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Wolfram Weimer:

Satiremagazin „pardon“ soll auferstehen

Wolfram Weimer plant mit dem Segen von Hans A. Nikel die Auferstehung der ehemals beliebten Satire-Zeitschrift „pardon“.

Satiremagazin Pardon 1968, zweite AusgabeIn die Neugier mischt sich leichte Skepsis, verbunden mit der Frage: Wie viel Humor hat Wolfram Weimer? Denn der ehemalige „Welt“- , „Cicero“- und „Focus“-Chefredakteur will die Satire-Zeitschrift „pardon“ wieder beleben. Zum 50. Geburtstag dieses Magazins – zwischen 1962 und 1982  erschienen im Verlag Bärmeier & Nikel – will er das  Heft wieder auf den Markt bringen. Nach eigener Ankündigung zwischen dem 11.11.2012 (die Narren werden aufhorchen) und dem Nikolaustag soll ein Jubiläumsheft zur Freude aller grau gewordener 68er und jungen Freunde der gepflegten Satire in den Kioskregalen liegen. Mit begründeter Hoffnung auf regelmäßige Fortsetzung.

Der Satiriker Bernd Zeller scheiterte

Der heute 82 Jahre alte Gründungsverleger Hans. A Nikel, der in der Nähe von Frankfurt lebt, hat Weimer die Namensrechte abgetreten. Der Altvordere, heißt es, habe immer wieder davon geträumt, dass die Marke wiederbelebt werde. Einen ersten Versuch hatte es zwischen 2004 und 2007 gegeben. Damals versuchte es der Satiriker Bernd Zeller und scheiterte vor fünf Jahren kläglich. Das Original, zeitweise in einer Auflage von 320.000 Exemplaren, hatte offenbar zu große Schatten geworfen.

Im Blumenstrauß eine Bombe

1962, am 27. August, war die erste Ausgabe erschienen. Das war die Zeit unter den Stichworten Wiederaufbau und Wirtschaftswunder unter dem Signum der konservativen Politik Konrad Adenauers. Kein Platz für Satire? Aber ja doch: „Pardon“ mischte Politik, Kultur und Medien auf. Das Titelblatt der ersten Ausgabe war wie ein Signal: Ein Männchen reckt einen bunten Blumenstrauß wie eine Freiheitsfackel in die Höhe. Dazwischen ist eine Bombe mit brennender Lunte versteckt. Angehen gegen gesellschaftliche Verkrustungen, das war das Ziel der Zeitschrift, zu deren Autoren seinerzeit Ephraim Kishon, Alice Schwarzer, Günter Wallraff, Günter Grass und Hans Magnus Enzensberger zählten; auch Erich Kästner – der das erste Vorwort schrieb.

Information mit Satire gemixt

Spaßguerilla mit spitzer Feder“ wurden die Autoren und Macher des Heftes genannt. „pardon“ wurde zum Kultblatt der 68er-Bewegung wie der jüngeren Intelligenz im Lande. Absurd, anarchistisch und zugleich geistreich verband die  Zeitschrift Politik mit Witz und Information mit Satire. Selbst die konservative „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ konstatierte: „pardon hat unter Nikels Leitung mit dessen literarisch- satirischen Spürsinn Einfluss auf den Zeitgeist der Republik genommen – eine markante Phase der Nachkriegsgeschichte“.

Im Dunstkreis des Simpicissimus

Wolfram Weimer, vielleicht hat er den rechten Spürsinn. Derzeit schreibt er Kolumnen für die ADAC-Motorwelt. Damit tummelt er sich kaum in einer Spaßgesellschaft. Jedenfalls will er die besten Satiriker um sich versammeln. Harald Schmidt, Dr. Eckart von Hirschhausen und Hellmuth Karasek sollen mit von der Partie sein. Der Redaktionsort der Mannschaft verspricht einiges: Er hat das Olaf-Gulbransson-Museum in Tegernsee dafür gewinnen können. Im ehemaligen Wohnhaus des Karikaturisten wurden seinerzeit auch Redaktionssitzungen des Satireblattes „Simplicissimus“ abgehalten.

Foto: © picture alliance / akg-images

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Über Klaus J. Schwehn

Nach 25 Jahren spannender Tätigkeit als Parlamentskorrespondent in Bonn (Badische Zeitung, Die Welt, Berliner Tagesspiegel) lebe ich heute in Oberitalien. Meine Arbeitsschwerpunkte sind Politik und Gesellschaft in Italien und Deutschland; aber auch Fragen der Europäischen Union.