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Pemón-Indianer:

Kueka soll zurück nach Venezuela

Pemón-Indianer fordern ihren Kueka (Felsbrocken) zurück, der als Kunstwerk im Berliner Tiergarten liegt. Die Bundesregierung hat grünes Licht signalisiert.

Pemón-Indianer demonstrieren im Tiergarten - Kueka soll zurück nach Venezuela„Die Bundesregierung befürwortet eine ‚Rückschenkung’ des Steins Kueka an die venezolanischen Pemón-Indianer,…“.  So beginnt die Antwort des Auswärtigen Amtes – unter dem Zeichen 17/10478 – auf eine Kleine Anfrage der Bundestagsfraktion Die Linke (Aktenzeichen 17/10363) von Ende August 2012. Diese auf den ersten Blick mysteriöse Stellungnahme, veröffentlicht im hib, dem offiziellen parlamentarischen Newsletter „Heute im Bundestag“, erschließt sich erst auf den zweiten Blick: Der Stein Kueka ist ein 35 Tonnen schwerer Felsbrocken, rötlich schimmernd; er ist im Berliner Tiergarten zu besichtigen – und auch anzufassen. Genau diesen Stein reklamieren seit Jahren die Pemón-Indianer als ihr Eigentum, als ihr Heiligtum, und sie wollen ihn zurück haben. Er sei ihnen geraubt worden.

Fünf Steinpaare aus allen Kontinenten

Dieser Stein des Anstoßes hat in der Tat eine abenteuerliche Geschichte. Im Jahr 1997 hat ihn der heute 78 Jahre alte  Künstler Wolfgang Kraker von Schwarzenfeld nach Deutschland gebracht. Er ist, wie andere Felsbrocken auch, für sein „Global Stone Project“ nach Deutschland verfrachtet worden. Das Ziel des Künstlers war es, auf jedem Kontinent des Erdballs zwei besondere Steine zu finden und zu bearbeiten. Je ein Stein blieb im Ursprungsland, den zweiten brachte er in den Tiergarten. Für ihn symbolisieren die insgesamt fünf Steinpaare Liebe (Amerika), Erwachen (Europa), Hoffnung (Afrika), Vergebung (Asien) und Frieden (Australien).  Schwarzenfeld beteuert, die Steine seien so ausgerichtet, dass am 21. Juni mittels Lichtreflexionen eine Verbindung zwischen den Schwestersteinen entstehe.

Indianer fordern kulturelle Rechte ein

Nun machen Parlament und Regierung von Venezuela Druck: Der Stein solle den Pemón-Indianern zurückgegeben werden. Denn der Felsbrocken stelle für sie „Großmutter Erde“ dar und bilde zusammen mit einem anderen Felsen, dem „Großvater“ ein symbolisches Paar. Und die Forderung nach Rückgabe, so sagt es die heutige Regierung in Caracas, sei Teil des Kampfes der mehr als 30 Urvölker Venezuelas für Selbstbestimmung und Anerkennung ihrer kulturellen Rechte. Die Vorgängerregierung hatte allerdings offenbar seinerzeit der Ausfuhr zugestimmt  und den Stein, so heißt es im Berliner Auswärtigen Amt, 1998 „dem deutschen Volk geschenkt“.

Jetzt verhandelt der Künstler mit der venezolanischen Botschaft in Berlin, und „das Auswärtige Amt unterstützt nach eigenen Angaben diese Gespräche „mit dem Ziel einer einvernehmlichen Lösung“, wie es der Diplomatensprache heißt. Es geht offenbar um die Lieferung eines „Ersatzfelsens“, und die Transportkosten soll die Regierung von Venezuela übernehmen.

Foto: © picture alliance / dpa

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Über Klaus J. Schwehn

Nach 25 Jahren spannender Tätigkeit als Parlamentskorrespondent in Bonn (Badische Zeitung, Die Welt, Berliner Tagesspiegel) lebe ich heute in Oberitalien. Meine Arbeitsschwerpunkte sind Politik und Gesellschaft in Italien und Deutschland; aber auch Fragen der Europäischen Union.