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Centennial Light Bulb:

Die dienstälteste Glühlampe der Welt

In einer kalifornischen Feuerwache hängt die älteste noch leuchtende Glühlampe der Welt – seit 1901 spendet sie Licht.

Die älteste Glühlampe der Welt hängt in Livermore Kalifornien.

Feuerwehr-Chef L. Owens, zeigt auf die Glühbirne, die seit 110 Jahre ihren Dienst verrichtet. Bild: © picture alliance / dpa

Eine Feuerwehr rettet Leben – wenn sie früh genug am Ort des Geschehens eintrifft. Das war auch früher schon so und für Dennis Bernal Grund genug für ein Geschenk. Die Männer der Feuerwache von Livermore/Kalifornien mussten sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts bei Nachteinsätzen mit Kerosinlampen behelfen, um Ausrüstung und Fahrzeuge zu finden. Das kostete Zeit. Also bekamen sie vom damaligen Besitzer des örtlichen Elektrizitätswerkes eine Glühlampe geschenkt. Das Präsent erstrahlte erstmals am 8. Juni 1901 in voller Schönheit mit 60 Watt – genug Licht für eine Nacht- und Notleuchte. Heute, 112 Jahre später, ist die Glühlampe immer noch rund um die Uhr im Dienst und funzelt noch vier Watt von der Decke.

Die kalifornische Weltrekordlampe

Livermore mit seinen gut 80.000 Einwohnern liegt in Kalifornien/USA, 70 Kilometer südöstlich von San Francisco. Im Einzugsgebiet der heutigen Hauptfeuerwache leben 150.000 Menschen. Die Technik hat sich weiterentwickelt hat und die Feuerwehrmänner haben nachts keine Lichtprobleme mehr – ihre alte Glühlampe haben sie aber noch. Zunächst, weil es einfach immer schon so war. Dann aber, weil 1970/71 ein texanisches Opernhaus behauptete, die älteste Glühlampe der Welt zu haben. Ein kalifornischer Journalist wollte das nicht hinnehmen und machte sich auf die Suche nach der Geschichte der Livermorer Lampe in der Feuerwache. Er fand die Tochter des edlen Schenkers, die sich genau an die Indienstnahme des Leuchtmittels erinnerte. Das Guinessbuch der Rekorde gab dieser Geschichte den Vorzug, die Texaner standen fortan in Sachen Rekordlampe nicht mehr zur Diskussion. Damit ist es amtlich: Die älteste Glühlampe der Welt hängt in der Feuerwehr von Livermore.

Die Shelby Electrics Company in Ohio baut haltbare Glühlampen

Dass die kalifornische Glühlampe schon so lange ihren Dienst versieht, wirft natürlich Fragen auf. Vor allem, wenn man sich die heutige Lebensdauer von Glühlampen vergegenwärtigt. Das langlebige Exemplar kommt aus Ohio und wurde in der Shelby Electrics Company hergestellt, vermutlich hat sie Adolphe Chaillet 1897 entworfen. Die Leuchte ist mundgeblasen und verfügt über einen dicken Kohlenstofffaden. Das war es dann aber auch schon mit den seriösen Angaben zur Wunderlampe. Man kann annehmen, dass die Exemplare aus Ohio sorgfältiger hergestellt wurden und daher grundsätzlich hochwertiger waren als die Konkurrenz. Ob das aber das Geheimnis der langen Lebensdauer ist, bleibt ungeklärt.

Als bekannt wurde, welcher Schatz in der kalifornischen Feuerwehr unter der Decke hängt, meldete sich sogar die Herstellerfirma und wollte die Lampe zurückkaufen. Die Livermorer aber trennten sich nicht von ihr, ganz im Gegenteil: Seitdem gelten strenge Regeln, um das Licht möglichst lange zu bewahren. Es werden also keine Bälle mehr dagegen geschossen, auch wird sie nicht mehr angefasst, wie das früher aus Aberglaube durchaus üblich war.

Auch eine Glühlampe kann eine Diva sein

Heute hängt die Rekordlampe in fünf Metern Höhe unter der Decke, neben ihr eine Kamera, welche die Lampe beim Leuchten aufnimmt – alle 30 Sekunden gibt es ein neues Bild, Tag und Nacht. Die Glühlampe scheint vermutlich auch deswegen so lange, weil sie fast durchgehend leuchtet. Technisch ist das An- und Ausschalten für solche Lampen der größte Stress, diesem musste sich das kalifornische Exemplar aber nur selten unterziehen. Am Anfang zog sie in kurzen Abständen zwei Mal um, als 1937 dann das Feuerwehrhaus renoviert wurde, hatte sie für eine Woche Pause. Anschließend ging sie wieder 24 Stunden täglich ans Netz und blieb nur dunkel, wenn es mal einen Stromausfall gab. 1976 zog die Feuerwehr in ein neues Gebäude, damals war die Lampe aber schon eine Diva und weltbekannt. In einer speziellen Transportbox wurde sie zum neuen Heim eskortiert, dort wieder unter Strom gesetzt. Diesmal bekam sie gleich eine eigene Stromquelle, so dass sie bei Stromausfällen oder Schwankungen im Netz keinerlei Spannungsunterschiede fürchten muss.

Die Weltrekordlerin hält zeitgemäß Hof. Auf der eigenen Homepage (Bulb Cam) kann man ihr nicht nur beim Leuchten zusehen, sondern auch ihre Biographie finden, in Gästebuch und Linksammlung stöbern und macht Bekanntschaft mit ihren Freunden. Auch Fotos von den rauschenden Festen zu ihren runden Geburtstagen gibt es dort. Natürlich hat sie auch eine Facebookseite, sie twittert allerdings nicht. Was auch verständlich ist, denn außer der Nachricht, dass sie wie üblich leuchtet, passiert in ihrem Leben nicht so viel. Und wenn sie keinen Burn-Out erleidet, dann bleibt das vermutlich auch noch lange so.

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Über Manuela Käselau

Manuela Käselau ist Physiotherapeutin und Shiatsu-Praktikerin (GSD). Parallel studierte sie Phonetik, Niederdeutsche Linguistik und Systematische Musikwissenschaft an der Universität in Hamburg. Als freie Autorin schreibt sie für diverse Online- und Printmedien, hauptsächlich im medizinischen Bereich. Seit 2012 ist sie ein Mitglied der Redaktion.