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Unfallgefahr:

Handys im Straßenverkehr – einer bleibt immer auf der Strecke

Mobiltelefone gehören immer mehr zum Alltag, auch auf der Straße. Problematisch dabei: Wer sich auf das Gerät konzentriert, kriegt nichts vom Verkehr mit.

Telefonieren während der Autofahrt ist gefährlich und zudem verboten.

Höchste Unfallgefahr: Wer am Steuer das Handy benutzt, bringt sich und andere in Gefahr. Bild: © fotolia.de

Viel Mühe macht es nicht, herauszufinden, wie sehr die Menschen ihre Mobiltelefone lieben. Wo man steht und geht sieht man Handy-Abhängige, die dem kleinen Gerät ihre volle Aufmerksamkeit widmen. Beim Sitzen auf der Parkbank hat das höchstens den Nachteil, nichts von der hübschen Landschaft mitzukriegen. Als Fußgänger wird das schon ein wenig brisanter. Wenn nur wenige Menschen unterwegs sind, geht es meist noch gut. In Fußgängerzonen oder auf Bahnhöfen allerdings ist es häufiger zu beobachten, dass Menschen gegeneinander stoßen, weil einer oder beide auf ihren kleinen Liebling geschaut haben und nicht auf ihre Umwelt. Häufig zu beobachten sind auch Aufgehunfälle – Fußgänger an Ampeln bekommen grünes Licht, der Pulk läuft los – bis auf die Handy-Abhängigen, auf diese laufen von hinten andere Fußgänger auf. Meist ärgerlich, aber noch nicht wirklich dramatisch. Wenn Mobiltelefone herunterfallen oder Fußgänger stürzen ist das im Einzelfall nicht schön, hat aber in der Regel auch keine dramatischen Auswirkungen.

Wenn der Verkehr sich mischt

Wenn aber verschiedene Verkehrsteilnehmer aufeinander stoßen, sieht das schon anders aus: „Immer da, wo sich Fußgänger- und Kraftfahrzeugverkehr mischen, wird es gefährlich“, so Gerhard Laub, Verkehrspsychologe beim TÜV Süd in München. Überqueren Fußgänger eine Straße, gibt es deshalb Probleme, weil man vom sicheren Fußweg auf die für einen Fußgänger weniger sichere Straße wechselt. Die Situation spitzt sich zu, wenn die Augen dabei auf dem Smartphone kleben. Die Ablenkung durch die Konzentration auf das, was der Smartphone-Bildschirm zeigt, kommt noch obendrauf. Dermaßen abgeschirmt vom Verkehrsgeschehen ist es nur eine Frage der Zeit bis zum Unfall. Das trifft natürlich in genau dem gleichen Maße auch auf Radfahrer zu, die noch dazu die Schwierigkeit bewältigen müssen, das Rad zu beherrschen – neben der Bedienung der mobilen Technik.

Die Aufmerksamkeit der Verkehrsteilnehmer sollte immer auf die Straße gerichtet sein. Je größer das Verkehrsaufkommen, um so höhere Konzentration ist dabei gefragt. Da kann dann eventuell sogar schon ein Gespräch mit dem Mitfahrer oder -geher stören. Der Vorteil ist aber, dass diese den Verkehr ebenfalls beobachten und erkennen, wann ein Gesprächsbeitrag zu viel wird. Mitunter können sie dem anderen sogar helfen, die Situation zu bewältigen, denn vier Augen sehen mehr als zwei. Ein Gesprächspartner am Telefon aber muss über Gefahrensituationen und sich ändernden Verkehr erst noch informiert werden – mitunter ist es dann aber schon zu spät.

Auto und Handy vertragen sich nicht

Warum sollten sich Verkehrsteilnehmer immer auf die Straße konzentrieren? Gerhard Laub: „Der Straßenverkehr erfordert die volle Aufmerksamkeit, weil immer plötzliche Ereignisse auftreten können. Jeder Fehler kann tödlich sein.“ Die alte Ausrede vom Multitasking hilft hier auch nicht weiter. Einerseits, weil sie ohnehin nicht stimmt, andererseits, weil das Fahren eines Autos an sich schon höchste Aufmerksamkeit erfordert. Besonders routinierte Autofahrer wiegen sich irgendwann in falscher Sicherheit. Im Verhältnis zu den gefahrenen Kilometern passieren relativ wenig Unfälle, auch gemessen an der Anzahl der Autos auf den Straßen. Das heißt aber nicht, dass das Lenken eines Autos tatsächlich ungefährlich ist und sagt auch nichts über die eigene Kompetenz im Straßenverkehr aus.

Potentiell riskiert man mit der Teilnahme am Straßenverkehr immer Gesundheit und Leben. Je mehr Motorkraft im Spiel ist, umso höher das Risiko. Gerhard Laub empfiehlt daher, sich das Leben nicht unnötig schwer zu machen. Das Führen von Fahrzeugen, besonders Kraftfahrzeugen ist schon anspruchsvoll genug – jede zusätzliche Aufgabe ist eher keine Forderung, sondern Überforderung.

Im Straßenverkehr geht es immer auch um andere

Sich selber zu gefährden ist zwar nicht unbedingt schlau, aber letztlich muss man den eventuell eintretenden Schaden selber ausbaden. Im Straßenverkehr wird es auch  deshalb so schwierig, weil Mitmenschen durch das eigene Tun gefährdet werden. Gerhard Laub: „Es geht immer auch um andere. Man ist zwar für sein eigenes Verhalten verantwortlich, aber auch für das Wohlergehen der Mitmenschen.“ Der Gesetzgeber hat aus seiner Sicht daher vollkommen zu Recht die Benutzung eines Mobiltelefons beim Auto- und Radfahren untersagt – weil sie zu sehr ablenken. Außerdem gibt er zu bedenken: „Im Straßenverkehr steht viel auf dem Spiel – Blechschaden, Gesundheit, Leben – kein Handygespräch ist so wichtig, das zu riskieren.“

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Über Manuela Käselau

Manuela Käselau ist Physiotherapeutin und Shiatsu-Praktikerin (GSD). Parallel studierte sie Phonetik, Niederdeutsche Linguistik und Systematische Musikwissenschaft an der Universität in Hamburg. Als freie Autorin schreibt sie für diverse Online- und Printmedien, hauptsächlich im medizinischen Bereich. Seit 2012 ist sie ein Mitglied der Redaktion.