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Rhetorik:

Die Kunst der Rede – Wenn Worte fesseln sollen

Immer wieder versuchen Personen andere Menschen mit Ihren Reden zu beeindrucken, sei es der neue Chef, der sich vor der Belegschaft präsentieren muss oder der Politiker, der versucht seine potentiellen Wähler um den Finger zu wickeln.

Der  Philosoph Aristoteles beherrschte die Rhetorik wie kein anderer.

Der griechische Philosoph Aristoteles und die Rhetorik. Bild: © picture-alliance / IMAGNO/Austrian Archives

Ein Werkzeug das entsprechende Ziel zu erreichen ist die Rhetorik, die Redekunst. Doch was hat es damit auf sich? Warum schafft es mal die Engelszunge die Zuhörer zu fesseln und warum ist manchmal schon echte Kampfrhetorik von Nöten?

Die Entstehung der Redekunst

Wie wichtig und bedeutend die Kunst des Redens ist, wusste man bereits in der Antike. Denn dort war es unter anderem notwendig, dass jeder Betroffene sein Anliegen vor Gericht selbst vortragen kann. Natürlich waren nicht alle ausreichend intelligent oder gebildet, um eine überzeugende Rede gestalten zu können, weshalb es schon in der Antike Menschen gab, die diese Aufgabe für andere Menschen übernahmen. So gab es zum Beispiel den Redelehrer Korax, der zusammen mit seinem Schüler als Vorreiter der Rhetorik gilt und den Menschen das Reden lehrte, bei der Erstellung von Reden half oder diese gegebenenfalls sogar komplett übernahm – gegen Bezahlung versteht sich.

Während die Arbeiten des Korax zwar durchaus effektiv waren, aber wenig sortiert und nur spärlich festgehalten, präsentierte der große Denker Aristoteles eine erste Systematik der Redekunst, die er zunächst mit der Tatsache auf den Punkt bringt, dass es in einer Rede darum geht, jemanden zu überzeugen. Und wie das funktioniert, dafür gibt es schier unerschöpfliche Werkzeuge und Möglichkeiten. Aristoteles unterschied seine Rhetorik weiter in drei Unterpunkte. Zum einen in die Glaubwürdigkeit des Redners – den Ethos –, in den emotionalen Zustand des Hörers – den Pathos – , Sowie in den Logos, also das Argument, welches er als wichtigstes Instrument in der Kunst des Redens betrachtete. Nach Aristoteles war es wichtig, aus den vorliegenden Überzeugungen der Zuhörer heraus zu argumentieren. Als eines der bekanntesten Mittel gilt dabei der sogenannte Wahrscheinlichkeitsschluss. Ein berühmtes Beispiel, das Aristoteles selbst in seinem Werk aufführt ist folgendes: „Wenn schon die Götter nicht alles wissen, dann wohl kaum die Menschen.“ In einem zeitgemäßen Beispiel könnte man auch fragen: „Wenn eine Firma dem Geschäftsführer schon kein Weihnachtsgeld zahlt, dann wohl auch nicht ihren Angestellten.“  Hinzu kommt dann natürlich noch die Glaubwürdigkeit der Person und schon haben die drei Pfeiler Aristoteles Rhetorik eine überzeugende Rede geschaffen. Die Zuhörer dieser rhetorischen Frage werden unzweifelhaft vom Inhalt der Aussage überzeugt sein und auch nicht auf den Erhalt einer Sonderzahlung hoffen.

Nun ist das genannte Beispiel von eher geringerer Bedeutung, doch ist eine ausgefeilte Rhetorik vor allem in der Politik von ungeahnter Wichtigkeit. Oftmals können Entscheidungen von Wählern oder Parteigenossen von einer einzigen Rede abhängen, die über den Ausgang entscheidet. In solch einem Falle wird natürlich nichts dem Zufall überlassen und die Wahrheit steht zunächst einmal hinter dem Wunsch, die Zuhörer zu überzeugen. Hier wird in der Rhetorik auch zwischen Philosophen und Sophisten unterschieden. Während der Philosoph daran interessiert ist, Wahrheiten zu finden und auch durch seine Rhetorik hervor zu kitzeln, geht es dem Sophisten einzig und alleine darum, sein Gegenüber zu überzeugen, mag seine Sicht der Dinge auch noch so falsch oder haarsträubend sein. Und das wirklich witzige dabei ist, dass das durchaus funktionieren kann, sofern der sophistische Rhetoriker auch sein Handwerk versteht.

Die Mittel der Rhetorik

Über die Mittel der Rhetorik gibt es ganze Buchveröffentlichungen und gute Redenschreiber sind gesucht, wie die Diamanten im Staub. Denn ob eine Rede letztlich in ihrer Gänze funktioniert oder nicht, hängt in erster Linie von der Kunst des Redenschreibens ab, aber nicht nur. Denn auch die Person, welche die Rede vortragen wird, muss im Kontext des Themas Glaubwürdigkeit vermitteln. Das heißt, der Rede des Biologen über die Vermehrung von Bakterien wird man eher Glauben schenken, als dem Übergewichtigen, der über einen Marathonlauf philosophiert. Nimmt man das Beispiel des Karl-Theodor zu Guttenberg wird deutlich, dass man sich als Zuhörer auch in der Glaubwürdigkeit des Redners täuschen kann. Denn viele gab es nicht wirklich, die das Gelöbnis des Politikers anzweifelten, er habe seine Doktorarbeit ganz alleine geschrieben. Überzeugt hat er dennoch mit seiner berührenden Rede, auch wenn der Inhalt nicht der Wahrheit entsprach. Und so einfach funktioniert die Rhetorik wirklich, auch wenn das Verkaufen von Lügen aus ethischer Sicht zumindest zweifelhaft bleibt, lässt sich mit einer ausgeklügelten, durchgestylten Rede einiges erreichen, von dem man zuvor gar nicht geglaubt hätte, dass es überhaupt möglich ist. Die rhetorischen Mittel effektiv in einem Artikel zu erklären ist natürlich unmöglich, aber jeder kann das Reden und das Schreiben von Reden üben. Es muss nicht gleich ein hoch bezahlter Rhetoriklehrer sein, für kleinere Anlässe tut es auch ein gutes Buch zu dem Thema.

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