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Dreiecksbeziehung:

Die Geliebte – ein Leben als zweite Geige?

So individuell jede Liebesgeschichte, auch jede Dreiecksbeziehung, ist, bestimmte Muster finden sich immer wieder. Das gilt auch für die Rolle der Geliebten. Ein Streifzug durch das Internet.

Dreiecksbeziehung: Geliebte liegt mit ihrem Geliebten im Bett.

Glücklich für ein paar Stunden – in der Dreiecksbeziehung hat die Geliebte oft das nachsehen. Bild: © fotolia.de

Für die meisten Menschen gehören wohl zu einer Liebesbeziehung exakt zwei Menschen – nicht mehr, weniger natürlich auch nicht. Angesichts dessen mag es erstaunen, wie viele Beziehungsdreiecke es dennoch gibt. Verlässliche Zahlen existieren nicht, doch immerhin drei Millionen Geliebte soll es in Deutschland geben. Ganz klassisch die Variante des verheirateten Mannes, der eine Geliebte hat. Auch in der Paartherapie spielt das Thema eine wichtige Rolle.

Ungerecht verteilte Karten

Durch das Internet geistern die immer selben Zahlen: Neun von zehn Ehemännern bleiben letztlich bei ihrer Ehefrau. Die Geliebte hat das Nachsehen. Die zehn Prozent, die sich für die Geliebte entscheiden, tun dies angeblich meist innerhalb von drei Monaten. Nach Ablauf dieser „Frist“ erwartet die Geliebte oft ein langer Leidensweg. Sicher, wie heißt es so schön? „Traue nur der Statistik, die du selbst gefälscht hast!“ Zudem sagt eine Statistik nichts über den Einzelfall aus. Nur mittels Statistik wird keine Geliebte wissen, ob sie zu den neun von zehn Fällen zählt oder doch die Ausnahme von der Regel ist.

Natürlich gibt es auch Männer, die ihr Herz an eine verheiratete – oder zumindest anderweitig gebundene – Frau verlieren. Sie sind dem Anschein nach jedoch vergleichsweise selten. Anders gesagt, meist sind sie schneller wieder weg. „Männer“, so heißt es in einem Artikel in der ZEIT, „sind nur selten bereit, als aussichtslos Liebende eine Beziehung im Abseits zu führen. Vor allem nicht, wenn diese Beziehung asymmetrisch, also die Frau verheiratet und der Mann ledig ist.“ Männer seien meist bereits nach einigen Wochen des Wartens überdrüssig, während nicht wenige Frauen Jahre, gar Jahrzehnte ausharren.

Der „dumme Kerl im Spiegel“

„Wenn man liebt, kann man nicht klar denken und macht Dinge, die einem sonst völlig fremd wären“, schreibt ein betroffener Mann, also ein Geliebter, in einem Internetforum. Auch er hadert – wie sonst meistens Frauen – mit seinen Gefühlen, mit Moralvorstellungen, Grundsätzen, die er einzuhalten sich nicht in der Lage sieht, mit der Frage, ob es richtige und falsche Gefühle gibt. Und resümiert: „Es ist schon sehr dumm, Angst davor zu haben, etwas zu verlieren, was man ja „so richtig“ noch gar nicht hat…so sehe ich wohl einen dummen Kerl im Spiegel.“

Die Plakette „Buhmann“ oder „Buhfrau“ gibt es oft gratis dazu. Häufig wird die Geliebte implizit oder explizit als Schuldige gesehen, wenn Betroffene leiden. Sie dränge sich unrechtmäßig in eine bestehende Beziehung oder Ehe, zerstöre wissentlich ganze Familien. Dabei ist nicht sie es, die der Ehefrau einst die Treue geschworen hat, sondern der Mann. In einem weiteren Forenbeitrag heißt es: „Mir ist es zu einfach, eine Geliebte zu verurteilen, nur weil sie liebt. Denn in vielen Fällen ist es besonders sie, die leidet. Sie hat nur die Wahl sich gegen das Gefühl zu entscheiden oder Geliebte zu sein. Ihre Rolle ist passiv.“

Immerwährendes Warten oder Loslassen?

Eben diese erzwungene Passivität führt häufig dazu, dass die Geliebte permanent wartet. Darauf, dass der Mann sich meldet, Zeit für sie freischaufelt. Dieser Mann jedoch lebt sein Leben mit der Ehefrau weiter, hat entsprechende Verpflichtungen und Termine. Gerade an wichtigen Tagen wie Weihnachten, Ostern, Silvester, an Geburtstagen ist er nicht da. Die Geliebte ist einsam. Wenn die Geliebte krank ist, ist sie krank und einsam.

Diese Einsamkeit verstärkt sich durch die Isolation, in die sie zunehmend gerät. Da ihre Beziehung eine heimliche ist, kann sie nicht offen mit anderen darüber reden. Selbst verschuldet sei diese Isolation, heißt es in dem ZEIT-Artikel. Freunde und Familie hätten häufig wenig Verständnis. Ist die beste Freundin selbst eine Ehefrau, sympathisiert sie womöglich mehr oder minder offen aufgrund eigener Ängste mit dieser. Oder sie kann es irgendwann einfach nicht mehr hören … und die leidende Geliebte ist mitten drin im Teufelskreis. Sie zieht sich von anderen zurück und wird dadurch immer abhängiger von dem geliebten Mann.

