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Orvillecopter:

Holländer baut tote Katze zum Hubschrauber um

Das Video eines Niederländers sorgte für Aufregung: Er baute seine tote Katze zu einem Helikopter um und ließ sie durch die Luft fliegen.

Die Würde des Menschen ist unantastbar. Die der Tiere offenkundig nicht. Jedenfalls nicht, wenn man das „Kunstwerk“ des Holländers Bart Jansen genauer betrachtet, der seine tote Katze kurzerhand zum ferngesteuerten Helikopter verarbeitet hat. Das zugehörige Beweisvideo gibt es auf Youtube zu sehen und verbucht bereits über eine Million Zuschauer. Die Reaktionen in den Kommentaren sind dabei zweigeteilt: Rund 7.000 Besucher bewerteten das Video positiv und finden das groteske Schauspiel scheinbar noch amüsant. Ein Großteil der Besucher bringt jedoch seinen Unmut in teils bösen Kommentaren zum Ausdruck. Doch was soll die Aktion nun sein? Kunst? Oder ein skrupelloser Griff nach Aufmerksamkeit?

Orvillecopter – Jenseits des guten Geschmacks

Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten, um das Überschreiten von Grenzen aber schon. Denn das Video präsentiert sich keineswegs mit künstlerischem Anspruch, sondern zeigt eine tote, ausgestopfte Katze, die alle Viere von sich streckt, im Inneren motorisiert wurde und auf den Pfoten Propeller montiert hat. Jansen „startet“ die Katze und fliegt sie durch die Luft. Und kaum ist das Video online und kann Unmengen von Zuschauern vorweisen, kursieren auch schon bearbeitete Versionen davon, eine beispielsweise, welche die Musik der bekannten Fernsehserie aus den 1980er Jahren „Airwolf“ nutzt. Der Tierhasser freut sich vielleicht über die Bilder, dem Tierfreund hingegen gefriert das Blut in den Adern und er wird gewiss keine Kunst darin erkennen, selbst wenn er sich noch so sehr anstrengt.

Wie soll man nun urteilen?

Nun ist es ein Einfaches, einen Menschen zu verurteilen, der eine ausgestopfte Katze durch die Lüfte bewegt und auch noch die Dreistigkeit besitzt, die Geschmacklosigkeit als Kunst verkaufen zu wollen. Auf der anderen Seite muss man sich natürlich fragen, wer diesen „Künstler“ denn nun verurteilt. Sind es die Menschen mit Lederschuhen, also jene, die tote Tiere an ihren Füßen tragen? Oder sind es jene, die täglich Kosmetikprodukte nutzen und sich nun über den Missbrauch eines toten Tieres aufregen? Die Richtung wird deutlich, denn hierbei läuft man Gefahr mit zweierlei Maß zu messen und doppelmoralisch zu urteilen. Sicherlich mag es auf den ersten Blick nach etwas ganz anderem aussehen, ob ein Tier zu einem Gebrauchsgegenstand verarbeitet wird oder ob es öffentlich zur Schau gestellt wird, damit sich andere Menschen darüber amüsieren können. Unterm Strich aber ist der Unterschied gar nicht so groß und es muss wohl jeder mit sich selbst ausmachen, ob er die „Kunstaktion“ der fliegenden Katze gut finden mag oder verteufelt. Das Argument des toten Tieres kann dabei aber nicht zählen, jedenfalls nicht, solange sich die Gesellschaft profitabel an toten Tieren bedient. Denn auch wenn man das Zurschaustellen der Katze nicht gut heißen mag, so ist die Katze immerhin eines natürlichen Todes gestorben – ein Privileg, das die meisten der Nutztiere nicht vorweisen können.

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Über Stephan Lenz

Stephan Lenz studierte Philosophie, Soziologie und Anglistik an der Universität Mannheim. Es folgten schriftstellerische Fortbildungen und die freiberufliche Arbeit als Autor und Journalist. Neben unzähligen Artikeln in diversen Magazinen, veröffentlichte er Prosa im Charon Verlag, Hamburg, sowie im Wortkuss-Verlag, München. Er gehört seit vielen Jahren zum festen Stamm der Redaktion des Artikelmagazins.