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Blacksocks:

Schlaue Socken aus der Schweiz

Bei Blacksocks kauft man Socken im Abo. Auch das Problem der fehlenden zweiten Socke nach dem Waschgang ist gelöst – wenn man ein iPhone hat.

Mann steht in Socken auf der WaageDie Schweizer Firma Blacksocks hat ein Herz für Socken und gut bestrumpfte Kunden. Daher bietet sie seit 1999 ein Sockenabo an. Es funktioniert wie jedes Abo – man bestellt sich Socken in der gewünschten Größe, Form und Farbe. Die Strumpfware kommt dann per Briefpost nach Hause, immer drei Paar, je nach Abo alle drei oder vier Monate. Jedes Jahr kann man seinen Sockenvertrag verändern, kündigen oder verlängern. Es wird per Rechnung bezahlt und in die ganze Welt geschickt, natürlich auch als Geschenkabo.

Das Sockenabo sorgt für gut bestrumpfte Kunden

Die Kunden bekommen also regelmäßig identischen Sockennachschub. Aber warum? Der Firmengründer Samy Liechti hat dafür eine Menge einleuchtender Gründe: Jeder braucht Socken. Da er überzeugt davon ist, dass sie aber keiner gerne kauft, kommen seine Socken eben frei Haus. Dann das elende Zusammensuchen nach einem Waschgang – fällt weg, wenn man immer die gleichen Socken trägt. Und das leidigste Problem: der unerklärte Sockenschwund. Das Phänomen gibt es in vielen Haushalten – es verlassen weniger Socken die Waschmaschine, als sie betreten haben. Sollte es bei Kunden von Blacksocks Singlesocken geben, können diese sich verpartnern, weil sie ohnehin alle gleich aussehen. Und schon ist die Sockenwelt wieder heile.

Wie man auf so was kommt? Samy Liechti hatte vor Jahren an einem geschäftlichen Treffen teilnehmen müssen. Was er nicht wusste – es handelte sich um eine japanische Teezeremonie. Da ist Schuh ausziehen Pflicht und bei dieser Gelegenheit kamen seine Socken in „unterschiedlichen Lebensphasen“ und von „verschiedenen Stammbäumen“ ans Tageslicht. Diese Peinlichkeit brachte ihn dazu, „die Schnittstelle zwischen Mann und Socken einmal genauer zu betrachten.“ Da traditionellerweise der Mann zur Socke geht und nicht andersherum, passieren solche Fehler schon mal. Die Lösung: Die Socke muss zum Mann kommen. Die Aboidee war geboren.

Smarter Socks – vermutlich die schlausten Socken der Welt

Füße mit schwarzen Socken auf dem Tisch hochgelegtWer jetzt denkt, das Sockengeschäft ist damit am Ende der Innovation, irrt, denn die Schweizer können auch interaktiv. Ihre neueste Erfindung sind die Smarter Socks, die vermutlich schlausten Socken der Welt. Die schwarze Fußbekleidung sieht aus wie ein Strumpf, hat aber da, wo eine andere Firma schon seit Jahren einen Metallknopf integriert, jeweils einen RFID-Chip. Auf diesem sind Daten zum einzelnen Socken gespeichert, sozusagen der Sockenlebenslauf. Hier kann man erfahren, wo die Socke herkommt, wann sie hergestellt und gekauft wurde und ob sie für den linken oder rechten Fuß vorgesehen ist. Auch wie oft sie gewaschen wurde und wer der zugeteilten Sockenpartner ist, kann man hier erfahren. Wer sich jetzt noch einen Sock-Sorter anschafft und ein iPhone mit passender App besitzt, kann so richtig auf großem Fuß leben.

Sie nehmen die Wäsche von der Leine und haben keine Ahnung, welche Socke zu welcher passt? Der Sock-Sorter schon – das handliche Gerät wird an jede Socke gehalten und liest deren Lebenslauf ab. Haben Sie die richtige Partnersocke gefunden, ertönt ein Signal. Parallel sehen Sie auf dem iPhone, ähnlich wie beim Memoryspiel, die beiden Socken zueinander kommen, sie gelten jetzt als frisch gewaschen und können zusammengelegt werden. Sollten auch Sie ein Sockenmonster in der Waschmaschine haben und deswegen immer wieder Singlesocken aus der Trommel ziehen, helfen ihnen die Sockenschweizer auch. Die App bietet die Möglichkeit, zwei Singlesocken mittels Chip neu zu verpartnern. Wie im Menschenleben auch wird diese Eheschließung auf dem Chip vermerkt.

Der Sock-Sorter weiß, wann Socken ausgetauscht werden müssen

Socken-Sorter mit Socken die einen RFID-Chip tragenJetzt bleibt nur noch das Problem des Auswaschens der Farbe. Auch da soll es ja Menschen geben, die nicht mit bloßem Auge erkennen können, ob Socken zusammen passen oder nicht. Und bei Tageslicht dann mit einem grauen und einem schwarzen Strumpf bekleidet sind. Die Schweizer haben auch das bedacht, echte Strumpfprofis eben. Mit der Kamera des iPhones machen Sie ein Bild von der betreffenden Socke, die App zeigt Ihnen dann an: grün, gelb oder rot. Grün gilt in diesem Fall als schwarz, also noch schwarz genug, Sie können die Socken ohne Probleme tragen. Bei Gelb ist es schon etwas kritischer mit der Farbechtheit und Rot zeigt die Notwendigkeit eines Sockenwechsels an. Was – so eine App soll dem Kunden ja schließlich auch alle Schritte erleichtern – natürlich gleich per iPhone erledigt werden kann. Ins Sockenkonto eingeloggt und bestellt, die neuen Strümpfe kommen per Post.

Schweizer Qualitätssocken aus dem Internet

Ach übrigens, die bestellten Socken sind nicht irgendwelche. Seit 1999 verkauften die Schweizer über drei Millionen Wadensocken, sie sind von verschiedenen Unternehmen getestet und prämiert worden und gehören seit 2003 ohne Unterbrechung zu den besten Socken der Schweiz. Ganz billig ist das Vergnügen nicht. Das Starter-Kit enthält zehn Paar schlaue Wadensocken in schwarz und den Sock-Sorter für 159 Euro. Der Preis für ein Paket Sockennachschub steht noch nicht fest, soll sich aber bei ungefähr 90 Euro bewegen. Wäschenetze oder Klammern, mit denen die Socken vor einem Waschgang aneinander gehalten werden, sind auf jeden Fall günstiger, aber mit Sicherheit nicht so spaßig. Und dass es Kunden gibt, die genau das wollen, zeigen die Bewertungen im Netz. Allerdings werden dort auch schon Rufe nach schlauen Kniestrümpfen laut und Besitzer von Smartphones beschweren sich, dass sie ohne iPhone keinen Zutritt zum Sockenhimmel haben.

Spaß hat auch die Firma selbst. Sie findet ihre schlauen Socken witzig und will mal schauen, wohin die Kundenwünsche gehen. Und dann wird entweder das ganze System begraben oder auf alle Strümpfe ausgeweitet. So geht man mit Sockensorgen um.

Fotos: © Blacksocks, Schweiz

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Über Manuela Käselau

Manuela Käselau ist Physiotherapeutin und Shiatsu-Praktikerin (GSD). Parallel studierte sie Phonetik, Niederdeutsche Linguistik und Systematische Musikwissenschaft an der Universität in Hamburg. Als freie Autorin schreibt sie für diverse Online- und Printmedien, hauptsächlich im medizinischen Bereich. Seit 2012 ist sie ein Mitglied der Redaktion.