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Island – Weihnachten zwischen Christentum und Mythologie

Obwohl der überwiegende Teil der Isländer offiziell das Christentum angenommen hat, spielt die traditionelle Mythologie weiterhin eine große Rolle – übrigens nicht nur zur Weihnachtszeit.

Am St. Thorlakur Day wird Heiligabend in Island gefeiert.

St. Thorlakur Day – isländische Kinder sitzen mit ihren Geschenken vor dem Weihnachtsbaum. Bild: © fotolia.de

Kobolde, Trolle, Elfen und Feen sind allgegenwärtig und so hat das isländische Weihnachtsfest weit mehr Beteiligte zu bieten als den Weihnachtsmann und die heilige Familie mit dem Christkind.

Jólasveinn – Oh du garstige Weihnachtszeit

Dreizehn Weihnachtstrolle – die Jólasveinar oder Yulemen – suchen die Isländer in den dreizehn Tagen vor dem Weihnachtsfest heim. Diese Trolle, die am See Myvatn in einem Lavafeld, dem Dimuborgir hausen, sind stets zu einem Schabernack aufgelegt und stibitzen gerne etwas Essbares von den Menschen.

Troll Skyrgámur liebt Milch und Käse, Ketkrókur klaut lieber Fleischiges wie sein Trollbruder Bjúgnakrækir, der aber Wurst bevorzugt. Ein richtiger Poltergeist, der gerne Türen lautstark zu knallen lässt, ist Troll Hurdaskellir.

Sie sind übrigens alle Brüder, und ihre Mutter ist noch deutlich garstiger als die Trollbrüder selbst: Die Hexe Gryla verspeist nämlich mit vorliebe kleine freche Kinder, die sie von ihrer rabenschwarzen Katze Jólakötturin einfangen lässt.

Da ist es nicht verwunderlich, dass die isländischen Kinder, die die alten Märchen von garstigen Weihnachtstrollen erzählt bekommen, der Vorweihnachtszeit mit doch eher gemischten Gefühlen gegenüberstanden.

Mittlerweile zeigen sich die Yulemen friedlicher und lassen braven Kindern nach ihrem Besuch ein kleines Geschenk im Schuh zurück. Unartige Kinder werden mit nur einer runzligen Kartoffel bedacht oder gehen gänzlich leer aus.

Am Dreikönigstag werden die Trolle mitsamt Trollmutter und Trollkatze im Rahmen eines Festes verabschiedet.

Weihnachtsbäume – gehämmert und nicht gesägt

Gar nicht mystisch, sondern sehr praktisch zeigten sich die Isländer bei ihren Weihnachtsbäumen. Die Insel mit der kargen Vegetation beschert ihren Bewohnern nämlich erst seit jüngster Zeit echte Weihnachtsbäume.

Bis 1960 behalfen sich die einfallsreichen Isländer mit selbst gezimmerten Holzgestellen, die sie grün anstrichen und anschließend mit Zweigen und Schmuck verzierten.

Die Zeit des ausgiebigen Feierns

Die Isländer zelebrieren die Weihnachtszeit und das beginnt bereits Anfang Dezember. Ganz Island erstrahlt in einem Lichtermeer aus Kerzen, Lämpchen, Lichterketten und Weihnachtsfiguren. Auch in der Küche geht es in dieser Zeit hoch her. „Gingerbread“ – mit Ingwerschnaps gebackene Plätzchen – und „Laufabraud“ – in Öl ausgebackenes Weihnachtsgebäck – sind typische Begleiter der isländischen Vorweihnachtszeit. Das Weihnachtsmahl selbst ist deftig. Gereicht werden Alpenschneehühner, Fisch, geräuchertes Hammelfleisch oder Schweinerücken, sowie das traditionelle Weihnachtsbier – ein Mix aus Malzbier und Orangenbrause.

Am Tag vor dem Heiligabend, dem St. Thorlakur’s Day, trifft die gesamte Familie letzte Weihnachtsvorkehrungen. Der Baum wird geschmückt und ein festliches Mahl eingenommen. Am Morgen des Heiligabends steht der traditionelle Friedhofsbesuch an, bei dem der Verstorbenen gedacht wird. Das Weihnachtsfest selbst wird abends um sechs Uhr mit feierlichem Glockengeläut verkündet.

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