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Esskultur:

Mährisch-böhmisch-schlesische Küche – ein multikulturelles Potpourri

Die mährisch-böhmisch-schlesische Küche Tschechiens ist von der Vielvölkerkultur der ehemaligen k.u.k-Monarchie Österreich-Ungarn beeinflusst – Zutaten und Rezeptvariationen aus der deutschen, ungarischen, jüdischen und polnischen Kochkunst lassen sich hier wieder finden.

Die Mährisch-böhmisch-schlesische Küche von Tschechien: Gulasch mit böhmischen Knödeln.

In der mährisch-böhmisch-schlesischen Küche Tschechiens geht es recht deftig zu. Bild: © fotolia.de

Kein Wunder – finden sich doch in Tschechien fruchtbare Böden, die neben verschiedenen Getreidesorten, Buchweizen und Kartoffeln zahlreiche Gemüsesorten und Obstbäume tragen, mit Weinbergen aufwarten und auch Schwein, Schaf, Rind und Gans mit ernähren. Wild und Kaninchen lieferte der Wald, die Oder dagegen Karpfen, die als Weihnachtskarpfen oder Schwarzer Karpfen mit Pflaumenmus ihren Weg vom Wasser auf den Teller fanden. Lauter Zutaten für eine deftige, vielfältige bäuerlich-gehobene Küche also, die sich bis in Gourmethöhen aufschwingt.

Herzhafte und süße Spezialitäten charakterisieren die mährisch-schlesische Speisekarte und erfreuen uns zudem mit teils ungewohnt klingenden Namen: Ob Olmützer Quargel (ein fettarmer, eiweißreicher Bauernkäse), Hefekuchen mit Mohn, Quark oder Obst, kräftige walachische Sauerkrautsuppe Kyselica, Milchsuppe, Brimsennudeln mit Speck, Kesselfleisch oder Schlesisches Himmelreich und die ganze Armada an Knödeln (Heidelbeerknödel, Pflaumenknödel, Grießknödel, Hefeknödel, Kartoffelknödel & Co., die mit ebenso gehaltvollen wie aromatischen Saucen gereicht werden) sowie üppige Schlachtplatten – hier findet sich für fast jeden Geschmack ein Gericht.

‚Schlesisches Himmelreich’ nennt sich ein deftiges Gericht, das aus Räucherspeck, geräuchertem Schweinebauch oder Schweinefleisch mit Backobst und Zitrone gekocht wird. Das besondere Aroma verleihen Nelken und Zimt, als Beilagen reicht man gern Knödel aus Grieß, Kartoffeln oder Semmeln.

Süßes zum Kaffee

Im Café bekommt man zum Heißgetränk kurios klingende süße Kleinigkeiten wie Stramberker Ohren (ein dekoratives Lebkkuchengebäck), Palatschinken, Pfannendalken, Liwanzen, Honigkuchen oder Schlesischen Osterfladen.

Vizovice heißt ein Gebäck, an dem man sich besser nicht die Zähne ausbeißt: Es handelt sich um einen Salzteig, der zu Figuren aus der Volkskunst geformt wird und ein beliebtes Mitbringsel aus der gleichnamigen Stadt darstellt.

Pflaumen in jeder Variante

Pflaumen und Zwetschgen werden in verschiedenen Aggregatszuständen verarbeitet: Zuckerfrei eingekochtes süßes Pflaumenmus begleitet Kartoffelfladen, Zwetschgen verbergen sich im Knödel und werden zu Sliwowitz verarbeitet, einem Obstbrand aus duftenden, am Baum gereiften Pflaumen. Powideldatschkerl sind eine Art süßer Maultaschen aus Kartoffelteig, gefüllt mit dick gekochtem Pflaumenmus.

Flüssige Genüsse

Die Wingerte Tschechiens bringen verschiedene Weinsorten hervor, von denen man etwa im barocken Bierkeller von Pavlov eine Auswahl verkosten kann. Auch ein Besuch im Weinkeller des Erzbischofs in Kromeriz ist interessant, denn der blickt auf eine Tradition von 700 Jahren Messweinherstellung zurück.

Bier ist jedoch unbestritten das Nationalgetränk. Unzählige große und kleine Brauereien brauen Biere nach Gusto, darunter traditionelle Sorten wie Ostravar, ungewöhnliche wie Kirschbier oder ungefilterte koschere Biersorten.

Die zahlreichen Obstsorten werden zu ebenso vielen Obstbränden veredelt, der Sliwowitz hat es zu weltweiter Bekanntheit gebracht. Aber auch Liköre wie der bittersüße Kräuterlikör Lysá Hora, der seit Mitte des 19. Jahrhunderts hergestellt wird oder der Miodula, ein schlesischer Honigschnaps, gehören zu den geistreichen Genüssen der mährisch-böhmisch-schlesischen Küche.

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