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l’Autrichienne:

Marie Antoinette – die ungeliebte Königin

Porträt von Marie Antoinette mit einer Rose, gemalt von ihrer Lieblingskünstlerin Élisabeth Vigée-Lebrun, 1783, Öl auf Leinwand, Schloss von VersaillesFür die einen ist sie eine dekadente Person, die ihren luxuriösen Lebenswandel auf Staatskosten finanziert hat. Andere hingegen sehen in ihr eine Märtyrerin. Vielleicht war die Rolle, mit dem sie das Schicksal bedacht hatte, einfach ein wenig zu groß.

Teenagerehe als Zweckbündnis

Maria Antonia Josepha Johanna ist das fünfzehnte Kind der Erzherzogin Maria Theresia von Österreich. Wie zu damaliger Zeit üblich entstehen Ehebündnisse nicht aus Liebe, sondern um politische Bande zu schmieden oder verschiedenste Interessen zu wahren.

Dass die 14-jährige Maria Antonia den nur ein Jahr älteren Ludwig XVI. heiratet, ist dem Drängen ihrer Mutter geschuldet. Diese ist lediglich daran interessiert, die für sie äußerst nützlichen Bande zu den Franzosen festigen.

Die ungeliebte Österreicherin und der schweigsame König

Obwohl sich Maria Antonia nun Marie Antoinette nennt, bezeichnen sie die Franzosen nur verächtlich als „l’Autrichienne“ – die Österreicherin. Die angehende Königin hält indes nicht viel von der französischen Hofetikette und denkt gar nicht daran, sich so zu benehmen, wie man es von ihr erwartet.

Zwar erobert sie anfangs alle Herzen im Sturm und verzaubert jeden mit ihrer Schönheit, doch ist sie zugleich ein verwöhnter Teenager, der jegliche Disziplin vermissen lässt. Erschwerend kommt hinzu, dass Marie Antoinette nicht über ein Quäntchen Diplomatie verfügt und jeden so vor den Kopf stößt, wie es ihr beliebt. Ludwig, der angehende König hingegen ist introvertiert, schüchtern und körperlich nicht besonders reizvoll.

Die Ehe – zum Scheitern verurteilt

Und niemals hat sie dem hungernden französischen Volk geraten, es möge in Ermangelung des Brotes Brioche (Weißbrot) essen. Der Satz stammt aus Jean-Jacques Rousseaus Autobiografie „Die Bekenntnisse“, in der es heißt: „Endlich erinnerte ich mich des Notbehelfs einer großen Prinzessin, der man sagte, die Bauern hätten kein Brot, und die antwortete: Dann sollen sie Brioche essen!“ siehe auch: Der Engel, der zur Hündin wird

Die Eheleute sind grundverschieden und einander nicht sehr zugetan. Ihrer Aufgabe, dem König einen Sohn zu schenken, kommt Marie Antoinette nicht nach, die Schuld schreibt man allerdings ihrem Gatten zu.

Doch während sich Ludwig XVI. in all den Jahren sehr tugendhaft zeigt, führt seine Frau einen extravaganten Lebensstil. Dazu gehören nicht nur exklusive Kleider und teurer Schmuck – selbstverständlich aus der Staatskasse finanziert – sondern auch private Ausschweifungen, die des Volkes Phantasie anheizen.

Die Königin fällt beim Volk in Ungnade. Auch die Geburt einer Tochter und die des lang erwarteten Thronfolgers – elf Jahre nach der Eheschließung – ändern daran nichts mehr. Die Eheleute allerdings rücken so eng zusammen wie niemals zuvor.

Der Fall der Marie Antoinette

Während Marie Antoinettes Leben durch die Geburt ihrer Kinder einen neuen Sinn erhält, findet sie beim Volk – auf dessen Meinung sie ohnehin nie Wert gelegt hat – keinerlei Rückhalt mehr. Immer wieder tauchen Schmähschriften auf, in denen die Königin verunglimpft wird.

Doch die Halsbandaffäre, eine glaubwürdig eingefädelte Intrige, in die sogar der Kardinal verstrickt ist, kostet die Königin buchstäblich den Kopf. Sie kann den durch die Französische Revolution geschürten Zorn des Volkes nicht länger ignorieren. Und so, wie die absolute Monarchie der Revolution zum Opfer fällt, haben auch der König und die Königin ausgedient. Ludwig XVI. stirbt am 21. Januar 1793 durch die Guillotine. Und die Guillotine ist es auch, die dem Leben der ungeliebten Königin am 16. Oktober 1793 ein Ende setzt.

Sofia Coppola hat das Leben der Marie Antoinette 2006 im gleichnamigen Film mit Kirsten Dunst in der Hauptrolle verfilmt.

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