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Irving Blum und Warhols Suppendosen – Karrieremacher

Andy Warhol und Irving Blum – ein Künstler und sein Galerist machten Karriere und schrieben Kunstgeschichte. Doch der Anfang war bescheiden.

Campbell`s Soup Cans - Ausstellung von Warhol Kunstwerken in Galerie der Gegenwart (Hamburg).

Irving Blum verkaufte »Campbell`s Soup Cans« für 15 Millionen Dollar an das Museum of Modern Art. Bild: © pa / dpa

Es ist eine überlebenswichtige Symbiose und eine Partnerschaft, die wohl schwieriger und störanfälliger ist als eine Ehe es wohl je sein kann: Das Zusammenspiel von Galerist und Künstler. Die Bilder eines gefeierten Malers oder Fotografen auszustellen und zu verkaufen, danach schleckt sich jede Galerie die Finger.

Doch so wie fast jeder Künstler klein und unbekannt anfängt und sich seine Bewunderer und Käufer durch beeindruckende Leistungen überzeugen und in seinen Bann ziehen muss, so steht auch ein neuer Galerist am Anfang seiner Karriere vor der Frage: Wie bekomme ich die Bilder eines wirklich bekannten Künstlers an meine Wände?

Kunst fängt klein an

Wenn der große Irving Blum heute auf mehr als 40 Jahre Tätigkeit als Galerist zurückschaut, dann weiß er, was es bedeutet, sich ganz nach oben zu arbeiten und was man dazu braucht: Geduld, Risikobereitschaft, Glück und vor allem eine gute Nase.

Und die hat er bewiesen damals, als er noch ganz am Anfang stand und Ende der fünfziger Jahre mit seiner ersten Galerie „Ferus Gallery“ in West Hollywood oft wochenlang kein einziges Bild verkaufte.

Avantgardisten und Außenseiter waren sein Klientel. Kunst fand in New York statt und Blum zog an die Ostküste. Ende 1960 dann die schicksalhafte Begegnung: Er traf sich auf Anregung anderer Galeristen zum ersten Mal mit dem Illustrator Andy Warhol, dessen Comiczeichnungen ihn allerdings überhaupt nicht ansprachen.

Ein Jahr später dann präsentierte ihm Warhol drei Bilder von Suppendosen. Waren als Kunstobjekte? Die Ästhetik von Dosen darstellen? Der Gedanke war neu und er faszinierte Blum sofort. Warhol ging noch weiter: Eine Serie von 32 Suppendosen erschuf er – schließlich gäbe es ja auch 32 Geschmacksrichtungen…

Die Welt ist reif für Warhol

Am 9. Juli 1962 wurde die Ausstellung der Soup Cans eröffnet. Ein Bild eine exakte Kopie des anderen – bis auf die Aufschrift mit der Geschmacksrichtung. Vier Wochen lang wurde die außergewöhnliche Kunst präsentiert – nur 5 Bilder fanden einen Käufer und brachten pro Stück 100 Dollar ein.

Doch dann überlegte Blum es sich anders. Er hatte so ein Gefühl. Er kaufte die Bilder zurück und erhielt die Sammlung komplett. Sein Gefühl hat ihn nicht getrogen: Es dauerte zwar ein paar Jahre, bis sich Andy Warhols Stil durchgesetzt hatte, aber irgendwann war die Zeit reif für seine Pop-Art.

Fand sein berühmter Double Elvis 1963 für 600 Dollar noch keinen einzigen Käufer, so wurde ein Exemplar davon 2012 bei Sotheby’s für 37 Millionen Dollar verkauft!

Am bekanntesten sind wohl Warhols diversen Farbvariationen des Bildes von Marilyn Monroe geworden, die nicht nur als Original begehrt sind, sondern auch als Poster millionenfach verkauft wurden.

Ganz oben angekommen

Andy Warhol blieb nicht Irving Blums einzige Entdeckung und Protégé. Künstler wie Ellsworth Kelly oder Richard Serra stellten bei ihm aus, wurden groß und Irving Blum als Galerist mit ihnen, bis es dann für Künstler zur Ehre wurde, bei Blum ausstellen zu dürfen.

Ganz oben in der Welt der Kunst bewegte sich der Galerist endlich, immer die Nase im Wind und dran an neuen Kunsttrends. Doch so erfolgreich wie mit Warhol wurde er wohl nie mehr. Die Soup Cans verkaufte er übrigens 1996 an das Museum of Modern Art in New York für 15 Millionen Dollar. Eine Rendite, die sich sehen lassen kann.

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