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Steuerhinterziehung:

Hoeneß und die Grenzen des Fußballs

Uli Hoeneß hat sich mit seiner Steuerhinterziehung selbst ins Abseits gestellt. Jetzt wenden sich die guten Freunde aus der Politik von ihm ab. Vielleicht hat er zu hoch gepokert, weil er glaubte, dass Gesetze nur für die anderen gelten.

Der Präsident des FC Bayern Uli Hoeneß hat sich selber bei den Finanzbehörden angezeigt.

Steuerermittlungen gegen Uli Hoeneß nach Selbstanzeige. Bild: © picture alliance / Sven Simon

Vor einiger Zeit noch waren die „Götter in weiß“ das Dauerthema in der deutschen Boulevardpresse. Das waren die Chefärzte in Hamburg, Köln oder München, die nach einer Berechnung des Spiegel angeblich mit jedem Schritt im OP-Saal einen Tausender verdienten. Damals waren es noch D-Mark.

Heute sind es die „Götter in den kurzen Hosen“, die über die Einkommensklasse in den Operationssälen nur milde lächeln können. Die Bewunderung für die Schweinsteigers und Lewandowskis, für die Robbens und Riberys hat inzwischen solche Formen angenommen, dass es ein Fußballvolk schon als normal empfindet, dass diese Auserwählten ein Honorar von 1 Million € im Monat beziehen. Wenn nur die lästige Steuer nicht wäre.

Der Wahnsinn hat Methode, wenn man bedenkt, dass es sich hier nicht um Nobelpreisträger handelt, sondern um gewiefte Ballkünstler, die einen halben Schritt schneller als andere die kleine Kugel ins gegnerische Tor hinein praktizieren.

Kunststücke dieser Art finden jedes Wochenende Millionen Menschen so interessant, dass sie ihre Idole abgöttisch lieben und ihnen (nahezu) alles verzeihen. Diese Narrenfreiheit ist natürlich eine süße Verlockung für Machtmenschen wie Uli Hoeneß, der in seiner Verblendung nicht mehr sehen konnte, dass der Fußball auch Grenzen hat.

Uli Hoeneß und die guten Freunde aus der Politik

Bayern-Präsident ist Bundespräsident – das war seine Formel, nachdem er gemerkt hat, dass auch die große Politik immer offener um seine Gunst buhlte. Hoeneß und Seehofer, zwei Protagonisten am weißblauen Sternenhimmel, verkehrten praktisch auf gleicher Augenhöhe miteinander.

Ein Angebot als CSU-Abgeordneter stand im Raum, aber für den mächtigen Fußballboss war das zu wenig. Warum sich in Bayern um Wählerstimmen bemühen, wenn die Bundeskanzlerin auch ganz nah ist?

Wie verflochten die Verhältnisse schon waren, zeigt sich bei den strategischen Rückzugsgefechten. Wer jetzt nicht schnell genug weg kommt, kann selbst mit einem Ansehensverlust hängen bleiben. Sie alle haben sich getäuscht – im Charakterbild des Täters wie in der alles überragenden Macht des Fußballfaszinosums. Wer hatte es jemals gewagt, sich mit den Größen dieser Branche anzulegen?

Manche sind einfach gleicher …

Der Klassiker, der sich als „Fußballkaiser“ über das Gesetz stellte, war lange Zeit vor Hoeneß der Jongleur Beckenbauer, der sich gleich ganz in das steuermilde Österreich verzog, um mit dem deutschen Fiskus keinen Ärger mehr zu haben. Wegen seiner damaligen Steueraffäre wurde ihm kein Haar gekrümmt. Sein Ansehen in politischen Kreisen blieb unverändert. Wenn nur die Punkte im Fußball stimmten. Alles andere war zweitrangig.

Warum sollte das Modell Beckenbauer nicht auch für den Überflieger Uli Hoeneß gelten? Er blieb zwar im Lande, weil er bodenständig ist, aber für sein verschwiegenes Konto suchte er bei den Eidgenossen ein stilles Plätzchen.

Inzwischen weiß er, dass er einen großen Fehler begangen hat. Vielleicht das entscheidende Foul in seiner Karriere. Der pekuniäre Verlust ist zu verschmerzen, aber die verlorene Ehre kommt nie wieder zurück.

Und dies alles nur, weil Herr Hoeneß glaubte, dass der Fußball eine Großmacht ist, die ihn im Zweifelsfall über das Gesetz stellt. Ein bisschen ist er heute noch Opfer dieser Verblendung, wenn er versucht, die bösen Medien mit Anwaltsdrohungen zum Schweigen zu bringen.

Uli Hoeneß hat große Verdienste, aber als Bayern-Präsident wird er sich verabschieden müssen.

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