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Glücksspiel:

Lottospielen jetzt auch im Internet

Demnächst kann man seinen Lottotipp auch online abgeben. Damit wird das Glücksspiel von Lotto im Internet aktiv. Das war seit 2009 verboten.

Lotto im Internet: der Lotto-Spielschein wird demnächst überflüssigDas wäre für Karin Ludwig-Tietze unvorstellbar gewesen. Schon die öffentliche Ziehung der Glückszahlen im Fernsehen war anfangs eine Sensation.

Die Zahlen sind frappierend. Demnächst können Lottospieler ihre Kreuzchen auch im Internet machen. Damit, sagen die staatlichen Lottogesellschaften, wird der jährliche Spielumsatz um sage und schreibe eine Milliarde Euro steigen. Mit anderen Worten, der  Online-Einsatz ließe den Umsatz mittelfristig auf acht Milliarden Euro anwachsen. Die Zentraladresse heißt dann www.lotto.de. Die Tipp-Abgabe im Netz wird deshalb möglich, weil seit dem 1. Juli 2012 ein neuer Glücksspiel-Staatsvertrag gilt. Die Übereinkunft der Bundesländer erlaubt dem Lotto- und Totoblock, im Web aktiv zu werden. Das war vorher verboten, genauer: Das Bundesverfassungsgericht hatte es hierzulande im Jahr 2009 untersagt.

Als das Lottofieber hoch schwappte

Eine Neuerung also, die der Zeit entspricht. Als vor 57 Jahren springflutartig in der Bundesrepublik Deutschland das Lottofieber hoch schwappte, war daran natürlich noch nicht zu denken. Da gab es noch kein Internet, und weil seinerzeit, man schrieb das Jahr 1955, in kaum einem Privathaushalt ein Fernsehgerät stand, gab es auch noch nicht die öffentliche Ziehung der Glückszahlen. Das kam erst zehn Jahre später; zuvor hatte die Ziehung unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattgefunden. Die Idee, das Ergebnis live im Fernsehen zu übertragen, wurde dann aber bald ein Hit.

Die blonde Karin – wohl onduliert

Heute wird sich kaum jemand an die erste „Lottofee“ erinnern, die dem gebannt am Fernsehschirm hängenden Publikum jene Zahlen aufsagte, mit der auch Millionäre gemacht wurden. Es war die Fernsehansagerin Karin Dinslage; sie hatte ihren ersten Auftritt am 4. September 1965. Über zwei Jahre hinweg war sie allein mit ihrem Auftritt, und dann kam DIE Lottofee des 20. Jahrhunderts. Am 10. August 1967 erschien erstmals Karin Tietze-Ludwig auf dem Bildschirm, blond und wohl onduliert, in perfekt sitzendem Kostüm – so wurde sie für viele Zuschauer zum Modevorbild. Die am 31. Mai 1941 geborene, im hessischen Biedenkopf aufgewachsene Radio- und dann Fernsehansagerin war die personifizierte Seriosität und Vertrauenswürdigkeit. Der stereotype Satz „Der Aufsichtsbeamte hat sich vor der Sendung vom ordnungsgemäßen Zustand des Geräts und der 49 Kugeln überzeugt“, ging ihr Samstag für Samstag über die Lippen, als sei es eine Offenbarung.

Tausche Leberwurst gegen sechs Richtige

Und so glaubten offenbar nicht wenige, die Lottofee habe Einfluss auf den Lauf der Kugeln die besonders beschichtete normale Tischtennisbälle sind, und somit auf die Ziehungsergebnisse: „Liebe Lottofee“, schrieb einer, „anbei meine Zahlen für die kommende Woche“. Und ein anderer – der von einer besonderen Vorliebe der Fee aus dem hessischen Hinterland erfahren hatte – bot ein Tauschgeschäft an: „Tausche hausgemachte Leberwurst gegen sechs Richtige“.

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Über Klaus J. Schwehn

Nach 25 Jahren spannender Tätigkeit als Parlamentskorrespondent in Bonn (Badische Zeitung, Die Welt, Berliner Tagesspiegel) lebe ich heute in Oberitalien. Meine Arbeitsschwerpunkte sind Politik und Gesellschaft in Italien und Deutschland; aber auch Fragen der Europäischen Union.