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Grausamer Trend:

Schuhe in Zukunft selbst züchten?

Ein thailändisches Unternehmen züchtet Rochen um daraus Schuhe zu machen. Kunden können den Farbton des Rochenleders selbst bestimmen. Der Preis 12000 Euro.

Die Firma RayFish züchtet Rochen und produziert aus dem Rochenleder ein paar Schuhe.

Für eine paar Schuhe aus Rochenleder muss der Käufer bis zu 12.000 Euro bezahlen. Bild: © Rayfish Footwear

Manche Erfindung hat das alltägliche Leben ja tatsächlich bereichert oder gar erleichtert, was einigen findigen Geschäftsleuten allerdings einfällt, treibt einem einen regelrechten kalten Schauer über den Rücken, so geschehen bei den Schuhen, die man sich selbst züchten kann. Für den Trend aus Thailand soll man sich die DNA eines Rochens selbst zusammenstellen. Nachdem das Tier dann mit dem Wunschmuster gezüchtet wurde, wird es getötet und zu Schuhen verarbeitet. Als Tierliebhaber oder Tierschützer muss man erst einmal schlucken und tief durchatmen.

Leder ist Leder, oder doch nicht?

Für die große Masse der Gesellschaft gehört das systematische Aufziehen und Töten von Tieren zum alltäglichen Geschäft, das sich in der Wursttheke oder auch im Schuhladen durch die teuren Lederschuhe bemerkbar macht. Dennoch stoßen nicht alle Produkte, die von Tieren stammen auf Gegenliebe, Nerz- oder Pelzmäntel sind nur ein Beispiel dafür. Und die Schuhe aus Rochen werden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ebenfalls Stürme der Entrüstung auslösen. Denn während viele gewiss niemals auf ihr Fleisch am Essenstisch verzichten würden, rückt der Nutzen bei den Schuhen in ein anderes Licht: Ebenso wie bei Pelzmänteln, sind wir technisch schon lange darüber hinaus, Tiere nur für den Zweck der Kleidung töten zu müssen. Die ethische Frage nach der Sinnhaftigkeit solcher Geschäftsmodelle wird sich vorerst jedoch jeder selbst beantworten müssen. Für die Hersteller macht es jedenfalls keinen Unterschied, ob das Leder nun von einem Rind stammt oder von einem Rochen.

Das Auswahlverfahren nennt sich „Bio-Custumization“

Der thailändische Hersteller „Rayfish Footwear“ sieht sein Unternehmen als innovatives Geschäftsmodell der Zukunft. Das Verfahren, bei dem der Kunde sein ganz persönliches Leder züchten kann, nennt man stolz „Bio-Customization“, zu Deutsch etwa „Bio-Individualisierung“. Mit synthetischen Stoffen wäre die Idee sicherlich auch nicht zu verachten, doch bleibt es zweifelhaft, für seine individuellen Schuhe ein Tier nach eigenem Gusto durch Genmanipulation züchten zu lassen. Aktuell kostet ein paar der Schuhe übrigens zwischen umgerechnet zwischen 11.800 und 12.900 Euro, doch soll der Preis für ein Paar gezüchtete Schuhe bei der „Massenproduktion“ auf rund 1.500 Euro fallen. Man darf gespannt sein, ob sich das Geschäftsmodell langfristig durchsetzen wird, denn die Tierschützer weltweit werden sicherlich Sturm laufen, wenn das Thema an die breite Öffentlichkeit gerät. Wissenschaftler halten die „Bio-Customization“ im Übrigen für ein Versprechen, das nicht gehalten werden könne. So sei unter anderem ein enormer Sprung in der Gentechnik notwendig, um alle verantwortlichen Gene in der Weise zu manipulieren, dass exakt das gewünschte Muster dabei herauskäme. Es bleibt ohnehin abzuwarten, wie viele Menschen solche Schuhe kaufen werden, um ihr exklusives Rochenleder spazieren zu tragen.

Foto: © Rayfish Footwear

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Über Stephan Lenz

Stephan Lenz studierte Philosophie, Soziologie und Anglistik an der Universität Mannheim. Es folgten schriftstellerische Fortbildungen und die freiberufliche Arbeit als Autor und Journalist. Neben unzähligen Artikeln in diversen Magazinen, veröffentlichte er Prosa im Charon Verlag, Hamburg, sowie im Wortkuss-Verlag, München. Er gehört seit vielen Jahren zum festen Stamm der Redaktion des Artikelmagazins.