Pille mit dem Chip, dann noch ein Sensor, der mit der Tablette kommunizieren kann und letztlich die Anwendung, welche die Nachrichten des Chips auswertet. Dabei soll sich der Sensor in einem Pflaster befinden, das der Patient entsprechend tragen muss. Sobald der Chip in der Pille dann mit der Magensäure in Berührung kommt, wird ein Signal an das Pflaster gesendet. Dieses gibt wiederum der Anwendung Bescheid und der Arzt beziehungsweise das Pflegepersonal wissen Bescheid, dass die entsprechende Tablette wie verordnet eingenommen wurde. Und damit Nebenwirkungen frühzeitig erkannt werden können, werden der Puls, die Körperposition und der Aktivitätszustand des Patienten gleich mit übertragen.

Nur ein kleiner Schritt zur totalen Kontrolle

Die Pillen mit dem Chip wurden erst kürzlich von der US-Gesundheitsbehörde FDA zugelassen. Noch ist allerdings die Einwilligung des Patienten für das Übertragungssystem notwendig. Dadurch entsteht jedoch ein kleiner Konflikt. Denn ursprünglich sind die Tabletten ja eben für die Menschen entwickelt worden, die sich weigern ihre Medizin einzunehmen. Gefährdete Menschen sind dabei beispielsweise Schizophrenie oder Demenzpatienten, wobei es fraglich sein dürfte, ob diese die Einwilligung auch tatsächlich geben. Entsprechend bleibt abzuwarten, wie lange und in welchem Rahmen die Zustimmung der Patienten erforderlich sein wird und ob es nicht doch Möglichkeiten geben wird, die den Menschen die spionierende Pille aufzwängen. Ärzte und Patientenvertretungen sprechen jedenfalls bereits jetzt schon von einer Entmündigung der Patienten und beäugen die Pille der Zukunft besonders kritisch.

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Über Stephan Lenz

Stephan Lenz studierte Philosophie, Soziologie und Anglistik an der Universität Mannheim. Es folgten schriftstellerische Fortbildungen und die freiberufliche Arbeit als Autor und Journalist. Neben unzähligen Artikeln in diversen Magazinen, veröffentlichte er Prosa im Charon Verlag, Hamburg, sowie im Wortkuss-Verlag, München. Er gehört seit vielen Jahren zum festen Stamm der Redaktion des Artikelmagazins.