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Vollversorgung auf Griechisch

Die AIDS-Rente: HIV-Infektionsrate ist in Griechenland signifikant angestiegen

Obdachlose in Griechenland stecken sich absichlich mit AIDS an, um eine Rente zu beziehenWie zutiefst verzweifelt und am Boden zerstört muss ein Mensch sein, der sich absichtsvoll für eine Hand voll Euro der tödlichen Immunschwächekrankheit AIDS in die Arme wirft? Diese schockierende Frage wird aktuell im hoffnungslos verschuldeten Griechenland auf eine ebenso makabere wie groteske Weise beantwortet. Denn hier wird HIV derzeit als goldener Schuss und als Freifahrtschein in eine wirtschaftlich abgefederte, wenn auch durchaus absehbar endliche Zukunft gehandelt. Griechenland und AIDS – Ein mehr als trauriges Reizthema, das derzeit sowohl für menschliche Dramen als auch für einen kollektiven Aufschrei sämtlicher weltweiter Gesundheitswesen sorgt.

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Es gibt heute in Griechenland eine bestürzend erkleckliche Zahl an Menschen, die lieber ihr irdisches Dasein abkürzen will, anstatt blauäugig auf die erlösenden Segnungen des europäischen Füllhorns zu vertrauen. Diese Menschen machen die folgende schauerliche Rechnung auf:

Ein rüstiger und arbeitsfähiger Grieche bekommt nach aktueller Tarifgestaltung 461 Euro Arbeitslosengeld pro Monat, wobei die Laufzeit dieser knapp kalkulierten Sozialleistung auf ein Jahr beschränkt ist. Hat der Grieche bis dahin keine neue Arbeit gefunden, die ihn in Lohn und Brot bringt – Pech gehabt und dumm gelaufen! Dem steht eine bedingungslose und lebenslange Leibrente von 700 Euro im Monat gegenüber, wenn besagter Grieche als HIV positiv getestet wurde. Und die Kosten für die teuren Medikamentencocktails trägt der Staat zusätzlich. Jeder, der zwei und zwei zusammenzählen kann, und der eigenen Existenz ohnehin nicht mehr die allerbesten Zukunftschancen einräumt, wird hier in eine existenzielle Versuchung geführt. Und dass die Griechen tödlich gut rechnen können, beweist die Statistik: Für das sich dem Ende neigende Jahr 2011 vermeldet das griechische Seuchenkontrollzentrum einen Zuwachs an HIV Neuinfektionen von atemberaubenden 60 Prozent.

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Die Aussicht, für den stark verkürzten Rest des Lebens sowohl auf den ausgetrockneten Arbeitsmarkt als auch auf sämtliche warnend erhobenen Zeigefinger pfeifen zu können, ist für viele griechische Junkies ein attraktiv schwimmfähiger Strohhalm, an den sie sich mit erschreckender Konsequenz klammern. Oder anders gewendet: Mit HIV kontaminierte Spritzen werden immer häufiger absolut absichtsvoll in die eigene Haut gestochen, um später dann die AIDS-Rente beantragen zu können. Diese pekuniär basierte Selbstverstümmelung sorgt dafür, dass Griechenland insbesondere für leichtsinnige Sex-Touristen zur vitalen Gefahr wird. Denn gerade bei den Prostituierten, die in Griechenland wie auch anderswo immer der Spiegel gesellschaftlicher Strömungen sind, gewinnt die AIDS-Rente immer mehr an Boden. Wer hier ohne Gummi auf die Piste geht, ist buchstäblich lebensmüde.

Euroland-Rettung um jeden Preis? Das könnte uns alle weitaus teurer zu stehen kommen, als man derzeit ahnen mag.

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