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Grapefruit:

Wechselwirkungen mit Medikamenten nehmen zu

Grapefruit und Grapefruitsaft zeigen immer öfter Wechselwirkungen mit Medikamenten. Das ist besonders für Senioren problematisch.

Frische aufgeschnittene Grapefruit

Gefährliche Wechselwirkungen: Grapefruit und Medikamente vertragen sich nicht. Bild: © fotolia.de

Täglich kommen neue Arzneimittel auf den Markt, die in Kombination mit Grapefruit oder Grapefruitsaft unerwünschte Nebenwirkungen erzeugen. Zwar gelten Zitrusfrüchte wegen ihres Vitamingehaltes als besonders gesund, aber wer regelmäßig Medikamente einnehmen muss, sollte bei Grapefruit nicht bedenkenlos zugreifen.

Teilweise schwere Nebenwirkungen durch Grapefruit

Durch Grapefruit kann es teilweise zu schweren Nebenwirkungen mit Arzneimitteln kommen. Mittlerweile ist von 85 Arzneimitteln bekannt, dass sie mit Bestandteilen der Grapefruit interagieren. Von 43 Medikamenten wissen Experten, dass sie in Verbindung mit Grapefruit heftige unerwünschte Wechselwirkungen verursachen. Die Anzahl der betroffenen Arzneimittel ist seit 2008 um 24 Prozent gestiegen. Pharmakologe Dr. David G. Bailey aus London möchte darauf erneut aufmerksam machen. Er war es auch, der vor mehr als zwanzig Jahren entdeckte, dass Grapefruit mit bestimmten Arzneien wechselwirkt.

Die Inhaltsstoffe der Grapefruit hemmen ein bestimmtes Enzym (CYP3A4) im Dünndarm. Dieser Effekt tritt vor allem bei Grapefruitsaft auf. Er enthält Furanokumarine, die Aktivität des Enzyms stark beeinträchtigen. Manche Medikamente können dann nicht verstoffwechselt und abgebaut werden. Das führt zu überhöhten Arzneimittelkonzentrationen im Körper und damit zu nicht erwünschten Wirkungen. Laut den Pharmakologen kann es schon nach dem einmaligen Genuss von 200 bis 250 Millilitern Grapefruitsaft zu Wechselwirkungen kommen. Die Interaktionen können auch noch auftreten, wenn der Saft einige Stunden vor der Medikamenteneinnahme getrunken wurde.

Die Wirkung der Grapefruit summiert sich

Je häufiger Grapefruitsaft getrunken wird, desto stärker sind die Wechselwirkungen. Patienten, die eine besonders hohe Konzentration des Enzyms CYP3A4 im Dünndarm aufweisen, müssen eher mit Nebenwirkungen rechnen.

Am anfälligsten sind Personen über 70 Jahre, fanden die Wissenschaftler heraus. Senioren in diesem Alter haben eine verminderte Fähigkeit, erhöhte Arzneimittelkonzentrationen auszugleichen. Als Beispiel nennen die Pharmakologen einen Blutdrucksenker, Felodipin. Nach der Einnahme mit Grapefruitsaft erhöht sich die Wirkstoffkonzentration des Felodipin im Körper; der Blutdruck wird zu stark gesenkt. Jüngere Patienten reagieren darauf mit einem beschleunigten Puls, um den Blutdruck wieder steigen zu lassen. Bei Senioren bleibt diese Ausgleichsreaktion aus.

Grapefruitsaft bei Medikamentengebrauch besser vermeiden

Die heftigsten Nebenwirkungen sind bei Medikamenten gegen Herzrhythmusstörungen und bei Tyrosinkinasehemmern, ein Mittel aus Krebstherapie, beobachtet worden. Hier kann es in Verbindung mit Grapefruit zu schweren Arrhythmien kommen, die bis zum Herzstillstand führen. Ebenso sollten Patienten, die Statine zur Senkung des Cholesterinspiegels nehmen, besser auf Grapefruitsaft verzichten. Denn es kann im schlimmsten Fall ein Zerfall der quer gestreiften Muskulatur (Herz-, Skelettmuskulatur), eine sogenannte Rhabdomyolyse, auftreten, die als gefürchtete Komplikation ein akutes Nierenversagen verursachen kann. Nierenschädigungen sind auch möglich durch Grapefruit plus Medikamenten, die die Abstoßungsreaktionen nach Transplantationen verhindern.

Tipps zur Vorbeugung

Nehmen Sie deshalb Arzneimittel immer mit ausreichend Wasser ein. Fragen Sie am besten Ihren Arzt, ob für die Medikamente, die Sie einnehmen müssen etwas über Wechselwirkungen mit Nahrungsmitteln oder anderen, auch frei verkäuflichen Arzneimitteln bekannt ist. Ärzte können das in spezifischen Datenbanken nachsehen. Und nicht zuletzt: Lesen Sie sorgfältig den Beipackzettel Ihrer Medikamente. Hier finden Sie Hinweise des Arzneimittelherstellers über bekannte Unverträglichkeiten.

Quelle: Bailey DG et al.: Grapefruit–medication interactions: Forbidden fruit or avoidable consequences? CMAJ 2012; online 26. November, doi:10.1503/cmaj.120951

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Über Angelika Lensen

Angelika Lensen ist gelernte Bürokauffrau und hat Betriebswirtschaft an der FH studiert. Seit 2010 arbeitet Angelika Lensen als freie Autorin und Journalistin. Neben ihrer Tätigkeit als Redakteurin beim Artikelmagazin, publiziert sie auch Beiträge für andere Online- und Printmedien mit Schwerpunkt Gesundheit, Medizin, Ernährung, Wissenschaft, Naturheilkunde.