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Nein-Sagen kann auch befreiend sein

Diskussion mit der Partnerin Der ungeschriebene Anforderungskatalog, der heutzutage auf den Menschen lastet, ist kaum dauerhaft zu erfüllen: Wir müssen gut aussehen, uns fit halten, beruflich erfolgreich sein, unseren Freundeskreis pflegen, unseren Partnern und Kindern alle Wünsche von den Lippen ablesen, erfüllte Urlaube erleben, technisch stets auf dem neuesten Stand und rund um die Uhr erreichbar sein.

Diese Liste ließe sich problemlos fortführen. Und wer diesen Anforderungen tatsächlich stets nachkommen möchte, riskiert, körperlich und seelisch Schaden zu nehmen. Denn kein Mensch kann immer parat stehen und dabei noch einen lebenslustigen Eindruck machen.

Psychologen raten deshalb mehr denn je dazu, zwischendurch laut und deutlich „Nein!“ zu sagen – und zwar nicht nur zu den Pflichten, sondern auch zu den vermeintlich schönen Dingen des Lebens.

Kennen Sie das – Sie sind zu einer Party bei Freunden eingeladen und verspüren kurz vor dem Termin eine leise, aber deutliche Unlust und fühlen sich müde und erschöpft? Natürlich gehen Sie trotzdem hin, schließlich werden Sie erwartet und wollen nicht als Stubenhocker dastehen. Doch das Feiern fällt Ihnen schwer und der Abend endet mit Kopfschmerzen und Verspannungen.

In stressigen Zeiten können selbst die eigentlich schönen Dinge zu einer Belastungsprobe werden. Körper und Seele brauchen eine Pause, und die besteht vor allem in Zurückgezogenheit, Ruhe und manchmal auch Einsamkeit.

Doch Nein-Sagen ist aus der Mode gekommen. Niemand möchte als zickig, faul oder träge gelten, und erst Recht nicht als gesellschaftsscheu und schwierig. Schließlich sind wir umzingelt von Ratgeberbüchern und -DVDs, die uns zeigen, wie wir alles rasch in den Griff bekommen und ein rundum aktives Leben führen.

Wer sich jedoch dauerhaft Gutes tun möchte, muss lernen, auch einmal Nein zu sagen, selbst wenn es sich dabei um eine zunächst unpopuläre Entscheidung handelt. Wer stets Ja sagt, tut dies meistens aus konkreten, nicht immer begründeten Befürchtungen heraus.

Nein-Sagen im Büro

Ein Streit zwischen Kollegen Ein Beispiel: Im Büro nimmt man alle Dienste an, selbst wenn man dies nicht muss. Denn sonst könnte man ja als unmotiviert gelten und möglicherweise seinen Job verlieren. Dabei sind es gerade die ständigen Ja-Sager, die weniger Ernst genommen und von ihren Kollegen rund um die Uhr ausgenutzt werden.

Natürlich sollte das normale Arbeitspensum erfüllt werden. Doch wenn der Schreibtisch überläuft, kann ein freundliches Nein Wunder wirken und löst meistens nicht ansatzweise den befürchteten Ärger aus. Im Gegenteil: Manchmal verschafft man sich damit auch Respekt und Anerkennung.

Nein-Sagen im Verwandten- und Freundeskreis

Auch innerhalb der Familie und des Freundeskreises gibt es immer wieder Notwendigkeiten für ein Nein – zum Beispiel dann, wenn die Eltern es als Selbstverständlichkeit betrachten, auch in Stresszeiten und Krisen jedes Wochenende zu Besuch zu kommen.

Dabei braucht jeder Mensch zwischendurch ein oder zwei Tage ohne Verpflichtungen, und – Hand aufs Herz: Ein Elternbesuch ist immer mit einem Quäntchen Anspannung verbunden und fordert Aufmerksamkeit. Das erste Nein wird sicher Diskussionen nach sich ziehen. Die können aber als Übung betrachtet werden. Ein höfliches Nein, begründet mit der Aussage, Zeit für sich zu brauchen, muss als Argument reichen.

Nach diesem Präzedenzfall wird es in Zukunft leichter fallen, sich an den Wochenenden hin und wieder Luft zu verschaffen. Eine Einladung oder Party abzusagen, endet ebenfalls in den seltensten Fällen mit einer zerstörten Freundschaft. Sagen Sie ihren Freunden ehrlich, dass Ihnen gerade nicht nach Feiern und Gesellschaft zumute ist, sie sich aber sehr über die Einladung gefreut haben und das nächste Mal da sein werden. Wer dies nicht versteht, ist kein echter Freund.

Nein-Sagen in der Partnerschaft

Am schwierigsten ist es sicherlich, dem eigenen Partner Grenzen zu setzen. Auch dies tut manchmal not, sollte aber niemals mit Verurteilungen und persönlichen Angriffen einhergehen. Klare Ansagen ziehen schließlich nicht nur Grenzen, sondern verbinden auch, wenn die anschließende Zweisamkeit intensiver als sonst genutzt werden kann, weil der Kopf frei und die Seele entspannt ist.

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