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Guerilla Knitting – bestrickend freche Trendmasche

Guerilla Knitting an einem Treppengeländer in FrankfurtSeit Hollywoods weibliche Starriege um Julia Roberts oder Sarah Jessica Parker mit klappernden Stricknadeln am Set anzutreffen ist, hat das Stricken jeglichen Muff verloren. Das Guerilla Knitting setzt dem Stricktrend allerdings noch einmal die Krone auf.

Wer auf einen Baum im bunt geringelten Strickmantel oder an einem mit knalliger Strickmütze versehenem Straßenschild vorbeikommt, sieht richtig. Nicht die Augen spielen in diesem Fall einen Streich, sondern die Guerilla Knitter.

Diese mit Wolle und Stricknadeln bewaffneten Krieger tauchen in einem unbeobachteten Moment auf und frönen ihrer speziellen Mischung aus Graffiti und Street-Art.

Kuschelkunst mit dem Ruch des Verbotenen

Die Mutter aller Guerilla-Stricknadeln wurde 2005 in Texas, genauer gesagt in Houston, geschwungen. Anstatt sich mit herkömmlichen Strickaccessoires zu beschäftigen, widmeten sich die Mitglieder von „Knitta Please“ lieber ungewöhnlichen Dingen wie Türklinkenschonern oder in Wolle gestrickten Statements.

Die Guerilla Knitter sehen in ihren Aktionen eine Form der Street-Art. Neben dem Spaß an der verbotenen Aktion stecken allerdings auch handfeste Gründe hinter dem Griff zur Stricknadel. Zum einen wollen die Strickenden darauf hinweisen, wie kalt und unmenschlich moderne Städte mit ihren kühlen Glas- und Betonfassaden sind.

Zum anderen übermitteln viele der gestrickten Street-Art-Accessoires Botschaften – häufig mit feministischer oder politischer Aussage. Natürlich sind nicht alle Guerilla-Knitting-Aktionen so spektakulär wie großflächig umstrickte Baumstämme oder mit Strick-Hussen umhüllte Poller oder Bänke.

Wesentlich öfter sind die Strickwerke kaum mehr als ein kleiner Topflappen oder ein mit der entsprechenden Botschaft bestrickter Schal, die an prominenter Stelle platziert werden.

Stricktrend 2.0 – offline geboren, online gewachsen

Während das Guerilla Knitting in England, Spanien und den USA schon beinahe ein alter Hut ist, schwappt das Phänomen nun auch hierzulande durch Groß- und Kleinstädte. Erste Guerilla-Strickereien wurden 2010 aus Berlin und Frankfurt vermeldet. Ein Jahr darauf strickte man auch in Frankfurt am Main und München. Aber auch eine Kleinstadt wie Schifferstadt in der Pfalz kann schon bestrickte Bäume aufweisen.

Gut möglich allerdings, dass vorherige Guerilla-Strickereien schlichtweg nicht als solche erkannt wurden, weil bislang niemand etwas damit anzufangen wusste. Wie so oft trägt auch in diesem Fall das Internet dazu bei, das zarte Trendpflänzchen besser verwurzeln zu lassen.

Flashmobs oder ausufernde Facebook-Partys wären ohne das Web undenkbar und auch das Guerilla Knitting wird online koordiniert. Wer sich mit anderen Strickern vernetzen möchte, sollte im Netz nach Urban – oder Guerilla Knitting suchen und beim Yarn Bombing einmal genauer hinschauen.

Webtipps zum Thema: Magda Sayeg – Knitta, Please und Knitta

Foto: © Flickr – alles Banane

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