Sich selbst verzeihen

Derjenige, der zwei Partner oder Partnerinnen hat, kann Ärger mit dem einen beim anderen kompensieren oder sich zumindest leichter ablenken. Für die Geliebte – im Kern ein schönes Wort, doch mit anrüchiger Anhaftung – wird der Partner, den sie nicht wirklich haben kann, zur Sucht. „Silke“ beschreibt im Artikel der ZEIT: „Er ist zu meinem Lebensinhalt geworden, obwohl ich mein Leben nicht als leer bezeichnen kann. (…) Aber all diese Sachen machen mir nur so lange Spaß, solange es mit IHM gerade gut läuft.“ Wenn ein Treffen scheitere, gehe jegliche Motivation und Lebensfreude flöten.

In manch einer Geliebten keimt dieser nagende Verdacht, der in einem Forum formuliert wurde: „Wir Geliebten sind ein Teil des Uhrwerks, dass diese Ehen funktionieren lässt (…).“ Die Geliebte kann für den Mann ein Ventil sein, das ihn im Alltag zufriedener sein lässt. Davon könnte, so gesehen, sogar die Ehefrau indirekt profitieren, auch wenn sie das schwerlich so sehen wird. Zudem hat sie häufig gar keine Kenntnis von der Geliebten; diese aber umgekehrt von ihr. Die Zweitfrau will dem Mann nicht schaden und hat das Nachsehen. Die Ehefrau – natürlich umgekehrt genauso der Ehemann – kann keine freie Entscheidung treffen, da sie unwissend ist. Damit wird ihr die Mündigkeit entzogen.

„Er hat es geschafft, dass mein ganzes Leben aus den Fugen gerät“, schreibt eine Userin. „Und seine Schäfchen hat er ins Trockene gebracht. Sitzt mit Frau und Kindern zuhause gemütlich im warmen Nest. Das erzeugt in mir WUT. Richtige Wut!“ Und weiter heißt im Forum: „Und auch, dass ich mich so sehr habe demütigen lassen! Ich hab viel zugelassen, wo jeder normale Mensch schon viel früher STOP gesagt hätte – aus Liebe! Das gilt es MIR SELBST zu verzeihen…“

Dauerbrenner in der Paartherapie

Dreiecksbeziehungen sind so alt wie die Menschheitsgeschichte“, sagt der Psychotherapeut Richard L. Fellner in einem Interview auf der österreichischen Internetseite psychotherapiepraxis.at. Und sie seien ein Dauerbrenner in Psycho-, noch mehr in Paartherapien. „Das ist insofern nicht verwunderlich, als diese Außenbeziehungen für zumindest 2 der Beteiligten in der Regel höchst belastend sind, häufig über Jahre.“ Die Geliebte habe insbesondere dann ein Problem, wenn sie sich mehr Verbindlichkeit wünsche. Denn die Entscheidung liegt nicht bei ihr. Zudem, so Fellner, werde es immer schwerer, den Absprung zu schaffen, je länger die Beziehung andauere.

Frauen kämpfen, deshalb bleiben sie – Männer mögen es oft lieber bequem. Feiglinge seien sie, schreibt eine Userin: „Sie bringen häufig einfach nicht den Mut auf, etwas am Leben zu ändern.“ Eine weitere Userin zieht für sich das Fazit: „Ich weiß, dass es mit Sicherheit NIE wieder passiert…ich werde meilenweit in die andere Richtung laufen, wenn mich nochmal ein verheirateter Mann angräbt.“

Quellen:
Zitate aus dem ZEIT-Artikel:
http://www.zeit.de/2012/30/DOS-Geliebte

Zitate aus dem Interview auf psychotherapiepraxis.at:
http://www.psychotherapiepraxis.at/artikel/paartherapie/dreiecksbeziehung.phtml

Weitere Quellen:
http://www.zeit.de/2008/31/Geliebte-31
http://www.seitensprung-fibel.de/ehefrau-oder-geliebte.php
http://frau.germanblogs.de/archive/2012/09/18/geliebte-und-dreiecksbeziehung-vom-leben-als-schattenfrau.htm

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Über Lucy M. Laube

Lucy M. Laube ist eine freie Journalistin und diplomierte Sozialwissenschaftlerin. Zu ihren bisherigen beruflichen Stationen zählen unter anderem Radio Bremen, Greenpeace und das Goethe-Institut. Seit Anfang 2012 schreibt sie als Redakteurin für das Artikelmagazin.

Ein Kommentar

  1. Ist die Geliebte wirklich immer die Böse in der Dreiecksbeziehung? Der einzige, der die meisten Vorteile daraus zieht ist doch der Mann. Er steuert Ehefrau und Geliebte, denn beide werden von ihm mit Hinhaltetechniken manipuliert.

    Wenn eindeutig absehbar ist, dass der Mann sich nicht von seiner Ehefrau trennen wird, sollte sich die Geliebte auf sich selbst und ihr Seelenheil besinnen. Sie ist nicht zum Leiden verdammt, sie kann dem Ganzen ein Ende setzen.

    Ehemänner, die wissen wollen, wie sich die Frauen fühlen, Geliebte, die wieder frei sein wollen und Ehefrauen, die die Schuld der Geliebten geben, können unter seitensprung-fibel.de ein interessantes Interview sowie Buchrezension lesen, die evtl. ihre Sicht auf die Dinge ändert.