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Filmgeschichte: Die Nouvelle Vague – Revolution der Filmsprache

Die Nouvelle Vague - Revolution der FilmspracheBei den Namen Truffaut, Godard, Rivette und Chabrol klingelt es zunächst gewaltig in den Ohren eingefleischter Cineasten, bevor sich ihre Wangen durch ein immer breiter werdendes Grinsen stark anzuheben scheinen. Und das nicht zu unrecht, haben die genannten französischen Herren doch für einen gewaltigen Umschwung im Kino der 50er Jahre gesorgt. Als Kritiker der „Cahiers du cinéma“ – einem französischen Film-Magazin – beobachteten sie mit zunehmender Sorge einen Trend im Kino, der mit einem starren Erzählfluss und einer festgefahrenen Bildsprache in die künstlerische Stagnation zu rasen schien. Also zogen sie aus, um die Regiestühle im Sturm zu erobern und das sinkende Schiff „Film“ vor dem Untergang zu bewahren. Glücklicherweise hatten sie auch Erfolg damit.

Die jungen Filmexperten sahen das Hauptproblem in der Tatsache, dass die Filmproduktion in einen zu mechanischen Zustand verfallen war, bei dem die übliche Arbeitsteilung von Drehbuch, Regie, Schnitt und Kamera den Filmen die Eigenschaft als Gesamtkunstwerk raubten. Zudem war den Franzosen die überwiegende und wenig kreative Adaption von Literaturwerken ein Dorn im Auge. Im „Cahiers du cinéma“ kritisierten sie daher den kommerziellen Film und propagierten gleichzeitig Ausnahmeregisseure wie Luis Bunuel oder Alfred Hitchcock für ihre unorthodoxen Arbeiten und ihren individuellen Stil.

1954 – in Ausgabe 31 der „Cahiers du cinéma“ – sagten die Filmexperten dem etablierten Kino schließlich den Kampf an. Darin befand sich auch der Artikel „Eine gewisse Tendenz im französischen Film“ von Francois Truffaut. Der Text galt als theoretische Vorlage, deren spätere Umsetzung als „Nouvelle Vague“ – die neue Welle – für Furore sorgen sollte. Weiter bildete der Artikel den Ausgangspunkt der „politique des auteurs“, welche die filmtheoretische Grundlage des späteren Autorenkinos schuf und sich vom kommerziellen Produzenten-Kino abgrenzte.

Autorenkino der Vergangenheit: Truffaut, Godard, Rivette und ChabrolAls Vorreiter des Autorenkinos übernahmen die Filmemacher sowohl Drehbuch, als auch Regie und über weite Strecken Einfluss auf Kamera und Schnitt. Auch die Thematiken wurden sorgfältig gewählt und sollten vom reinen Unterhaltungsfaktor abweichen. Die Filmästhetik unterschied sich massiv vom herkömmlichen Kino und innovative Techniken, Kameraeinstellungen und Stilmittel kamen zum Vorschein. Als Beispiel sei nur Jean-Luc Godards „Jump Cut“ genannt, der 1960 in dem Film „Außer Atem“ zum ersten Mal den Weg auf die Leinwand fand. Dabei handelt es sich um einen harten Schnitt, der den bildlichen Erzählfluss bricht.

Die „Nouvelle Vague“ war also eine Revolution der Filmsprache, die sich selbstbewusst gegen das träge, einlullende Kommerz-Kino wandte und mit geschwellter Brust Meisterwerke hervorbrachte, wie „Sie küssten und sie Schlugen ihn“, „Schießen Sie auf den Pianisten“ oder „Jules und Jim“ von Francois Truffaut. Weitere bekannte Vertreter sind „Die Enttäuschten“ und „Die untreue Frau“ von Claude Chabrol, „Außer Atem“ und „Die Geschichte der Nana S.“ von Jean-Luc Godard und zu guter letzt Jaques Rivettes „Paris gehört uns“ oder „Die Nonne“.

Ende der 1960er Jahre nahm die „neue Welle“ wieder ab, hinterließ aber gewaltige Spuren in der Filmgeschichte. Selbst im modernen, kommerziellen Kino finden die Ästhetik und Technik der französischen Altmeister noch rege Verwendung.

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