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Alltagskultur:

Elternfeiertage – Gedanken zum Mutter- und Vatertag

Elternfeiertag - Blumen zum Muttertag für den VaterEltern haben in Deutschland einen speziellen Feiertag: Für die Frauen gibt es den Muttertag, die Männer halten mit dem Vatertag dagegen. Wer etwas über Geschlechterklischees erfahren möchte, sollte bei diesen Festen genau hinschauen.

Wenn es um Alltagskultur geht, haben sich die Deutschen immer schon gerne an den USA orientiert. Besonders bei den Feiertagen sorgt das für viel Abwechslung und Spaß. Nicht, dass wir nicht selber Feiertage hätten, aber uns fehlt ein bisschen das richtige Händchen. Das Händchen für besonders skurrile Gelegenheiten, welche, die viel Pathos mitbringen oder schlicht so etwas wie eine Gelddruckmaschine sind. Daher übernehmen wir ganz einfach welche aus dem Land der unbegrenzten Freiheit, fügen die eigenen Befindlichkeiten hinzu und schon ist der geschlechterkonforme Feiertag da. Auf diese Weise ist Deutschland zu speziellen Elternfeiertagen gekommen, einer für Frauen, einer für Männer.

Blumen für die Mutter

Deutsche Mütter zeigen am zweiten Sonntag im Mai ihr duldendes Gesicht. Der Tag zu Ehren von Mutter und Mutterschaft dient der Huldigung der eigenen Mutter oder einer Frau, für die man mütterliche Gefühle hegt. Die Muttertagsbegründerin Anna Marie Jarvis hatte dabei entsprechend ihre eigene Mutter im Sinn: Ann Maria Reeves Jarvis hatte sich im Rahmen der Frauenbewegung für die Mütterbewegung eingesetzt, ab 1914 wurde dieses Engagement in den USA offiziell mit einem Ehrentag honoriert. In den folgenden Jahrzehnten verband sich der Feiertag immer mehr mit kommerziellen Interessen, sehr zum Leidwesen der Begründerin.

In Deutschland machte sich der Verband der Deutschen Blumengeschäftsinhaber ab 1923 für die Idee des Feierns der Mutterschaft stark und das erfolgreich. Denn bis heute gilt: Zum Muttertag gibt es Blumen! Die floralen Verkaufszahlen steigen auf das Doppelte bis Dreifache eines normalen Tages. Das war es dann aber auch schon an revolutionären Entwicklungen. Der Rest des Muttertages läuft äußerst konservativ und rollenkonform ab. Die Mütter nehmen von den Kindern Geschenke entgegen, werden zum Essen außer Haus ausgeführt und verhalten sich dort still und unauffällig.

Alkohol für die (Möchtegern-) Väter

Die Väter in Deutschland haben ihren großen Tag an Christi Himmelfahrt. Der zweite Donnerstag vor Pfingsten ist nicht nur ein christlicher Feiertag, er dient auch der Huldigung der Vaterschaft. Auch dieser Tag kommt aus den USA und Begründerin Sonora Smart Dodd hatte dabei ebenfalls ihren eigenen Vater im Blick. Er hatte im Krieg gekämpft und sie fand, dass, analog zum Muttertag, auch dieser Leistung ein besonderer Tag gewidmet sein sollte. Daher rief sie 1910 eine Bewegung zur Ehrung der Väter ins Leben, bereits 1924 gab es für die USA die Empfehlung zum Feiern, seit 1972 gilt er dort als offizieller Feiertag.

In Deutschland ist die Vatertagsidee ebenfalls schnell bekannt geworden und es steckt zwar keine Händlervereinigung hinter dem Vatertag, aber man könnte es meinen, wenn man die Männergruppen zum Feiern losziehen sieht. Sie sind zu Fuß, mit Rad, Kutsche oder Spaßgefährt unterwegs, das Ziel des Tagesausfluges ist meist die wilde Natur, ein Park tut es zur Not auch. Dort machen sie das, was Männer eben so machen: Fleisch am offenen Feuer grillen, möglichst urwüchsig daherkommen, sich auf die Nase hauen und – trinken, trinken, trinken. Alkohol, selbstverständlich. Die einzig messbare Steigerung am Vatertag ist daher die der Unfallzahlen, die um das Dreifache zunehmen. Zudem verlaufen Unfälle unter Alkoholeinfluss meist deutlich schwerer. Die Alkoholindustrie wird es freuen, den Rest der Welt meist eher nicht.

In Hinblick auf den Umgang mit diesen Feiertagen stellt sich die Frage, wie Männer und Frauen es überhaupt schaffen, Eltern zu werden, denn sie leben offenbar in vollkommen anderen Welten. Trotzdem muss es irgendwo Räume geben, wo Kinder aus der Begegnung entstehen. Denn ohne Mütter gibt es keine Väter und anders herum. Ein tröstlicher Gedanke und vielleicht ein Beweis für die These, dass sich Gegensätze eben anziehen.

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Über Manuela Käselau

Manuela Käselau ist Physiotherapeutin und Shiatsu-Praktikerin (GSD). Parallel studierte sie Phonetik, Niederdeutsche Linguistik und Systematische Musikwissenschaft an der Universität in Hamburg. Als freie Autorin schreibt sie für diverse Online- und Printmedien, hauptsächlich im medizinischen Bereich. Seit 2012 ist sie ein Mitglied der Redaktion.