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Räuchermischungen:

Experten warnen vor den Legal Highs

Wer den Rausch in Räuchermischungen sucht, lebt offenbar gefährlich, denn die sogenannten „Legal Highs“ sind gefährlicher als angenommen.

Verschiedene Räuchermischungen auf einem TischAuf den ersten Blick sind es nur harmlose Kräuter, die den Raum mit wohligem Geruch und einer angenehmen Atmosphäre füllen sollen. Was der unbedarfte Käufer kaum vermutet: Hinter den speziellen Räuchermischungen aus dem Headshop stecken psychoaktive und meist hochwirksame Kräuter, die beim Rauchen zu einem Rausch führen, der dem von illegalen Drogen nicht viel nachsteht. Doch auch wenn es sich dabei um natürliche Kräuter handelt, werden die Gefahren der Kräutermischungen stark unterschätzt und Experten warnen ausdrücklich vor dem Konsum solcher Produkte.

Umfunktionierte Bademischungen und Räucherwerke

In Deutschland sorgte vor allem die Räuchermischung „Spice“ für größeres Aufsehen. In dem Produkt waren sowohl psychoaktive Kräuter zu finden als auch synthetische Cannabinoide, die nicht unter das Betäubungsmittelgesetz fielen und entsprechend legal zu vertreiben und erwerben waren. Beim Rauchen des Produktes entfaltete sich eine Wirkung, die teilweise stärker ausfiel als der Rausch des Cannabis selbst. Im Jahre 2011 hatten rund 7% der 15 bis 18 Jährigen Jugendlichen aus dem Raum Frankfurt am Main bereits „Spice“ konsumiert, obwohl der Handel damit seit 2008 verboten wurde. Die synthetischen Inhaltsstoffe wurden im Jahre 2009 dem Betäubungsmittelgesetz unterstellt. Doch neben „Spice“ gibt es noch eine Reihe weiterer „legaler“ Drogen, die auch gut und gerne als Badezusatz getarnt in den Handel gelangen und ebenso wie die Kräutermischungen zweckentfremdet und geraucht werden.

Mode-Kräutermischungen sind deutlich gefährlicher als Cannabis

Polizistin zeigt ein Glasröhrchen mit Legal HighsVom 25. – 26. September 2012 gab es eine erste internationale Konferenz, die sich mit Themen rund um die „Spice“-Problematik beschäftigte. Um angemessen mit den Risiken von neuartigen Kräutermischungen umgehen zu können, die zudem unkalkulierbare synthetische Wirkstoffe enthalten, sind wissenschaftlich gesicherte Informationen unumgänglich. Da diese noch nicht umfassend existieren, wurde ein Schwerpunkt der Konferenz auf die Vorbeugung des Konsums der Kräutermischungen gelegt. „Da diese neuen synthetischen Drogen in einigen Aspekten wesentlich gefährlicher sind als der Klassiker Cannabis, war es die primäre Zielsetzung der Konferenz, gemeinsam innovative Handlungsansätze für die Präventionsarbeit zu entwickeln und zu diskutieren”, erläuterte Dr. Volker Auwärter, Leiter der Forensischen Toxikologie des Instituts für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Freiburg. Die angekündigte Prävention ist gleichzeitig aber auch eine große Herausforderung, da Trends und neue Substanzen in „Spice“-Produkten und ihren Ablegern schnell erkannt werden müssen, um ihre Risikopotentiale einschätzen zu können und darauf zu reagieren.

Welche Gefahren beim Konsum entstehen

Frei verkäufliche Produkte, auch Rauschmittel, werden von einem überwiegenden Teil der Konsumenten als harmlos eingestuft und der Umgang speziell mit den Kräutermischungen findet nicht selten unkontrolliert statt. Dabei sind die Risiken auf akute Nebenwirkungen sowie auf eine Überdosierung besonders hoch. Auch die Suchtgefahr von solchen Kräutermischungen ist kaum abzuschätzen, gilt aber als mindestens genauso hoch, wie auch bei Cannabis. „Zu diesen Stoffen gibt es bisher sehr wenige gesicherte Erkenntnisse, insbesondere Langzeitfolgen bei regelmäßigem Konsum betreffend. Die Konsumenten sind somit ‚lebende Versuchskaninchen‘, während die Produzenten – vollkommen gleichgültig gegenüber möglichen Gesundheitsgefahren und tatsächlich eintretenden Gesundheitsschäden, die bis hin zu Todesfällen reichen, – immense Gewinne erzielen”, gibt Michael Pütz, Chemiker im Kriminalistischen Institut des Bundeskriminalamts, zu bedenken. Entsprechend kann man davon ausgehen, dass die Kräutermischungen für das „Legal High“ künftig noch strenger beobachtet werden und kann potentiellen Konsumenten nur davon abraten, solche Produkte zu konsumieren. Denn die vorläufige Legalität dieser Substanzen ist bei weitem kein Garant dafür, dass nicht auch schwerwiegende gesundheitliche Schäden eintreten können.

Fotos: picture alliance / dpa

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Über Stephan Lenz

Stephan Lenz studierte Philosophie, Soziologie und Anglistik an der Universität Mannheim. Es folgten schriftstellerische Fortbildungen und die freiberufliche Arbeit als Autor und Journalist. Neben unzähligen Artikeln in diversen Magazinen, veröffentlichte er Prosa im Charon Verlag, Hamburg, sowie im Wortkuss-Verlag, München. Er gehört seit vielen Jahren zum festen Stamm der Redaktion des Artikelmagazins.