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Frauenbilder:

Italienische Frauen sind gebildet, untreu und dick

Italienerinnen leben heute selbstbestimmt und emanzipiert. Sie sind häufiger untreu, bekommen weniger Kinder und haben Probleme mit dem Körpergewicht.

Die Frauen in Italien haben sich emanzipiert und führen ein selbstbestimmtes Leben.

Frauen in Italien leben heute nicht mehr das Hausfrauenleben von damals. Bild: © fotolia.de

Das Gehabe eines ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten mit Namen Silvio Berlusconi verstellt den Blick gewaltig. Je älter der heute 76 Jahre alte Medienzar wird, umso jünger werden die „Escorts“, wie die Liebedienerinnen in Italien genannt werden, mit denen er sich eitel umgibt. Aber das ist nicht der Spiegel der italienischen Frau von heute. Das italienische Statistische Amt hat die Durchschnittsfrau von heute unter die Lupe genommen – und das Ergebnis ist dann doch etwas überraschend:

Sie dominieren ihre Männer

Sie sind binnen 100 Jahren um zehn Zentimeter gewachsen und haben heute eine Körpergröße zwischen 1,62 und 1,66 Meter. Sie sind gebildet, aber ein ganz klein wenig zu mollig. Sie leben länger als noch vor zehn Jahren, sind häufiger untreu mit vielerlei Liebschaften und haben weniger Kinder als noch in den 1960er Jahren. Sie dominieren ihre Männer – und die merken es selten. Die Rede ist von der durchschnittlichen verheirateten Mittel- und Norditalienerin im Alter von 43 Jahren. Nach der Untersuchung des Statistischen Amtes tragen die meisten von ihnen den Namen Maria – machen ihm aber offensichtlich nur bedingt Ehre.

In 20 Jahren drei Kilogramm mehr

Es ist eine Art Röntgenbild, eine “radiografia“ mit einigen überraschenden Ergebnissen. Die sich nicht allein auf die Äußerlichkeiten beziehen. Die durchschnittliche Mittel- und Norditalienerin hat Kleidergröße 44 und Schuhgröße 38; sie wiegt zwischen 60 und 65 Kilogramm – und hat somit in den vergangenen 20 Jahren um drei Kilogramm zugenommen. Das dürfte auch dem größeren Wachstum geschuldet sein; aber die Statistiker sagen, diese Italienerinnen seien doch ein klein wenig zu üppig. In der Statistik heißt es brutal, etwas zu fett oder dickleibig (Im Italienischen = grassi).

Frühere körperliche Reife

Mit dem körperlichen Wachstum der italienischen Frau nördlich von Po und Tiber geht auch eine frühere körperliche Reife einher. Jedenfalls für traditionelle italienische Verhältnisse. Die ersten sexuellen Erfahrungen sammelt sie im Schnitt zwischen dem 16. und 19. Lebensjahr; bei den Männern ist dies zwischen dem 17. und 20. Lebensjahr der Fall. Aber dann lebt sich die Frau auf der Apennin-Halbinsel wohl erst einmal aus. Denn geheiratet wird im Schnitt erst mit dem 30. Lebensjahr, vier Jahre später als vor 50 Jahren. Und wenn sie dann verheiratet ist, dann schläft sie – mit ihrem Ehemann – im Jahr rund 110mal. Das Ergebnis sind dann, statistisch gesehen, 1,4 Kinder; das erste kommt auf die Welt, wenn die Mama 31 Jahre alt ist. Da in Italien die Großfamilie noch immer en vogue ist und die meisten Eltern berufstätig sind, werden 70 Prozent (!) der italienischen Kinder von den Großeltern aufgezogen.

Die Italienerin lebt heute selbstbestimmter

Sie lebt ihr Leben, die italienische Frau, selbstbestimmter als in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg. Selbstbestimmter, auch weil sie gebildeter ist. Denn 54 Prozent dieser Frauen haben einen Schulabschluss, der dem deutschen Abitur gleich kommt. Trotzdem lesen sie im Jahr durchschnittlich nur ein bis drei Bücher. Dazu sagen die römischen Statistiker schier sarkastisch: „Dies ist ein weit höherer Wert als der, den der italienische Mann erreicht“. Und eine Zeitung liest die Vierzigerin ein einziges Mal in der Woche; für 54 Prozent ist das Fernsehen erste Informationsquelle. Früher war die Kirche Dreh- und Angelpunkt. Heute sind statistisch gesehen die mittel- und norditalienischen Frauen zwar nach wie vor zu 87 Prozent katholisch, aber nur 30 Prozent bezeichnen sich als praktizierende Katholiken.

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Über Klaus J. Schwehn

Nach 25 Jahren spannender Tätigkeit als Parlamentskorrespondent in Bonn (Badische Zeitung, Die Welt, Berliner Tagesspiegel) lebe ich heute in Oberitalien. Meine Arbeitsschwerpunkte sind Politik und Gesellschaft in Italien und Deutschland; aber auch Fragen der Europäischen Union.