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Esoterik:

Gesetz der Anziehung – Esoterikmüll oder Wissenschaft?

Der Esoterikmarkt boomt. Das »Gesetz der Anziehung« zieht immer mehr Menschen in seinen Bann. Kann man Glück, Reichtum und Gesundheit herbeiwünschen?

Esoterik - immer mehr Menschen glauben an das Gesetz der Anziehung.

Das Gesetz der Anziehung – verbunden mit der Hoffnung auf Glück, Reichtum und Gesundheit. Bild: © fotolia.de

Quantenphysik, Quantenfeldtheorie, morphogenetische Felder, morphische Resonanz, Paralleluniversen und die Viele-Welten-Theorie: Wissenschaft oder Humbug?

Es ist nicht alles Gold, was glänzt – so auch in der Wissenschaft. Denn, was hochwissenschaftlich klingt, muss noch lange nicht bewiesen und schon gar nicht richtig sein. Aber: Es verkauft sich gut! Und genau aus diesem Grund werden seriöse Wissenschaftstheorien wie die Quantentheorie, die Relativitätstheorie, die Viele-Welten-Theorie und andere Wissenschaftserörterungen bis zur Unkenntlichkeit neu interpretiert, umgemodelt und munter mit komplett abwegigen Theorien – meist aus dem Esoterikbereich – vermischt. Heraus kommen mitunter vollends verstümmelte Wissenschaftstheorien, die mit ihren Ursprüngen kaum oder gar nichts mehr zu tun haben.

Der Esoterikmarkt boomt – und ein Ende ist nicht in Sicht

Den Erfolgsautoren und Pseudowissenschaftlern ist das aber reichlich egal: Sie sind immerhin Koryphäen auf ihrem Fachgebiet – dem Geldverdienen. Sie wissen, welcher Lesestoff die Gehirnaktivitäten auf Hochtouren laufen lässt und was die Leselust befriedigt. Bücher, Filme und vor allem auch Seminare, welche mit vielversprechenden und allzu verlockenden Titeln wie „The Secret“, „Bleep“ oder „The Law of Attraction“ von sich sprechen machen, verkaufen sich wie warme Semmeln. Den Lesern, Zuschauern und Teilnehmern wird viel versprochen: ein Leben voller Glück, Gesundheit, Reichtum und Harmonie – eine durchaus attraktive Viererkombination. „Erschaffe dir dein eigenes Glück“, „Materialisiere Gesundheit und Reichtum – du brauchst nur daran zu denken“, „Nur wer bereit ist, das Unmögliche zu denken, wird das Mögliche schaffen“.

Das alles sind typische Motivationsphrasen, die tatsächlich funktionieren sollen. Und wenn der Verstand bei derartigen Abenteuerlichkeiten zu kollabieren droht, dann haben die Lenker ihres Denkens auch dafür ein erklärendes Patentrezept: Der Verstand kämpfe um sein Überleben, hindere seinen Besitzer an der Entwicklung Richtung „sonst-wo-hin“ und müsse am besten komplett ausgeschaltet werden. – Ja, das muss er, denn ansonsten würde so mancher Leser die Lektüre bereits nach Kapitel 1 wieder schließen. – Aber warum scheint sich das anfängliche Boomen dieses Marktes zu einer regelrechten Seuche zu entwickeln? Warum infizieren sich tagtäglich immer mehr Menschen an dieser absurden Gehirnerweichung und warum um Gottes willen merkt es keiner?

„The Secret“, „The Law of Attraction“ und „Bleep“: Funktioniert das „Gesetz der Anziehung“ wirklich?

Liegt des Rätsels Lösung etwa darin, dass die Querdenker der Möchtegernwissenschaftler mitunter vielleicht – Gott bewahre – recht haben? Ist das des Pudels Kern?

Nein, ganz sicher nicht; da sind sich zumindest die nicht-selbst ernannten Wissenschaftler einig. Sie amüsieren sich eher über derartige Ab- und Umwandlungen diverser wissenschaftlicher Thesen und freuen sich, ihren Wissenschaftskollegen aus der Neuroabteilung neues Forschungsmaterial liefern zu können. – Na also, die Wissenschaftstransformation in Richtung Irrsinn hat also doch etwas Positives. Erschreckend dabei nur, dass damit genau jene These bestätigt wird, welche von zumindest einigen der Pseudoweltbeobachter vertreten wird: „Jedes Individuum erfüllt seine ganz eigene Aufgabe hier auf diesem Planeten.“

Visualisten und Weltenkreierer: Sind sie tatsächlich glücklicher?

Wissenschaftlicher Humbug hin oder her – eines steht fest: Die Hardcore-Esoterikmeute glaubt felsenfest an ihr Geheimnis. Sie sind davon überzeugt, selbst die Macher zu sein – nicht etwa „nur“ die Macher ihres eigenen Lebens. Nein. Sie glauben zu wissen, die Macher ihrer ganz eigenen Realität zu sein. Mitschöpfertum nennt sich das in der Szene. Und dass Bescheidenheit keine allzu erstrebenswerte Tugend der Realitätserschaffer zu sein scheint, wird nicht nur bei diesem Punkt deutlich: Die Visualisten par excellence kreieren ihre Zukunft nicht etwa in einem bescheidenen Haus am See inmitten einer eindrucksvollen Umgebung mit einem schicken Zweitwagen in der Garage – sie denken größer. Viel größer. Ihre Visualisationskraft umfasst das komplette Universum – die Parallelen selbstverständlich inbegriffen. Echte Realisten finden sich eher selten unter ihnen, Realismus-Anhänger eigentlich gar nicht; und wenn, dann nur kurzfristig. Trotzdem: Die Esoterikheerscharen scheinen sich mit jeder neuen Publikation zum Thema proportional zu verdoppeln. Erstaunlich eigentlich, denn fragt man nach den Visualisationserfolgen, fallen diese eher dürftig aus. Und Glück, Zufriedenheit und Gesundheit? Nun ja, vornehmes Schweigen ist ja bekanntlich auch eine Antwort.

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Über Simone Meier

Simone Meier arbeitet als freie Journalistin, Autorin und Lektorin für unterschiedliche Medien. Sie recherchiert und schreibt unter anderem für einen Fachbuchverlag, für Onlineredaktionen sowie für mehrere Textagenturen und auch einige Printmedien. Nach einer vorerst kaufmännischen Ausbildung und Weiterbildungen im Bereich Marketing/PR und Verkaufsmanagement folgte eine Tätigkeit als Produkt- und Marketingtrainerin sowie als Service Coach für viele namhafte Firmen. Ein berufsbegleitendes Journalismusstudium mit den Schwerpunkten Onlinemedien und SEO-Optimierung eröffnete ihr schließlich ihren Weg als freie Journalistin und Texterin für unterschiedliche Medien.