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Ferienhaussteuer:

Der italienische Immobilienmarkt liegt am Boden

Mario Monti hat in Italien eine neue Steuer für Zweit- und Ferienhäuser eingeführt. Der Immobilienmarkt ist in Italien zusammengebrochen.

Präsident Mario Monti hat die Ferienhaussteuer in Italien eingeführtHohe Erwartungen hatten sich im In- und Ausland im November 2011 an die Bildung einer neuen Expertenregierung in Italien unter der Leitung des seriösen ehemaligen EU-Kommissars Mario Monti geknüpft. Er galt – mitsamt seiner gesamten Mannschaft – als das exakte Gegenstück zum papageienbunten Amtsvorgänger Silvio Berlusconi. Nun splittert der Lack. Das Land taumelt. Gewiss, es wäre ein Unding gewesen, glauben zu wollen, Monti könne in anderthalb Jahren – sein Mandat endet mit den regulären Parlamentswahlen in 2013 – Italien vom Kopf auf die Füße stellen. Aber jetzt zeigt sich, dass eine Reihe so genannter unpopulärer Maßnahmen aus konservativer Politikküche das Land in neue Nöte treibt.

Ferienhaussteuer drastisch erhöht

„Der Immobilienmarkt ist zusammengebrochen“, heißen die Schlagzeilen Mitte Juni 2012 kurz vor Beginn der großen Reisezeit und Touristenschwemme. Warum? Die Regierung Monti hat die von Berlusconi abgeschaffte Immobiliensteuer ICI für das Ersthaus wieder eingeführt; zu vorher bekannten regulären und moderaten Sätzen. Aber er hat zugleich eine neue Steuer IMU für Zweit- und Ferienhäuser beschlossen. Was heißt, der deutsche Rentner, der Schweizer aus Zürich, der sich vor Jahren oberhalb des Comer Sees ein kleines Appartement gekauft und dafür jährlich 260 Euro  Steuer bezahlt hat, muss nun 798 Euro hinblättern. Sommerzeit, Reisezeit – der Schrecken ist groß. Und kaum einer kauft mehr Immobilien in Italien. Eine ganze Branche bricht zusammen. Dass George Clooney für seine drei Villen am Comer See nun 15.000 Euro Grundsteuer zahlen muss, dürfte ihn allerdings  kaum berühren.

Der Tunnel dämmert vor sich hin

Sommerzeit, Reisezeit: Seit dem Jahr 1991 (!) wird am oberen Ende des Luganer Sees zwischen dem Städtchen Porlezza und der schweizerische Grenze vor Lugano ein Tunnel gebaut, um die schmale Seeuferstrasse zu entlasten. An dem 3,9 Kilometer langen Tunnel wird also seit über 20 Jahren gebaut. Aber nicht, weil die Bauarbeiter zu faul wären. Sondern, weil die staatliche italienische Baugesellschaft Anas die beauftragten Bauunternehmen teilweise erst mit vierjähriger Verspätung entlohnt, und die deshalb, wer wollte es ihnen verdenken, die Arbeiten einstellen. Der Tunnel sollte im Juli 2012 endlich und endgültig eröffnet werden. Am 21. Juni 2012 ließen die Bauarbeiter wieder Schaufel und Hacke fallen. Obwohl doch diesmal das Salär „nur“ seit fünf Monaten fehlte. Vor solchem Hintergrund war es wohl ein Scherz, als Ministerpräsident Monti dieser Tage verkündete, im Jahr 2013 werde die seit Jahrzehnten als Großbaustelle bekannte und berüchtigte Autobahnstrecke Salerno – Reggio di Calabria fertiggestellt sein. Das sind 186 Kilometer. Und über Italien lacht die Sonne…

Foto: © Presidenza della Repubblica

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Über Klaus J. Schwehn

Nach 25 Jahren spannender Tätigkeit als Parlamentskorrespondent in Bonn (Badische Zeitung, Die Welt, Berliner Tagesspiegel) lebe ich heute in Oberitalien. Meine Arbeitsschwerpunkte sind Politik und Gesellschaft in Italien und Deutschland; aber auch Fragen der Europäischen Union.