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Fernöstliche Musik-Kunst:

Taiko – Die japanische Riesentrommel

Japanische Taiko TrommlerinWenn es um japanische Musik geht, mag man schnell an sanfte Töne denken, die verschiedenen Formen der Zither, Flöte oder Laute entspringen, doch können die fernöstlichen Musiker auch durchaus pompöser auftreten, nämlich dann, wenn sie ihre Taiko auspacken – große, mächtige Trommeln, deren Spielen mehr an einen Kraftakt erinnert als an das Musizieren.

Ursprung in der Religion

Taiko lässt sich in etwa mit „dicke Trommel“ ins Deutsche übersetzen. Die ersten Taiko reichen noch in die Zeit vor Christus zurück und waren zunächst bei den Chinesen und Koreanern zu finden. Da zur damaligen Zeit aber keine eindeutigen Grenzen zwischen Korea und Japan existierten, fand ein reger Kulturaustausch statt und die Taiko landeten schnell auch auf der japanischen Insel. Man vermutet, dass die gewaltigen Trommeln damals für Rituale der Shinto-Religion dienten, in denen verschiedene Götter beschworen werden sollten. In China ersetzten sie bereits die Glocken und den Gong in den buddhistischen Tempeln und als die Religion im 4. Bis 6. Jahrhundert nach Christus nach Japan schwappte, fanden die Taiko dort noch weitere Verbreitung.

Einzug in das alltägliche Leben

Die Odaiko:
Die größte der japanischen Trommeln wird Odaiko genannt und mit durchschnittlichen Durchmessern von einem Meter gebaut. Die größte Odaiko steht im Festival Forest Art Museum in Takayama, hat einen Durchmesser von 2,67 Metern und wiegt knapp 4 Tonnen. Die Fertigstellung der Trommel erfolgte im Jahr 1996 nach ganzen drei Jahren Bauzeit.

Nachdem die Bevölkerung durch die Religion für die großen Trommeln sensibilisiert wurde, fand das Instrument zunehmend Einzug in das alltägliche Geschehen der Menschen. Bauern nahmen die Trommeln mit zu ihrer Feldarbeit, um Signale zur Pause zu geben oder Fischer gaben damit Signale auf See. Auch zum Warnen vor Überfällen in Dörfer wurden die großen Trommeln immer häufiger verwendet und fanden gemächlich auch Einzug auf Festlichkeiten zur musikalischen Untermalung. Durch die vielseitige Verwendung der Trommeln gab es unterschiedliche Größen und Ausführungen, die alle unter dem Übergriff Taiko verstanden wurden. Die ursprünglichen Trommeln waren sehr groß, doch gab es im Laufe der Zeit auch kleinere Varianten, wie beispielsweise die Sumodaiko, die einen Durchmesser von rund 25 Zentimetern aufweisen. Die größten Formen der Trommeln, die Odaiko, beginnen zum Vergleich bei einem Durchmesser von etwa 91 Zentimetern. Je größer die Trommeln gefertigt waren, desto dunkler erhallte ihr Klang, der teilweise durchaus auch einschüchternd wirken konnte.

Die Kriegstrommeln der Samurai

Die bedrohliche Wirkung der Taiko wurde dann auch prompt von den Samurai für anstehende Schlachten genutzt. Vor einem Gefecht ließ der Kriegeradel die großen Trommeln schlagen, um den Feind schon im Vorfeld akustisch zu zermürben. Ferner dienten die monotonen Klänge auch den eigenen Kriegern, um diese in eine Art Blutrausch zu versetzen und die Gunst der Götter wortwörtlich auf die eigene Seite zu schlagen. Fast parallel zum Einsatz als Kriegstrommeln wurden die Taiko auch zunehmend in den japanischen Theatern zur Untermalung der Handlung genutzt.

In der Moderne eine Kunstform

In der modernen Kriegsführung sind die Taiko in Japan nicht mehr zu finden, neben dem religiösen Einsatz aber auch umso mehr in den musikalischen Künsten. Das Taiko-Trommeln wurde mittlerweile zu einer Kunstform weiterentwickelt und findet in großartigen Bühnenshows weltweite Beachtung. Viele Aufführungen fordern den Musikern höchsten körperlichen Einsatz ab und zwingen die Künstler zur Schwerstarbeit auf der Bühne. Die Ergebnisse sind jedoch beeindruckend. Wer bekannte Taiko-Gruppen wie Ondekoza, Kodo oder Gocoo einmal live erleben kann, sollte sich das Spektakel unbedingt ansehen. Es wird sich garantiert lohnen.

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Über Stephan Lenz

Stephan Lenz studierte Philosophie, Soziologie und Anglistik an der Universität Mannheim. Es folgten schriftstellerische Fortbildungen und die freiberufliche Arbeit als Autor und Journalist. Neben unzähligen Artikeln in diversen Magazinen, veröffentlichte er Prosa im Charon Verlag, Hamburg, sowie im Wortkuss-Verlag, München. Er gehört seit vielen Jahren zum festen Stamm der Redaktion des Artikelmagazins.