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Puppe für krebskranke Kinder:

Die Barbie bekommt eine Glatze

Schon seit ihren Anfängen versucht die Barbie-Puppe von Mattel den Zeitgeist einzufangen, weshalb sich das stolze Püppchen modisch auch immer am Puls der Zeit befindet und in ihrer Geschichte schon des Öfteren ihr Erscheinungsbild verändert hat.

Die Barbie-Puppe ohne Haare und Glatze wird kommenIm nächsten Jahr will man bei dem Spielzeughersteller noch einen Schritt weiter gehen und eine Puppe produzieren, die dafür bestimmt ist, krebskranken Kindern Trost zu spenden und Mut zu machen. Denn Kinder spielen oftmals nach, was sie im Alltag erleben und die Barbie mit Glatze soll dabei eine besondere Funktion erfüllen.

Facebook-Aktion war der Stein des Anstoßes

Der Hersteller Mattel reagiert mit der glatzköpfigen Barbie laut eigenen Angaben auf eine Aktion aus dem sozialen Netzwerk Facebook. Dort forderte man den Hersteller auf, eine schöne und kahlköpfige Puppe zu produzieren. Rund 157.000 Menschen waren von der Idee begeistert und unterstützten die Aktion mit einem „Gefällt mir“. Im nächsten Jahr soll die Idee von Facebook nun aufgegriffen werden und die Produktion der speziellen Puppe beginnen.

Hier die Stellungnahme von Mattel auf Facebook

Hier die Stellungnahme von Mattel auf Facebook

Play is vital for children, especially during difficult times. We are pleased to share with our community that next year we will be producing a fashion doll, that will be a friend of Barbie, which will include wigs, hats, scarves and other fashion accessories to provide girls with a traditional fashion play experience. For those girls who choose, the wigs and head coverings can be interchanged or completely removed. We will work with our longstanding partner, the Children’s Hospital Association, to donate and distribute the dolls exclusively to children’s hospitals directly reaching girls who are most affected by hair loss. A limited number of dolls and monetary donations will also be made to CureSearch for Children’s Cancer and the National Alopecia Areata Foundation. Through a thoughtful approach, we made the decision not to sell these dolls at retail stores, but rather get the dolls directly into the hands of children who can most benefit from the unique play experience, demonstrating Mattel’s ongoing commitment to encourage play as a respite for children in the hospital and to bring joy to children who need it most. We appreciate the conversation around this issue, and are interested to hear what you think!

Die Puppe wird nur im Krankenhaus erhältlich sein

Die Barbie mit Glatze wird eine Reihe von Perücken, Schals und Hüten erhalten, wodurch krebskranken Kindern der Umgang mit eigenen Perücken nach einer Chemo-Therapie erleichtert werden soll. Ferner könnten sich die Kinder auch spielerisch bereits auf die Folgen einer Therapie einstellen und dadurch Mut und Zuversicht tanken. Wie ein Sprecher des Herstellers mitteilte, soll aus den speziellen Puppen kein Profit geschlagen werden. Deshalb wird die kahlköpfige Barbie auch nur in Krankenhäusern der USA und Kanada erhältlich sein, die sich auf die Behandlung krebskranker Kinder spezialisiert haben. Insgesamt ist das Projekt jedenfalls ein außergewöhnlicher Einfall, der den betroffenen Kindern hoffentlich auch wirklich Mut und Trost in einer schwierigen Zeit spenden wird.

Aktion nicht ohne Kritik

Gerade wenn es um Aktionen von großen Konzernen geht, werden oftmals Stimmen von Kritikern laut, die hinter derartigen Projekten schnell einen Werbegag vermuten. Das wahrlich Traurige daran ist, dass diese Kritiker meist Recht haben. Im Falle Mattel reagierte der Hersteller jedoch auf eine Facebook-Aktion, weshalb der Vorwurf einer skrupellos ausgeklügelten Marketing-Strategie offenbar zu voreilig wäre. Vielmehr waren die Initiatoren der Aktion angeblich fürsorgende Mütter, die in der kahlköpfigen Barbie eine Chance sehen, ihren krebskranken Töchtern ein akzeptiertes Schönheitsideal zu vermitteln. Denn die Barbie ist auch mit Glatze schön, also können es die Mädchen auch sein. Sollte diese einfache Rechnung aufgehen, könnte die neue Barbie eine wichtige Funktion erfüllen und den krebskranken Kindern auch mehr Selbstvertrauen schenken, was sich in letzter Konsequenz auch sicherlich auf den Gesundheitszustand auswirken könnte.

Eine Puppe mit Tradition

Die Firma Mattel blickt auf eine lange Tradition zurück und hat auch in der Vergangenheit bewiesen, dass man nicht blind den modischen Schönheitsidealen folgt, sondern sich weltoffen auf die Ästhetik verschiedener Kulturen einstellt. So gab es in den vergangenen Jahren beispielsweise auch Barbies mit Schleier oder in hispanischer beziehungsweise afroamerikanischer Ausführung. Die Geschichte von Mattel reicht übrigens bis in das Jahr 1945 zurück, als das Unternehmen von dem Ehepaar Ruth und Elliott Handler zusammen mit Harold Matson gegründet wurde. Zunächst konzentrierte man sich auf die Herstellung von Puppenmöbeln, Bilderrahmen und Modeschmuck, bevor Ruth in den frühen 1950er Jahren die Idee einer Anziehpuppe aufgriff, mit der ihre Tochter Barbara immer wieder spielte. Ruth wollte diese Puppe nach dem Vorbild eines Models produzieren, doch sah ihr Mann zu hohe Produktionskosten und war gegen das Vorhaben. Auf einer späteren Europareise entdeckte Ruth Handler jedoch die sogenannte BILD-Lilli, eine Puppe, die der Comic-Serie von Reinhard Beuthin seit 1952 aus der BILD-Zeitung nachempfunden war. Ruth nahm die Puppe mit blondem Pferdeschwanz mit zurück in die USA und man begann die Produktion einer eigenen Puppe nach dem europäischen Vorbild. Im Jahre 1959 präsentierte man schließlich die erste Barbie auf einer New Yorker Spielzeugmesse. Benannt wurde die Puppe nach der Tochter Barbara. Im Jahre 1964 kaufte man schließlich auch die Rechte an der BILD-Lilli und ließ diese vom Markt verschwinden, sodass die Barbie von Mattel ihren Siegeszug auch in Deutschland antreten konnte.

Foto: © Beautiful and Bald Barbie!

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Über Stephan Lenz

Stephan Lenz studierte Philosophie, Soziologie und Anglistik an der Universität Mannheim. Es folgten schriftstellerische Fortbildungen und die freiberufliche Arbeit als Autor und Journalist. Neben unzähligen Artikeln in diversen Magazinen, veröffentlichte er Prosa im Charon Verlag, Hamburg, sowie im Wortkuss-Verlag, München. Er gehört seit vielen Jahren zum festen Stamm der Redaktion des Artikelmagazins.