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Flauschiger Aufschnitt:

Wurst und Fleisch zum Kuscheln

Wer ein unbelastetes Verhältnis zu Wurst und Fleisch hat, kann damit auch kuscheln. Silvia Wald fertigt die ungenießbaren Spezialitäten.

Junge Frau mit unterschiedlichen WurstkissenWas die Fleischindustrie täglich fabriziert, ist nicht immer appetitlich – trotzdem verzehren viele Menschen gerne und oft Fleisch und Wurst. Damit zu kuscheln kommt aber auch eingefleischten Tieressern nicht sofort in den Kopf. Dabei kann das so gemütlich sein, wenn die Wurst denn aus der Werkstatt von Silvia Wald kommt. Die Berlinerin fertigte vor Jahren aus Werbegründen für ihren Laden Aufschnitt mal eine kleine Ansteckwurst. Die ging weg wie geschnitten Brot – der Grundstein für ihre flauschigen Fleischkollektionen war gelegt.

Echte Wurst ist das Vorbild für Aufschnitt

Aus der Werkstatt der Berlinerin kommen keine Würste und Schinken, die nur so tun als ob. Sie sehen dem Original nicht nur sehr ähnlich, sie fühlen sich auch sehr ähnlich an. Einzig essen kann man sie nicht. Der Designerin ist es wichtig, die tierischen Teile so getreu wie möglich zu imitieren. Dazu eignen sich manche Sorten besser als andere. Und um diese zu finden, geht Silvia Wald in die richtige Fleischerei. Dort analysiert sie den Inhalt der Wurst und versucht, diesen in Stoffe umzusetzen. Beim Schinken zum Beispiel gelingt das ganz prima – entsprechend ist das Schinkenkissen auch einer ihrer Verkaufsschlager. Bei der Salami ist es schon schwieriger, diese bietet Aufschnitt entsprechend auch eher als Ganzes an. Dann aber in einer Edelschimmelvariante, wegen des tollen Gefühls an der Oberfläche. Die Paprikasalami sieht aber auch ausgesprochen lecker aus. Angerichtet werden ihre Spezialitäten stilgerecht in einer Fleischtheke beziehungsweise an den Fleischerhaken dahinter – alles sieht sehr echt aus.

Warum macht man Würste aus Stoff?

Ein Hund sitzt neben dem Schinken Stoffkissen Die Beweggründe der Schöpferin des flauschigen Fleisches gehen über den Verkaufseffekt hinaus. Sie will auch sensibilisieren für unseren Umgang mit tierischen Produkten: Die Beschäftigung mit den textilen Würsten führt mit Sicherheit dazu. Wann man welche Nahrungsmittel isst und woher diese kommen, ist ein Thema, dem sich die Menschen in Europa irgendwann stellen sollten. Und Silvia Wald hat, so sagt sie, als Vegetarierin genug Abstand, um diesen Weg einzuschlagen. Darüber hinaus haben ihre Wurstwaren aber auch alle eine Funktion und dekorativ sollen sie zudem sein. Die Wurst zum Anstecken übernimmt eher den schmückenden Teil, ebenso wie das Mettbrötchen, das durch den Fleischwolf gedrehte Hackfleisch und die Currywurst in der Schale. Andere Produkte haben dazu noch einen hohen Nutzwert: Während der kleine Schinken ein Kissen ist, kommt der größere als Sitzsack daher. Es gibt Fleischwürste als Nackenhörnchen, kleine Würste als Haarspange, Fleischwurstketten als Schal oder Schlüsselanhänger. Diverse Würste sind als Rollenkissen zu gebrauchen oder als Zugluftwurst, statt -dackel. Von Mortadella über Blutwurst und Salami reicht die Palette, sogar die Gesichtswurst ist dabei.

Handgemachte Würste

Silvia Wald ist Bekleidungstechnikerin und daher vom Fach. Es handelt sich bei ihren textilen Würstchen also nicht um Anfängerprodukte. Alles ist professionell handgenäht, aus verschiedenen Stoffen – sie werden je nach Wurst miteinander kombiniert. Die Fleisch- und Wurstkollektion ist recht ansehnlich. Dazu gibt es aber noch weitere Produkte aus ihrer genähten Fleischerei: Fleischerschürzen und -kappen, Beinscheiben, eine Kaufmannswaage, Beutel und Kissen mit Fleischmotiven. Damit aber noch nicht genug, die nächste Kollektion ist schon in Arbeit – diesmal geht es um Innereien, ein Kapitel, was für viele sicher noch unappetitlicher ist als Kuschelwurst. Allerdings sollten Fleischesser ehrlich sein: Wo Fleisch entsteht, fallen Innereien an, daher ist es nur konsequent, auch diese mehr ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken.

Kuschelwurst gibt es in Berlin und im Netz

Wer Lust hat auf die Kuschelwurst, findet sie in Berlin in der Boxhagener Straße bei Aufschnitt. Dort sieht es zwar aus wie einer Fleischerei, aber keine Angst, es riecht nicht so und mit Sicherheit ist dort auch kein totes Tier zu finden. Die Produkte der flauschigen Fleischerei sind aber auch im Internet zu finden und dort zu bestellen. So können auch Nicht-Berliner teilhaben an der Lust aufs Kuschel mit Fleisch und Wurst.

Fotos: © Aufschnitt – Textile Object Design

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Über Manuela Käselau

Manuela Käselau ist Physiotherapeutin und Shiatsu-Praktikerin (GSD). Parallel studierte sie Phonetik, Niederdeutsche Linguistik und Systematische Musikwissenschaft an der Universität in Hamburg. Als freie Autorin schreibt sie für diverse Online- und Printmedien, hauptsächlich im medizinischen Bereich. Seit 2012 ist sie ein Mitglied der Redaktion.